Bild: SpaceX
In Starbase im US-Bundesstaat Texas, bisher Boca Chica genannt, soll bald das Starship von SpaceX zu seinem ersten Orbitalflug starten, frühestens am 20. Juni. Der Super Heavy Booster soll nach dem Start 170 Sekunden lang feuern und sich dann abtrennen und im Golf von Mexiko landen, etwa 20 Meilen von der Küste entfernt. Das Starship als die Oberstufe soll mit Orbital-Geschwindigkeit (28.000 km/h) einmal fast um die Erde kreisen und dann sanft auf dem pazifischen Ozean nordwestlich von Hawaii niedergehen.
Keine sanfte SpaceX-Landung?
Diesen Plan hat SpaceX vor einigen Tagen der amerikanischen Behörde FCC gemeldet, die für die nationale und internationale Kommunikation in den USA über Funk zuständig ist. Und der Plan zeigt den nächsten großen Meilenstein: das bisher nur in Teilen und kurzen Flügen getestete, letztlich aber für Mond und Mars vorgesehene Starship-System soll erstmals in einen Erdorbit fliegen. Mit dieser Ankündigung hat Elon Musks Raumfahrtunternehmen einmal mehr zahlreiche Spekulationen ausgelöst.
Soll der Booster im Golf von Mexiko einfach in das Wasser fallen oder wirklich gesteuert landen? In letzterem Fall bräuchte er Landebeine, um auf der Plattform eines Schiffs zu stehen – oder die Plattform bräuchte Roboterarme zum Einfangen. Diesen Technik-Ansatz verfolgt CEO Elon Musk neuerdings, und er wird voraussichtlich auch in einem der künftigen Start-/Landetürme in Boca Chica/Starbase implementiert. In diesem Sommer dürfte aber noch keine schwimmende Plattform mit Auffangarmen dafür bereitstehen – auch wenn fleißig an den beiden ehemaligen Öl-Bohrinseln „Phobos“ und „Deimos“ gearbeitet wird, die SpaceX im letzten Jahr erworben hatte und nun zu schwimmenden Start-/Landeplattformen umbaut.
Ebenso unklar ist, ob das Starship selbst nach seiner kurzen Erdumkreisung gezielt landen wird. Hier vermuten viele, dass SpaceX aus pragmatischen Gründen für den Erstflug keine Bergung anstrebt, sondern lediglich hofft, dass das Starship den Wiedereintritt in die Atmosphäre möglichst an einem Stück übersteht, um dann im Meer zu versinken. Das soll auch nicht in direkter Nähe zum Festland der USA geschehen, sondern bei Hawaii – denn ein missglückter Wiedereintritt in die Atmosphäre könnte große Trümmerteile mit sich bringen, und die sollten über möglichst wenig belebtem Gebiet niedergehen.
Musks nächster Meilenstein
Das Startdatum für den Orbitalflug könnte sich von frühestens dem 20. Juni auf Juli oder August verschieben. Der Super Heavy Booster wurde bisher nur am Boden getestet, ein echter Flugtest selbst ohne Starship steht noch aus. Allerdings ist die für den Orbitalflug mit der Oberstufe vorgesehene Booster-Version BN3 schon in der fortgeschrittenen Fertigung. Was die Starship-Stufe angeht, wird momentan überlegt, ob der Prototyp SN15, der Anfang Mai zum allersten Mal erfolgreich landete, zu einem zweiten Flug aufbricht. Dann steht als Nächstes SN16 bereit, für einen möglichen Flug auf bisher unerreichte 20 km Höhe mit anschließender Landung. Ob dann die Prototypen SN17-19 auch noch fliegen werden, muss man abwarten. SN20 jedenfalls, mit dessen Fertigung auch bereits begonnen wurde, soll mit dem BN3 Booster zum ersten Orbitalflug aufbrechen – Musks nächster Meilenstein auf dem Weg zum Mars.