Bild: @tesla_adri
Je nach Betrachtungsweise war es ein Glück oder großes Pech, dass das Tesla Model 3 schon vor Juli 2019 seine Typ-Zulassung in der EU bekommen hat: Seit diesem Datum müssen neu homologisierte Elektroautos einen Fahrgeräusch-Generator an Bord haben, der schwächere Verkehrsteilnehmer bei niedrigen Geschwindigkeiten akustisch warnt. In den USA sind neuere Teslas schon mit einem solchen AVAS-Warnsystem ausgestattet, und als es Ende 2020 mit einem Software-Update zusätzlich zum Außen-Lautsprecher für beliebige Klänge wurde, waren manche Europäer froh und manche traurig darüber, dass es bei ihnen an der Vorbereitung dafür fehlte. Jetzt allerdings ist auch in Deutschland der erste Tesla mit künstlichem Fahr-Sound aufgetaucht.
Zweite Aktualisierung: An diesem Donnerstag schien sich zusätzlich herauszustellen, dass die neuen Model 3 nicht nur wie vorgeschrieben dezente Warngeräusche abgeben können, sondern auch ganz andere – mit dem Boombox-Funktion, die es in den USA schon länger gibt. Aber kaum war sie entdeckt, wurde sie auch schon beschnitten: Ein deutscher Tesla-Besitzer meldete auf Twitter, andere Sounds könne man jetzt nur noch für die Hupe auswählen und nur im Stillstand nutzen.
Alle China-Teslas mit Lautsprecher?
Die ersten Meldungen kamen am vergangenen Donnerstag zunächst aus Großbritannien. Dort wurde ein Model 3 aus chinesischer Produktion ausgeliefert, das dabei rückwärts von einem Auto-Transporter herunterfuhr. Zu hören war dabei neben dem Rumpeln der Federung und den zwitschernden Vögeln der Umgebung ein leises Heulen mit schwankender Tonhöhe, das sich nach einem Alien-Raumschiff anhört. Aus den USA ist dieser Tesla-Sound schon seit Sommer 2019 bekannt.
Aktualisierung: Wie wahlweise erhofft oder befürchtet, sind offenbar auch Model 3 aus China für den deutschen Markt jetzt mit dem Warn-System ausgestattet. Das führte einen Tag später auf Twitter der Tesla-Kaufberater Ove Kroeger vor: Er zeigte ein kurzes Video eines futuristisch heulenden und offenbar ganz neuen Tesla Model 3 mit Lenkrad auf der linken Seite im Rückwärtsgang auf einem Parkplatz. Immerhin bestätigte er auch, dass es jetzt mit einem beheizten Lenkrad ausgestattet ist, was auf ungeteiltere Zustimmung stoßen dürfte.
Avas Sound im Rückwärtsgang @Tesla Model 3 #doctesla https://t.co/fQE3uriU2Q pic.twitter.com/TPZCv8u4y7
— Ove Kroeger T&T Emobility (@KroegerOve) May 14, 2021
Auch beim Vorwärtsfahren gibt das weiße Tesla Model 3 in dem ersten Twitter-Video offenbar einen künstlichen Sound von sich. Wie in den USA ist dieser eher ein hohles Rauschen, das man in diesem Fall allerdings kaum von den Hintergrund-Geräuschen unterscheiden kann.
Vorläufig ebenfalls offen blieb die Frage, ob europäische Teslas aus China zusammen mit der AVAS-Funktion und dem dafür nötigen Außen-Lautsprecher jetzt auch die Boombox genannte Funktion bekommen, die es in den USA seit Ende 2020 gibt. Damit lässt sich akustisch einiges anstellen, mit fertig auswählbaren Tier-, Signal- oder Darmwind-Tönen ebenso wie mit selbst hochgeladenen neuen Audio-Dateien einschließlich Musik.
Zweite Aktualisierung: Auch diese Frage wurde jetzt mit Hilfe des Tesla-Experten Kroeger geklärt. „Boombox aktiv“, meldete er am Donnerstag auf Twitter und veröffentlichte Bilder vom Tesla-Menü dazu. Damit ließ sich nicht nur einstellen, welche vom Standard abweichenden Geräusche das Elektroauto beim langsamen Fahren abgeben soll, sondern man kann auch die Hupe damit belegen. Später meldete aber der aktive Beobachter @tesla_adri aus Deutschland, Tesla habe die Boombox-Funktion beschnitten. Sie biete jetzt nur noch die Hupe zur Auswahl, und auch das nur bei stehendem Fahrzeug.
AVAS in EU-Elektroautos wird Pflicht
Als diese Funktion in Übersee kam, schauten manche europäische Besitzer genauer unter die vordere Stoßstange ihrer Teslas und stellten fest, dass dort kein Lautsprecher zu sehen war. Enttäuscht hofften einige auf eine Nachrüst-Lösung, während sich Anhänger lautlosen Fahrens erleichtert zeigten. Doch bei dem Model 3 in Großbritannien ist der potenzielle Krawall-Macher jetzt offensichtlich vorhanden, und dass auch die Boombox-Software dabei ist, dürfte sich bestätigen, sobald es den Service-Modus verlassen hat, in dem es laut @tesla_adri zunächst noch war. Und ab diesem Juli müssen ohnehin alle neu in der EU zugelassenen Elektroautos ein AVAS haben – das man dann je nach Geschmack hassen oder dank Tesla-Extra als neues Spielzeug erfreut begrüßen kann.