Bild: Tesla (Anzeige von Safety Score in der App)
Tesla-CEO Elon Musk ist – zumindest vorübergehend – bescheidener geworden: Ende 2021 bezeichnete er als wahrscheinlich, mit dem Autopilot-System in diesem Jahr Stufe 4 des autonomen Fahrens zu erreichen, also ohne menschliche Aufsicht in begrenzten Gebieten. Im Mai sagte er, bis Ende 2022 würde der Beta-Test mit der Software FSD auf etwa 1 Million Teilnehmer ausgeweitet, aber die ist bislang nur ein Assistenz-System. Zumindest in den USA solle sie bis dahin in breiter Veröffentlichung sein, schränkte der Musk dann im August weiter ein. Und zumindest dieses Ziel könnte Tesla erreichen, denn mit der nächsten FSD-Version soll der Teilnehmer-Kreis deutlich vergrößert werden.
Tesla-Test bis hinab zu 80 Safety-Punkten
Der Beta-Test läuft seit Oktober 2020 in den USA und hat laut Tesla nach vielen neuen FSD-Versionen inzwischen rund 100.000 Teilnehmer in Nordamerika. Die Version 10.69, von Musk wie einige andere zuvor als Durchbruch angekündigt, ging zunächst nur an sehr wenige Beta-Tester, mit 10.69.2 erreichte sie am vergangenen Wochenende dann wohl die meisten. Wie inzwischen gewohnt, äußerten sich manche Tesla-Fahrer begeistert darüber, während andere von anhaltenden gefährlichen Fehlern berichteten.
Insofern scheint sich eigentlich nicht viel geändert zu haben, aber Musk will jetzt trotzdem die nächste Stufe angehen: Nach der Veröffentlichung von FSD 10.69.2.1 werde der Beta-Test auf Safety Scores oberhalb von 80 Punkten erweitert, kündigte er am Donnerstag auf Twitter an. Diese Bewertung der Fahrsicherheit anhand mehrerer Faktoren hatte Tesla im September 2021 als Aufnahme-Kriterien für FSD-Tester eingeführt. Neben einigen ausgewählten Kunden wurden bislang nur solche zugelassen, die nahezu die Maximalzahl von 100 Punkten erreichten.
10.69.2.1 coming out in a few days with additional polish, 10.69.3 comes out shortly after AI Day
— Elon Musk (@elonmusk) September 15, 2022
Mit der Öffnung weit nach unten dürfte die Teilnehmer-Zahl deutlich größer werden. Laut dem Tesla-Chef benötigt 10.69.2.1 noch ein wenig Politur und soll in einigen Tagen veröffentlicht werden. Version 10.69.3 solle dann kurz nach dem zweiten KI-Tag kommen, den Tesla für Ende September angesetzt hat. Allerdings wird man bislang nicht automatisch in den Beta-Test aufgenommen, wenn man die nötige Safety-Punktzahl erreicht hat. Ob sich das mit den nächsten FSD-Versionen ändern soll, blieb zunächst offen.
Breite FSD-Verteilung in USA rückt näher
Ebenso ist nicht klar, wie viele neue Tester durch die gesenkten Anforderungen grundsätzlich für die Beta-Teilnahme qualifiziert wären. Musk-Follower auf Twitter warfen 100.000-150.000 zusätzliche Tesla-Besitzer in den Raum, erhielten aber keine Antwort. Neben genügend Punkten braucht man für die Teilnahme am FSD-Test auch die gleichnamige Autopilot-Option, die in den USA mittlerweile 15.000 Dollar kostet, und selbst dort sollen sich zuletzt nur noch etwa 15 Prozent der Tesla-Käufer dafür entschieden haben.
Im August meldete Tesla die Produktion seines dreimillionsten Elektroautos weltweit. Wenn grob ein Drittel davon in Nordamerika blieb, gäbe es dort eine Million Teslas, und die FSD-Quote, die früher deutlich höher war, könnte im Mittel bei 30 Prozent liegen. So ergeben sich etwa 300.000 Elektroautos von Tesla mit FSD-Option im Nordamerika-Bestand. Das ist offensichtlich zu wenig, um bis Ende 2022 auf 1 Million Beta-Tester zu kommen, und für einen baldigen Start auf anderen Kontinenten sprach zuletzt nichts. Aber das Ziel der breiten FSD-Veröffentlichung in den USA noch in diesem Jahr, das Musk bei einem Besuch in Norwegen nannte, scheint näherzurücken.