Bild: Roskosmos
Bevor es ans Filmen geht, müssen sie sich eingewöhnen. „Ich glaube immer noch, dass ich träume“, sagte die Schauspielerin Julija Sergejewna Peressild, nachdem sie in dieser Woche auf der Internationalen Raumstation eingetroffen war. Für ihren Regisseur Klim Schipenko war der Start und Flug zur ISS ein „Schock, aber ein angenehmer.“
Russen-Start vor Tom Cruise mit SpaceX
Die beiden Russen waren am Dienstag gegen 11 Uhr deutscher Zeit zusammen mit einem Profi-Kosmonauten in einer Sojus-Kapsel gestartet. Einige Wochen nach dem jüngsten orbitalen Touristenflug mit SpaceX (Inspiration-4) hat nun also auch Russland zwei Weltraum-Touristen in den Orbit geschickt. In den kommenden zehn Tagen wollen Peressild und Schipenko den ersten Weltraum-Spielfilm drehen. Darin gerät ein Kosmonaut in eine lebensgefährliche Situation. Er verliert das Bewusstsein und kann nicht zur Erde zurückkehren. Eine Ärztin, gespielt von Peressild, muss ein Blitztraining zur Raumfahrerin absolvieren und zur Station fliegen, um den Kosmonauten im All zu behandeln. Eine Herzoperation in der Schwerelosigkeit soll ihm das Leben retten.
Damit wird die 37-jährige Peressild, die bisher überwiegend in Russland bekannt ist, aber auch schon internationale Auftritte hatte, dem amerikanischen Superstar Tom Cruise zuvorkommen. Dabei war dessen Einsatz im All schon lange angekündigt. Der damalige NASA-Chef Bridenstine twitterte im Mai 2020 höchstpersönlich, dass sich die NASA freue, mit Tom Cruise in der Internationalen Raumstation zu drehen.
Verbindliche Informationen blieben aus, aber dafür brodelte die Gerüchteküche: Mit Regisseur Doug Liman sollte Cruise im letzten Quartal 2021 in einer Dragon-Kapsel von SpaceX zur ISS fliegen, hieß es. Axiom Space begann einen Flug zu organisieren. Doch dann wurde klar: An Bord der Mission Ax-1, die nun für Februar 2022 geplant ist, werden neben dem Profi-Astronauten Michael López-Alegría drei Touristen sein: Eytan Stibbe aus Israel, der Amerikaner Larry Connor und der Kanadier Mark Pathy. Von Tom Cruise war kein Rede mehr.
Elon Musk zum Start eingeladen
Schon 2008 gab es eine Art Film, der im Weltraum gedreht wurde. Einer der ersten Weltraum-Touristen, der Computerspiel-Entwickler Richard Garriott, drehte in der ISS den privaten Fünf-Minuten-Streifen „Apogee of Fear“. Darin berichtete er von kleinen Unfällen, weil er sich zu stark abgestoßen hatte, und von manchem Chaos, das seine unkontrollierten Beine beim Schweben durch ein Modul hinterließen. Der Film mit Julija Peressild dagegen soll mindestens 35 Minuten echte Weltraumszenen beinhalten. Er entsteht zusammen mit dem russischen TV-Sender Channel One und dem Moskauer Filmstudio Yellow, Black and White. Peressild hatte sich bei einem Casting gegen rund 3000 Mitbewerberinnen durchgesetzt und vor ihrem Start vier Monate lang intensiv trainiert. Ende 2022 soll der Film erscheinen.
Elon Musk war vom Chef der russischen Weltraumbehörde Roscosmos, Dmitri Rogosin, persönlich zum Start in Kasachstan eingeladen worden. Mehr als ein scherzhafter Tweet-Wechsel über Teesorten folgte daraufhin jedoch nicht. In den letzten Jahren war die Kommunikation zwischen beiden nicht immer harmonisch. Mittlerweile scheint Rogosin jedoch fasziniert vom Einsatz privater Milliarden in den USA für die Raumfahrt. Aus Sicherheitsgründen dürfte der Tesla- und SpaceX- Chef eine Einladung nach Russland dennoch nicht so bald annehmen.