Das rund um Weihnachten herum ausgespielte Software-Update 2020.48.26 brachte für Tesla-Besitzer in den USA unter anderem die neue Boombox-Funktion. Damit ist es möglich, mitgelieferte oder eigene Sound-Dateien außerhalb des Fahrzeugs abzuspielen, also für das Umfeld. Mit Blick auf Europa stellte sich allerdings schnell heraus, dass es hier auch bei neuen Teslas noch an den erforderlichen Außen-Lautsprechern fehlt. CEO Elon Musk deutete eine Nachrüst-Möglichkeit an. Aber in Deutschland dürfte die individuelle Umfeld-Beschallung ohnehin kaum genutzt werden.
Kein Lautsprecher in Model 3 aus China
Neugierige Facebook- und Youtube-Nutzer machten sich nach dem Update auf Lautsprecher-Suche und prüften den vermuteten sowie im Tesla-Teilekatalog angegebenen Einbauort. Direkt vor dem Rad auf der Beifahrerseite im Bereich des Radkastens demontierten sie die Abdeckungen dafür.
Das Ergebnis: Unter anderem bei einem aktuellen Tesla Model 3 aus China war kein Lautsprecher zu finden. Allerdings sind Kabel und ein Stecker zu sehen, die vermutlich für den Anschluss eines Lautsprechers dienen. In den USA ist er seit Herbst 2019 in Teslas eingebaut, wie es dort für Fußgänger-Warnungen bei niedrigem Tempo vorgeschrieben ist. Elektroautos für Europa haben offenbar die Verkabelung, nicht aber den Lautsprecher selbst. Wie CEO Elon Musk auf Twitter-Nachfrage hin schrieb, wird ein Angebot zur Nachrüstung durch den Tesla-Service geprüft.
Ok, service might be able to do this. Will check.
— Elon Musk (@elonmusk) December 27, 2020
Für Deutschland stellt sich allerdings die Frage, ob sie überhaupt sinnvoll wäre. Mit der Boombox-Funktion kann man zum einen verschiedene Geräusche für die Fußgänger-Warnung auswählen (darunter auch die Darmwind-Sounds des Emissions Testing Mode, den Tesla in Deutschland jetzt „Abgasskandal“ nennt) oder selbst einspielen. Zum anderen lässt sich die Hupe damit belegen. Doch beides ist hierzulande streng geregelt.
Wie eine Hupe zu klingen hat, steht in § 55 (2) der Straßenverkehrsordnung: „Als Einrichtungen für Schallzeichen dürfen Hupen und Hörner angebracht sein, die einen Klang mit gleichbleibenden Grundfrequenzen (auch harmonischen Akkord) erzeugen, der frei von Nebengeräuschen ist.“ Demnach dürfen keinerlei Melodien als Hupen-Ton genutzt werden und auch die von Tesla mitgelieferten menschlichen Abgas-Geräusche dürften durchfallen.
Macht Tesla ein gutes AVAS-Angebot?
Sollte die Boombox-Funktion bei der Fußgänger-Warnung (AVAS, kurz für Acoustic Vehicle Alerting) genutzt werden, gelten ebenfalls Einschränkungen. Gemäß der EU-Verordnung 540/2014 darf ein Elektroauto-AVAS keine abstrakten Geräusche wie Naturklänge, Vogelzwitschern oder ähnliches aussenden, sondern muss vergleichbar mit dem Geräusch eines klassischen Verbrenners sein. Zusätzlich muss ein AVAS das Fahrverhalten erkennbar machen, also beispielsweise Beschleunigen.
Regelungen wie diese bedeuten in Deutschland im Grunde ein Verbot der Boombox, jedenfalls im öffentlichen Raum. Aber nur eigentlich: Im Stand dürfte sie erlaubt sein, denn die AVAS-Regularien beziehen sich nur auf fahrende Autos.
Allgemein wird die Nachrüstung von AVAS-Systemen in Deutschland übrigens staatlich unterstützt. Wie beim Umweltbonus für Elektroautos ist für Anträge und Auszahlung das Bafa zuständig. Der AVAS-Fördersatz beträgt 100 Euro. Wenn Tesla ein gutes Angebot für den Lautsprecher macht, könnte sich der nachträgliche Einbau deshalb schon eher lohnen.