Bilder: Martin Zink
Wäre der Opel Astra ein Buch, hätte es schon viele Kapitel. Im Jahr 1991 wurde er als Nachfolger des Kadett auf den Markt gebracht und dann mit dem VW Golf als ewigem Widersacher mit allerlei Facelifts und Neuentwicklungen konkurrenzfähig gehalten. Bei der diesjährigen IAA Mobility wurde in dieser Woche ein ganz neues Kapitel in diesem Buch aufgeschlagen, oder jedenfalls ein halbes: Ab sofort ist der Opel Astra als reines Elektroauto im Kombi-Format Sports Tourer zu bestellen.
Eher typischer Opel als mutig
Ein vollelektrischer Astra als Schrägheck-Version sollte schon seit diesem Sommer bestellbar sein. Wie wir bei telefonischen Nachfragen bei Händlern feststellten, scheint er aber noch nicht überall wirklich angekommen zu sein. Keiner der vier hatte hatte einen Astra in der Elektroauto-Version auf dem Hof stehen. Hybride dagegen waren reichlich vorhanden, und Benziner sofort mitnehmbar. Die IAA in München bot mit dem Astra Electric Sports Tourer also einen noch recht exklusiven Anblick.
Der Kombi-Opel basiert wie die anderen Astra-Varianten auf der von Stellantis übernommenen EMP2-Plattform, die nicht nur für Elektroautos geeignet ist, Das erfordert Kompromisse, die man ihm aber wenig anmerkt. Ebenso wenig ist äußerlich davon zu sehen, dass das Astra-Design „mutig“ ist, wie es der Designchef der Marke mitteilen ließ. Eher hat man einen typischen Opel vor sich, nur etwas eckiger und moderner. Der als Vizor bezeichnete Kühlergrill ist nicht hässlich, aber sieht eben wie ein Kühlergrill aus.
Auch bei der Beschleunigung sollte man von dem Kombi-Elektroauto keine Wunder erwarten. Die Schrägheck-Version braucht 9,2 Sekunden von 0-100 km/h, die neue ist etwas schwerer und deshalb wohl langsamer. Bei gemäßigterer Fahrt nach WLTP-Norm kommt man damit laut Opel 413 Kilometer weit. Das ist ordentlich, aber das Tesla Model Y fängt bei 455 Kilometern Reichweite erst an. Im Astra steckt eine nur 54 kWh große Batterie. Geladen wird sie mit bis zu 120 kW am Gleichstrom-Lader oder bis zu 11 kW an der Wallbox. Der Motor leistet 156 PS bei 270 Newtonmetern Drehmoment.
Im Inneren kann der elektrische Astra mit großen Bildschirmen und bequemen Sitzen überzeugen, optional mit AGR-Zertifikat der „Aktion Gesunder Rücken“. Auf der IAA zeigte Opel nicht die einfachsten Ausstattungsvarianten, weshalb die Material-Anmutung sehr angenehm war. Man empfindet das nicht als Premium, aber ein Billgheimer ist der Astra Electric genauso wenig. Verfügbar ist auch ein Head-Up-Display. Der Kombi-Kofferraum fasst maximal 1553 Liter. Ziemlich viel, aber lange nicht so viel wie im Tesla Model Y. Dort passen gut 2100 Liter hinter die Vordersitze und in den Frunk.
Gefälliges Astra-Elektroauto
Die neueste Astra-Episode gefiel uns insgesamt gut. Der E-Kombi Sports Tourer steht ansehnlich da, ohne hypermodern zu wirken. Wer den elektrischen Astra in dieser Form kaufen möchte, muss mindestens 41.348 Euro auf den Tisch legen – gut 14.000 Euro mehr als für die billigste Benziner-Version. Die besser ausgestattete GS-Version mit 360-Grad-Kamera und Abstandstempomat kostet mindestens 44.418 Euro. Ein Model Y mit Heckantrieb kostet etwa 3000 Euro mehr, wenn man berücksichtigt, dass in den Konfigurator-Preisen bei Tesla stets schon der Hersteller-Umweltbonus abgezogen ist.