Bild: Tesla (Symbolfoto)
Im zweiten Quartal dieses Jahres hat Tesla zum dritten Mal in Folge die Zahl seiner produzierten und verkauften Elektroautos auf ein neues Rekord-Niveau gesteigert. Das gab das Unternehmen am Freitag vor US-Börsenstart bekannt – und trotzdem verzeichnete die Aktie am Ende nur einen minimalen Gewinn. Das dürfte damit zusammenhängen, dass der Rekord von 201.250 Tesla-Auslieferungen in Q2 2021 fast exakt in dieser Höhe erwartet worden war. Aber eine Anlagefirma sah ihn als Beleg dafür, dass sich das Wachstum bei Tesla von erhöhtem Niveau aus noch beschleunigt. Und eine Investmentbank bezeichnete die aktuelle Entwicklung als „Ruhe vor dem Sturm“.
Bis zu 900.000 Auslieferungen erwartet
„Beschleunigung bei Wachstum der Tesla-Auslieferungen geht weiter“, kommentierte Loup Ventures die Zahlen, eine seit langem und damit insgesamt sehr profitabel bei Tesla engagierte Anlage-Gesellschaft. Das Unternehmen scheine sich im aufsteigenden Bereich seiner S-Kurve zu befinden, ermöglicht durch die Kombination aus Kaufinteresse an Elektroautos und dem überzeugenden Tesla-Angebot in diesem Bereich. Die Rekord-Auslieferungen im zweiten Quartal hätten den Erwartungen entsprochen, bestätigt Loup. Das bedeute aber 122 Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahres-Quartal, mehr als in den ersten drei Monaten dieses Jahres (109 Prozent) und Ende 2020 (61 Prozent).
Solche auf hohem Niveau zunehmenden Raten seien selten und ein typisches Merkmal von Wachstumsunternehmen, schreibt Loup Ventures weiter. Dies gelte bei Tesla ungeachtet der Tatsache, dass die ersten beiden Quartale 2020 pandemiebedingt relativ schwach waren, was den Vergleich mit diesem Jahr positiver aussehen lässt. Nach insgesamt 386.000 Auslieferungen im ersten Halbjahr seien jetzt 850.000-900.000 in ganz 2021 erreichbar – deutlich mehr als zumindest die offizielle Tesla-Prognose von mindestens 750.000. Das sei umso beeindruckender, weil alle Auto-Hersteller mit Chip-Knappheit zu kämpfen hatten und nur knapp 2000 neue Model S und 0 Model X ausgeliefert wurden.
Morgan Stanley: “In our view, the direction of the stock through year end and into 2021 will be based on supply expansion (progress on Austin, Berlin and others) and new product introductions (cars, trucks, vans, batteries, energy, software).” pic.twitter.com/b9qkxAyUiu
— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) July 2, 2021
Für die Tesla-Beobachter der Bank Morgan Stanley bedeuten die erfüllten Börsen-Erwartungen für das zweite Quartal ein „De-Risking“, also gesunkenes Risiko in der Aktie, weil das trotz der akuten Chip-Krise gelungen sei. Sie berichten von einem aktuellen Markt-Konsens von 853.000 Auslieferungen im Gesamtjahr und erwarten jetzt einen Wert zwischen dieser Schätzung und ihrer bisherigen eigenen von 824.000 Teslas. Die Entwicklung der Aktie im Rest von 2021 werde von Fortschritten bei neuen Fabriken und Produkten abhängen, sagt Morgan Stanley voraus. Q2 sei möglicherweise nur die Ruhe vor einem Sturm in Form von mehr Kapazität gewesen.
„Tesla gehört die Batterie-Bäckerei“
Die Bank of America sieht das laut Twitter-Auszügen aus ihrer Reaktion auf die Q2-Zahlen ähnlich, aber mehr Risiken: Tesla habe eindeutig einen First Mover Advantage und hebe sich in vielerlei Hinsicht auch von der neuen Elektroauto-Konkurrenz ab. Doch das Angebot nehme rapide zu, was ein ungewohntes Risiko darstelle. Laut den Kollegen bei Morgan Stanley dürfte Tesla den entscheidenden Vorteil allerdings auch weiterhin haben: In den nächsten zwei bis drei Jahren werde es für Wachstum bei Elektroautos darauf ankommen, wer sich am meisten kostengünstige Batterien sichern kann. Erfolgreich würden bildlich gesprochen die Anbieter sein, die dem Brot-Lastwagen am nächsten seien – und Tesla gehöre die Bäckerei.