Bild: Boring
Eine klassische Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit hat Tesla zumindest in den USA nicht mehr, aber das bedeutet nicht, dass CEO Elon Musk das Image seines Unternehmens sich selbst überlässt. So verlieh er sich in diesem Frühjahr den offiziellen Titel Technoking of Tesla – in dem Wissen, dass das viel kostenlose Medien-Aufmerksamkeit bringen würde, wie er vor kurzem in einem Prozess verriet. Bei seinem Neben-Unternehmen Boring wiederum wird offenbar sogar sehr genau gesteuert, was dessen Fahrer in Las Vegas über den Gründer und Chef sagen oder nicht sagen.
Fragen zu Elon Musk „extrem sensibel“
Davon – und noch von weiteren Details aus dem Innenleben – des ersten Boring-Dienstes, einer Untergrund-Strecke mit zwei Röhren für das Convention Center in Las Vegas (LVCC Loop), berichtete vergangene Woche die US-Publikation TechCrunch. Die Informationen stammen demzufolge aus behördlichen Akten, die ihr auf Antrag zur Verfügung gestellt wurden.
Teil davon ist laut TechCrunch ein Dokument mit dem Titel „Ride Script“. Eigentlich sollen die Fahrer am Steuer der Teslas unter dem LVCC möglichst gar nicht mit ihren Passagieren reden: „Begrenzen Sie die Konversation auf ein Minimum, damit Sie sich auf die Straße konzentrieren können“, heißt es darin. Allerdings gibt sich die Boring-Führung nicht der Illusion hin, dass sich Gespräche vermeiden lassen. „Sie werden mit Fragen bombardiert werden“, schreibt sie weiter, und nennt dann Beispiele dafür und „die empfohlenen Antworten“.
Und auch die fallen zumeist höflich, aber inhaltsleer aus. Die Frage, wie lange jemand schon für Boring Tesla fährt, soll launig mit „lange genug, um diese Tunnels gut zu kennen“ beantwortet werden. Unfälle? „Das System ist sehr sicher, und ich weiß es nicht genau. Sie müssten das Unternehmen fragen.“ Wird im Tunnel der Tesla-Autopilot genutzt? Auch dafür gibt es laut TechCrunch eine Skript-Antwort, aber sie wurde als „vertraulich mit Bezug zu öffentlicher Sicherheit“ geschwärzt.
„Extrem häufig und extrem sensibel“ sind laut den Boring-Unterlagen außerdem Fragen über Elon Musk, Gründer und CEO des Unternehmens, berichtet TechCrunch weiter daraus. Nur wenn Passagiere den ersten Versuch einer höflichen Abwehr mittels Themenwechsel ignorieren, sollen die Fahrer überhaupt darauf eingehen. Wenn es dazu kommt, gibt ihnen das Fahrten-Skript aber eine ganze Reihe von positiven Formulierungen als Antwort an die Hand.
Tunnel-Teslas ohne Assistenten
Wer wissen will, wie Musk so ist, soll „Er ist beeindruckend“! Inspirierend / motivierend / etc.“ zu hören bekommen. Die Standard-Antwort auf die Frage, ob man gern für ihn arbeitet, hört sich laut TechCrunch sogar nach Nordkorea an: „Ja, er ist eine hervorragende Führungspersönlichkeit. Er motiviert uns, hervorragende Arbeit zu leisten.“ „Great Leader“ wurde der Vater des heutigen nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong Il (der selbst als „Dear Leader“ firmiert) genannt. Mit Kleinbuchstaben wie in dem Boring-Dokument ist es aber auch ein recht normales amerikanisches Lob für gute Führungsqualität. Über Musks Twitter-Aktivitäten jedenfalls sollen die Fahrer gar nichts sagen und zu Berichten über schlechte Seiten von ihm, dass sie diese persönlich nicht kennen.
Abgesehen von diesen Sprachregelungen enthalten die bei TechCrunch angelieferten Akten interessante Informationen zum Umgang mit technischen Fahrhilfen in den beiden LVCC-Röhren. Dass die Teslas dort noch nicht mit Autopilot-Steuerung unterwegs sind, war bereits bekannt, und soll sich später ändern. Doch aktuell müssen offenbar sogar die Systeme deaktiviert oder ausgebaut werden, die sonst automatisch bremsen, vor Hindernissen warnen oder beim Spurhalten helfen. Laut einem Wartungsplan sollen Mechaniker täglich überprüfen, ob das noch so ist, zitiert TechCrunch daraus.