Allmählich wird es zu einem Running Gag, und auch sein unfreiwilliger Urheber ist sich dessen offenbar bewusst und versucht, das Beste daraus zu machen. Schon seit 2015 sagt Tesla-CEO Elon Musk in wechselnden Formulierungen voraus, dass sein Unternehmen das technische Problem des autonomen Fahrens bald gelöst haben werde – muss die Erreichung dieses Ziels aber immer weiter in die Zukunft verschieben. Schon als Musk im Juli bei einer Telefon-Konferenz bekräftigte, dieses Jahr werde es wirklich so weit sein, hörte er sich selbst etwas belustigt an. Bei der Tesla-Hauptversammlung am Donnerstagabend sprach er erneut über das Thema – und musste lachen, als er diese Ankündigung wiederholte.
Tesla-Chef beendet Schwur mit Lachen
Bei seiner gut gelaunten Präsentation vor begeistertem Publikum in der neuen Gigafactory in Texas berichtete Musk unter anderem von dem hohen freien Cashflow, den Tesla in den vergangenen Quartalen erzielt habe. Der könne aber noch viele Male höher werden, wenn das Problem des autonomen Fahren gelöst sei, erklärte er. Das Ergebnis könne man durchrechnen und es sei geradezu „verrückt“, könne aber Realität werden.
Dann machte Musk eine kurze Pause und schien von seinem Plan für die Rede abzuweichen: „Ich schwöre, dieses Jahr…“, begann er mit erhobenem Zeigefinger (s. Foto oben) und verstellter Stimme und brach diesen Satz zu Rufen aus dem Publikum lachend ab. Streng genommen hat er die Ankündigung von Ende 2021 und diesem Juni, dass 2022 das Jahr des gelösten Autonomie-Problems bei Tesla wird, also nicht vollständig wiederholt. Dass das Ziel weiterhin gilt, wurde aber trotzdem deutlich.
Konkreter berichtete Musk von bedeutenden Fortschritten bei der Beta-Software FSD, die intelligent genug werden soll, um sicherer zu fahren als ein Mensch. Tests damit gibt es bislang nur in Nordamerika, und die aktuell laut Tesla gut 100.000 Teilnehmer warten auf die neue Version 10.13. Die werde eigentlich so viel besser, dass sie stattdessen die Versionsnummer 10.69 bekommen müsste, sagte Musk in einer Anspielung an die Zahl 69, die zusammen mit 420 besondere Bedeutung in der Tesla-Welt hat.
Neue FSD-Version mit „Chuck’s Turn“ steht an
Die Verbesserungen würden sich vor allem auf komplexes Abbiegen nach links beziehen, erklärte er weiter. Diese Manöver haben inzwischen den Beinamen „Chuck’s Turn“ nach einem Tesla-Kunden bekommen, der sie ständig testet. Mittlerweile würden sie zu fast 100 Prozent gelingen, sagte Musk. Möglicherweise nächste Woche werde die nächste FSD-Version kommen können, erklärte er, und schloss sich dann dem beginnenden Lachen darüber aus dem Publikum darüber an. Richtig ernst scheinen inzwischen also weder er selbst noch seine Aktionäre FSD-Ankündigungen des Tesla-Chefs noch zu nehmen. Trotzdem wiederholte er eine weitere konkrete Vorhersage: Wohl noch in diesem Jahr werde es eine breite Einführung des FSD-Tests in Nordamerika geben, was bedeute, dass jeder, der das möchte, in das Beta-Programm aufgenommen wird.