Bild: Renault
Die Zeiten der Wachstumsambitionen bei Renault unter dem früheren Chef Carlos Ghosn (der im Dezember 2019 aus dem Arrest wegen Veruntreuungsvorwürfen in Japan in den Libanon geflüchtet ist) sind vorbei. Das machte an diesem Donnerstag sein Nachfolger Luca de Meo klar: Er stellte die strategische Planung „Renaulution“ vor, in deren Rahmen Renault seine weltweiten Produktionskapazitäten von 4,1 auf 3 Millionen Autos pro Jahr verringern will. Auch die Investitionen sollen sinken. Aber dennoch plant das Unternehmen, allein unter der eigenen Marke bis 2025 sieben neue Elektroautos auf den Markt zu bringen. Die sportliche Marke Alpine soll sogar rein elektrisch werden – mit Hilfe des früheren Tesla-Partners Lotus.
Klassiker Renault 5 als Elektroauto
Für die Kernmarke Renault hat sich de Meo das Leitmotiv „Nouvelle Vage“ ausgedacht. Sie soll in Zukunft für Technologie einschließlich selbst entwickelter Software, Service und saubere Energie stehen. Bis 2025 sind auf 14 neue Modelle geplant, davon 7 rein batterieelektrisch. Mit dem Zoe hat Renault als einer der wenigen traditionellen Hersteller schon lange ein gefragtes Elektroauto im Angebot. Im Jahr 2020 war es mit weitem Abstand Spitzenreiter bei den deutschen Neuzulassungen in diesem Segment, gefolgt vom Verbrenner-Umbau VW e-Golf und dem Tesla Model 3.
Für die Zukunft peilt Renault mehr Marktanteil in höheren Klassen an, verriet aber zunächst nichts Konkretes über die kommenden Elektroautos. Gezeigt wurde am Donnerstag lediglich ein Prototyp für eine Neuinterpretation des Klassikers Renault 5. Dessen Marktstart dürfte aber noch eine Weile auf sich warten lassen. Denn wie der Korrespondent der Financial Times aus der Pressekonferenz berichtete , wurde der elektrische Renault 5 laut de Meo erst nach seinem Amtsantritt als neuer CEO im Sommer 2020 entwickelt. Das Retro-Elektroauto werde aber vor 2025 kommen, ergänzte er.
One nugget from the press Q&A –
The Renault 5 was not in the official pipeline when de Meo joined last summer.
"We created it together in the last six months" he says.
The car will also be out "earlier" than 2025, he suggests. pic.twitter.com/IwcsSZibLv
— Peter Campbell (@Petercampbell1) January 14, 2021
Die Billig-Tochter Dacia soll unterdessen trotz der Renault-Revolution Dacia bleiben, wurde dazu mitgeteilt. Hier ist die Produktplanung weniger ehrgeizig und weniger elektrisch; bis 2025 sollen drei neue Modelle kommen. In einer Mitteilung erwähnt Renault für das laufende Jahr den Dacia Spring als das „bezahlbarste Stadt-Elektroauto Europas“. Außerdem zeigte die Marke ein Konzept für das für ihre Verhältnisse große (4,6 Meter Länge) SUV Bigster, das zu ihrer neuen Gallionsfigur werden soll. Ob es ebenfalls als Elektroauto kommt, ließ sie offen, was eher für einen konventionellen Antrieb spricht.
Alpine-Sportwagen mit altem Tesla-Partner
Klar dagegen ist, dass die Marke Alpine, zusammen mit weiteren sportlich angehauchten Bereichen von Renault, eine Zukunft als reiner Elektroauto-Anbieter haben soll. Für sie verspricht das Unternehmen „100 Prozent elektrisch“ und will zusammen mit Lotus einen leichten Sportwagen entwickeln. Damit würde das britische Unternehmen sozusagen zum zweiten Mal zum Elektroauto-Geburtshelfer: Der originale Tesla Roadster verwendete das Chassis des Lotus Elise. Ohne Daten kündigte Renault außerdem einen schnellen Kompaktwagen („hot hatch“) im B-Segment und ein Elektroauto im aktuell gefragten Crossover-Format an.
Einzig die Marke Lada, die seit der Übernahme des russischen Herstellers VAZ in 2018 zu Renault gehört, muss in der Flut von Pressemitteilungen von Donnerstag ohne eine einzige Erwähnung von Elektroautos auskommen. Passend dazu hieß es zu ihr, sie solle „roh und zäh“ bleiben.
Außerdem wird in der Gruppe eine neue Geschäftseinheit namens Mobilize aufgebaut, die sich um neue Geschäftschancen bei Daten, Mobilität und Energie kümmern soll. Für sie kündigte Renault vier spezielle Fahrzeuge an, zwei für Car-Sharing, eine für Taxi-Dienste und eines als Lieferwagen. Mobilize strebe einen Kohlendioxid-Fußabdruck von Null an, hieß es dazu. Auch das klingt nach Batterie-Elektroautos. Aber auf Nachfrage sagte de Meo, dazu könne auch Wasserstoff beitragen, denn der lasse sich mit dem französischen Strom-Mix günstig CO2-neutral herstellen.