Bild: Tesla-Fabrik in Fremont (Archivfoto: Tesla)
Einen Abgasskandal gab es bei Tesla in Deutschland schon länger, wenn auch einen ganz und gar harmlosen: Seit Ende 2020 wird so die Funktion bezeichnet, mit der man Darmwind-Geräusche von beliebigen Plätzen im eigenen Elektroauto erklingen lassen kann. Der Name ist natürlich eine Anspielung auf die wahren Emissionsskandale mit betrügerisch niedrigen Abgas-Werten, die ab dem vergangenen Jahrzehnt erst Volkswagen und dann viele weitere Verbrenner-Hersteller erschütterten. In den USA legte VW seinen Teil mit einer Einigung in zweistelliger Milliarden-Höhe bei, zu der auch der Aufbau des Elektroauto-Ladenetzes Electrify America gehört. Und auch dazu gibt es jetzt eine Tesla-Parallele im Kleinformat.
33 Tesla-Verstöße in Fremont
Die Mehrzahl der Elektroautos von Tesla wird trotz intensiver Bau-Aktivitäten in Deutschland, China und Texas immer noch in dem Werk Fremont in Kalifornien produziert, das vor gut zehn Jahren von einem Joint-Venture zwischen Toyota und General Motors übernommen wurde. Die Tesla-Fabrik platzt längst aus allen Nähten und wird immer noch mit neuen Anlagen und neuen Zelt-Strukturen um die bestehenden Gebäude herum ausgebaut.
Als schwer zu behebender Engpass darin erwies sich die Lackierei. Laut CEO Elon Musk war sie im Jahr 2018 mit verantwortlich für den stockenden Hochlauf beim Model 3, und noch in jüngerer Vergangenheit klagten manche Kunden über zu dünnen oder uneinheitlichen Lack auf ihren Teslas. Und wie sich zeigt, hat Tesla bei ihrem Betrieb offenbar nicht immer die kalifornischen Vorschriften zur Luftreinhaltung eingehalten.
Tesla habe in 33 Fällen gegen Luft-Vorschriften verstoßen, teilte vergangene Woche der Bay Area Air Quality Management District (BAAQMD) mit. Dass es ein Verfahren der Behörde deswegen gibt, hatte Tesla in seinen Finanzberichten für Q1 2021 ohne nähere Angaben bekannt gegeben. Auch über eine Verwarnung durch die Umwelt-Bundesbehörde EPA informierte Tesla kurz. Darin soll es um Informationspflichten in Zusammenhang mit Fahrzeug-Lackierungen gehen.
Tesla sieht keine Umwelt-Schäden
Zum Teil würden die Vorwürfe des BAAQMD bestritten, und Tesla sei der Ansicht, dass kein Schaden für die Umwelt oder die Bevölkerung entstanden sei, informierte das Unternehmen noch. Nach einem Bericht der lokalen Publikation Mercury News geht es dabei um Fälle seit 2015, und die wurden jetzt mit einer Einigung mit Tesla abgearbeitet. Laut einer Mitteilung bezahlt Tesla 1 Million Dollar und installiert zusätzlich ein Mikrogrid in einer benachteiligten Gegend in der Bay Area, in der auch Fremont liegt. Wie ein Sprecher den Mercury News erklärte, werden dafür 250.000 Dollar von der Zahlung abgezogen.
Konkret sollen die Fremont-Emissionen zulässige Werte überstiegen haben, Tesla soll ohne Genehmigung Anlagen installiert und verändert sowie vorgeschriebene Tests nicht vorgenommen haben; Aufzeichnungen wurden laut BAAQMD nicht korrekt geführt und Daten nicht rechtzeitig gemeldet. Was Tesla dazu sagt, lässt sich der Mitteilung nicht entnehmen, aber das Unternehmen hat laut ihrem Text der Zahlung und dem Mikrogrid-Bau zugestimmt.
Skandal im Mikro-Format
Wo das Mikrogrid entsteht, ist noch offen. Es soll aus einer Dach-Solaranlage mit 160 Kilowatt Leistung plus zwei Powerpack-Akkus von Tesla bestehen und in einer noch nicht bestimmten Gegend installiert werden, die besonders von Verschmutzung und Stromausfällen betroffen ist. Luft, Versorgungssicherheit und Preise sollen sich dadurch zum Besseren verändern. So wie Volkswagen USA mit Electrify America für zwei Milliarden Dollar ein Lade-Netz aufbauen muss, so investiert also jetzt auch Tesla in einer abgewandelten Strafe in eine sauberere Zukunft. Das finanzielle Volumen macht allerdings insgesamt nur etwa ein Zehntausendstel aus – so gesehen hatte der Tesla-Emissionsskandal passend zur geplanten lokalen Stromnetz-Stärkung also nicht einmal Mikro-Format.