Bild: @raffaeru/status/
Mit ihren großen Touchscreens einschließlich drahtlosen Updates und vielen Computer-Funktionen haben sich die Elektroautos von Tesla einen Ruf als rollende Smartphones erarbeitet. In letzter Zeit erweckte das Unternehmen allerdings den Eindruck, bei Software ins Hintertreffen zu geraten. So hielt der Geschäftsführer einer Elektroauto-Vermietung in diesem April praktisch unwidersprochen fest, der Autobahn-Assistent von VW sei inzwischen besser als Teslas Autopilot. Wenig später schimpfte ein bekannter YouTuber in einem Video 20 Minuten lang über das System. Doch zumindest zwei besondere lästige Probleme scheinen jetzt behoben zu werden.
Kritik und Hohn für Tesla-Assistenten
Unter anderem mit „Tesla Vision ist der größte Scheiß“, kommentierte der YouTuber Björn Nyland im Juli eine Autobahn-Fahrt im Dunklen, bei der er das Autopilot-System zum Spur- und Tempo-Halten nutzte. Seit einem Update im Frühjahr wird dafür der Radar-Sensor nicht mehr ausgewertet, den Tesla in neue Elektroautos gar nicht mehr einbaut. Gleichzeitig sorgte die neue Software dafür, dass bei der Autopilot-Nutzung auch die Regen-Erkennung für die Scheibenwischer und die Fernlicht-Automatik aktiviert werden.
Theoretisch können dadurch die Kameras als die jetzt einzigen Autopilot-Sensoren besser sehen – aber in der Praxis sorgte die automatische Aktivierung der zwei Nebenfunktionen für viel Ärger. Das Tesla-Prinzip „vision only“ wurde von einem kreativen deutschen Kunden zu „wischen only“ verballhornt, weil die Software die Wischer häufig und ausdauernd grundlos arbeiten lasse. Die viel zu oft aufblendende Fernlicht-Automatik wiederum wurde nicht nur von Nyland beschimpft, sondern für ein französisches Paar nach dessen Schilderung sogar gefährlich: Ein Lkw-Fahrer habe auf die Blendung durch ihren entgegenkommenden Tesla mit einem Angriff mittels Laser-Pointer reagiert, berichtete es vor kurzem.
Erfreute Reaktion auf Software-Update
Zunehmend ungeduldig baten angesichts solcher Vorkommnisse vor allem europäische Tesla-Besitzer auf Twitter an CEO Elon Musk oder bekannte Follower von ihm gerichtet um schnelle Besserung. Und auf irgendwelchen Kanälen scheinen ihn diese Rufe erreicht zu haben, denn ein aktuelles Software-Update bringt laut Fahrer-Berichten sowohl bei der Regen-Erkennung als auch bei der Fernlicht-Automatik tatsächlich klare Verbesserungen. Das schrieb zum Beispiel der österreichische Tesla-Kunde @raffaeru, der zuvor hartnäckig auf die Probleme hingewiesen und sich damit zum Teil schon unbeliebt gemacht hatte.
Seine Tests nach dem Update auf die Software-Version 2022.40.4 beschränkten sich zunächst auf den Fernlicht-Aspekt. Dieser Assistent sei jetzt endlich nutzbar, erklärte der mehrfache Tesla-Käufer zu einem Video mit Beispielen dafür, das er auf YouTube veröffentlichte. In dem deutschen Forum Tesla Fahrer und Freunde (TFF) meldeten in dieser Woche zahlreiche Mitglieder ähnlich erfreut Fernlicht-Fortschritte. Außerdem wurde von spürbaren Verbesserungen bei der zuvor nicht weniger intensiv kritisierten Scheibenwischer-Automatik berichtet.
Tesla-Fahren ohne unpassendes Fernlicht
Perfekt scheinen beide Assistenten immer noch nicht zu funktionieren, aber zumindest so, dass unangemessenes Wischen oder Aufblenden beim Tesla-Fahren mit oder ohne Autopilot-Unterstützung nicht mehr der Regelfall ist. Laut einer Umfrage im TFF hatte eine klare Mehrheit der Teilnehmer bislang zumindest gelegentlich Probleme mit einer dieser beiden Funktionen für bessere Sicht. Jetzt wurden sie besser – und Tesla könnte sich als Nächstes die Tempolimit-Erkennung auf der Autobahn vornehmen, deren Fehlen in Europa ebenfalls zunehmend kritisiert wird.