Bild: Tesla-Vision für Giga Berlin (Foto: Tesla)
Die Tesla-Aktie hat am Donnerstag den ersten Schrecken nach den verfehlten Gewinn-Schätzungen im vierten Quartal 2020 gut weggesteckt. Zwar verlor sie vorbörslich bis zu 8 Prozent und eröffnete dann fast 6 Prozent unter dem Schlusskurs des Vortags, im weiteren Verlauf aber erholte sie sich merklich und schloss mit minus 3,35 Prozent bei 835,43 Dollar – immer noch weit über dem Kurs von Ende 2020, kaum niedriger als vor einer Woche und mehr als sechsmal so hoch wie vor einem Jahr. Zu der milden Reaktion dürfte beigetragen haben, dass Analysten bei großen Brokern auf gewisse Weise die Perspektive gewechselt haben.
„Börse wegen Tesla-Zahlen nicht beunruhigt“
CEO Elon Musk wirft den Börsen-Profis gern vor, dass sie zu kurzfristig denken würden. Aber am Donnerstag blickten mehrere weit über die Quartalsenttäuschung hinaus und verwiesen auf die langfristig guten Aussichten für Tesla. Das geht aus einer Zusammenstellung von Analysten-Stimmen zu den Tesla-Geschäftszahlen in Q4 2020 des Anleger-Magazins Barron’s hervor. Tesla habe im Verhältnis zu den Gewinn-Erwartungen seit fünf Quartalen nicht mehr so schlecht abgeschnitten wie zuletzt, schreibt die Zeitschrift darin, hält aber fest: „Die Wall Street scheint wegen der Ergebnisse nicht beunruhigt zu sein.“
Wer die Aktie schon vorher negativ sah, blieb wenig überraschend auch nach den Zahlen dabei. Zwar hatten mehrere Analysten im Vorfeld der Q4-Zahlen ihre Kursziele deutlich erhöht, aber Barron’s zitiert auch zwei weiterhin skeptische, die Tesla auf das Niveau von Anfang 2020 oder noch deutlich tiefer zurückfallen sehen. Das Unternehmen werde seine (im vierten Quartal schon gesunkene Gewinnmarge) kaum halten können, wenn die Einnahmen durch den Verkauf von CO2-Guthaben wegfallen, sagte der Chef der kleinen Börsen-Firma GLJ Research; die Investmentbank J.P. Morgan zeigte sich enttäuscht vom Tesla-Ausblick für das laufende Jahr.
Doch in dem Artikel kommen weitaus mehr Analysten zu Wort, die mindestens weiter zum Halten der Tesla-Aktie raten. Zwei dieser Beobachter rieten sogar, bei möglicher Schwäche als Reaktion auf die neuen Zahlen zuzugreifen – was am Donnerstag nach der schwachen Eröffnung zum Teil schon geschehen sein dürfte, aber in beide Richtungen noch nicht zu Ende sein muss. Der Analyst der Deutschen Bank zum Beispiel blieb bei seiner Kauf-Empfehlung und seinem Kurs-Ziel von 900 Dollar für Tesla, das auf seiner Gewinnschätzung für das Jahr 2025 basiert.
3,88 Millionen Elektroauto-Verkäufe in 2025
Weitere Analysten äußerten leise Enttäuschung über die unspezifische Tesla-Prognose für das neue Geschäftsjahr. Statt eines konkreten Zielwertes für Produktion und Auslieferungen bekamen sie von Tesla jetzt erstmals nur die Aussage, langfristig seien bei den eigenen Elektroautos 50 Prozent Plus pro Jahr zu erwarten, in manchen Jahren mehr, in manchen weniger.
Aber derart hohes Wachstum über mehrere Jahre ist bei einem Unternehmen mit bereits zweistelligen Milliarden-Umsätzen durchaus ungewöhnlich und würde für Tesla 3,88 Millionen Elektroauto-Verkäufe in 2015 bedeuten. Insgesamt, fasst Barron’s zusammen, scheint die Wall Street deshalb zu dem Schluss gekommen zu sein, dass das vierte Quartal nicht sehr gut gewesen sei – sich dadurch aber eigentlich nichts geändert habe.