Bild: tbtesla (TFF)
Manche Kunden behaupten, das Phänomen nicht zu kennen oder nur extrem selten zu erleben, aber damit scheinen sie in der Minderheit zu sein: Seit Jahren klagen andere darüber, dass Elektroautos von Tesla unter Autopilot-Steuerung ohne erkennbaren Anlass jäh das Tempo verringern, was im deutschsprachigen Raum den Spitznamen „Phantom-Bremsung“ bekommen hat. Laut einem Bericht hat Tesla in Norwegen selbst Erlebnisse von Beschäftigen dazu gesammelt. Und deutsche Kunden stellen jetzt eine Liste von Orten zusammen, an denen mit dem unerwünschten Autopilot-Verhalten zu rechnen ist.
Tesla-Beschäftigte rätseln über Ursache
In einer Excel-Tabelle habe Tesla Phantom-Erfahrungen eigener Beschäftigter in Norwegen festgehalten, berichtete vergangene Woche das Handelsblatt. Die Daten liegen der deutschen Zeitung nach ihren Angaben vor – als Teil einer großen Sammlung, die ihr ein Ex-Mitarbeiter von Tesla zur Verfügung gestellt hat. Inzwischen hat sie auch den Namen des Mannes bekannt gemacht, der sich selbst als Whistleblower sieht und von seinem früheren Arbeitgeber wegen der Daten-Weitergabe verklagt wird.
Trotzdem berichtet das Handelsblatt weiter aus seinen „Tesla-Files“. In dem neuen Beitrag werden negative Erfahrungen von mehreren Beschäftigten in Norwegen zitiert. Ein gutes Dutzend soll geschildert haben, „wie ihre Fahrzeuge bei eingeschaltetem Autopiloten selbstständig und ohne erkennbaren Grund bremsten, teils bei hoher Geschwindigkeit“. Einer habe das ein- bis zweimal pro Fahrt erlebt, ein anderer immer an derselben Stelle, ein dritter so häufig, dass er danach lieber auf die Autopilot-Nutzung verzichtete.
Diese Berichte scheinen aus dem Herbst 2020 zu stammen, aber beispielsweise in dem deutschen Forum Tesla Fahrer und Freunde (TFF) kann man immer noch häufig von dem Phantom-Phänomen lesen, und bei der US-Verkehrsbehörde gehen ständig neue Beschwerden dazu ein. Jedenfalls die Beschäftigten in Norwegen konnten laut Handelsblatt nicht herausfinden, woran es liegt. Spekuliert wurde, dass Schatten unter Brücken etwas damit zu tun haben könnten. Ähnlich ratlose Vermutungen sind auch in Foren von Tesla-Kunden zu lesen.
Deutschland-Karte für Autopilot-Phantome
Zum Teil soll sich das Phantom-Verhalten auf bestimmten Abschnitten zuverlässig reproduzierbar einstellen, zum Teil nur unter speziellen Bedingungen. Ohne genau danach zu differenzieren, veröffentlichte das TFF-Mitglied tbtesla Ende November einen Beitrag, in dem Orte gesammelt werden sollen, an denen die unerwünschten Autopilot-Bremsungen auftreten. Den Anfang machte es selbst mit der A92 bei Erding, wo das Tesla-System auf 70 km/h gebremst habe. Bis diesen Freitag steuerten sieben weitere Mitglieder eigene Einträge bei, und eine Deutschland-Karte der phantomverdächtigen Stellen (s. Ausschnitt oben) füllte sich.