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Öliger Ausblick: Opec erwartete 2015 weltweit 4,7 Millionen Elektroautos – aber erst in 2040

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Bild: Opec

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So richtig in Ordnung ist die Welt der Erdöl exportierenden Staaten wohl schon länger nicht mehr, aber 2015 sah sie zumindest noch stärker so aus. Tesla hatte mit Roadster und Model S zwar schon angefangen, den neuen Markt der Elektroautos zu schaffen, aber das bezahlbarere Model 3 stand noch aus – und von den heute vielen E-Offensiven der etablierten Hersteller war noch fast nichts zu hören. In diesem Umfeld gab die Opec als der Zusammenschluss der wichtigsten Öl-Staaten damals ihre alljährliche Prognose zur langfristigen Entwicklung ihrer Märkte ab. Im Rückblick darauf zeigt sich vor allem, wie sehr man bei so etwas danebenliegen kann.

Elektroauto-Prognose früh weit übertroffen

Auf die sechs Jahre alte Prognose aus dem World Oil Outlook 2015 der Opec wies in dieser Woche auf Twitter Colin Mckerracher hin, Leiter des Transport-Bereichs bei der Marktforschungsfirma BloombergNEF. Demnach erwartete die Organisation damals, dass bis zum Jahr 2040 weltweit 4,7 Millionen Elektroautos unterwegs sein würden. In Wirklichkeit wurden es nach BNEF-Daten dann 8 Millionen schon Mitte dieses Jahres, also fast doppelt so viele und fast 20 Jahre früher. Bis Ende 2021 werden 11 Millionen erwartet.

Prognosen wie die der Opec seien einer der Gründe gewesen, warum BNEF ein Jahr später erstmals einen eigenen Elektroauto-Ausblick veröffentlicht habe, erklärte Mckerracher dazu. Zu dieser Zeit hätten alle Studien aus dem Öl-Sektor dazu geneigt, die kommenden Veränderungen herunterzuspielen. Auch die erste eigene habe sich im Rückblick noch als zu zurückhaltend erwiesen – dabei sei sie schon 100-mal optimal optimistischer als der damalige Konsens gewesen. Aktuell sagt BNEF übrigens 70 Prozent Elektroauto-Anteil bei den weltweiten Verkäufen in 2040 voraus.

Aber Mckerracher griff die alte Opec-Vorhersage nicht auf, um sich darüber lustig zu machen. Es wäre leicht, sie als Mischung aus Lobbyismus und Investoren-Werbung abzutun, erklärte er später in einem Newsletter dazu. Doch wenn man genauer hineinschaut, zeigt sich ein grundlegender und vielleicht sogar unschuldiger Fehler, der noch heute Teilen der Auto-Industrie unterläuft.

Die Daten zu alternativen Antrieben in solchen Studien beruhten auf der Annahme, dass Kunden und Hersteller nur als Reaktion auf politische Vorgaben darauf umsteigen, erklärt Mckerracher. Ausgehend von einem prognostizierten Wert für die künftig noch erlaubten Emissionen berechnete man, mit welchen nicht oder weniger fossilen Technologien sie am billigsten zu erreichen wären. Diese Betrachtung funktioniert laut dem Marktforscher aber nicht mehr: Plötzlich sind die Kunden im Spiel, die Elektroautos nicht etwa nur ertragen, sondern besser finden als Verbrenner, und auch Freunde und Nachbarn davon überzeugen. Die Nachfrage-Seite verlangt also mehr Elektroautos, als allein zur Erfüllung von Vorgaben erforderlich wären. Zu ergänzen wäre vielleicht: Und Tesla sorgt dafür, dass auch traditionelle Hersteller diese vermehrt anbieten müssen, weil sonst noch mehr Kunden abwandern.

Nächster großer Fehler in Öl-Studien?

Ein zweites Problem in alten, aber auch neuen Elektroauto-Prognosen sieht Mckerracher in Annahmen über die Kosten-Entwicklung. Korrekt habe die Opec mit sinkenden Batterie-Preisen gerechnet, das Ausmaß aber weit unterschätzt. Für die Zukunft erwartet der Marktforscher außerdem, dass sich noch eine weitere Grundannahme in Studien aus dem Öl-Sektor als falsch erwiesen könnte: Die meisten würden davon ausgehen, dass die Zahl der Autos weltweit bis 2040 auf 2 Milliarden von heute 1,2 Milliarden zunimmt – doch volle Städte sprächen dafür, dass ein so rapides Gesamtwachstum nicht eintritt.

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