Unter weltweit intensiver Beobachtung hat Elon Musk mit Tesla plangemäß begonnen, die riesige Automobilindustrie in die Richtung von Elektroautos zu bewegen. Nicht weniger ehrgeizig aber sind seine Pläne mit der Raketenfirma SpaceX: Langfristig soll sie die Besiedelung des Mars ermöglichen, in der Zwischenzeit verdient sie Geld mit Transporten ins All. Doch auch damit eckt der Tesla- und SpaceX-Chef an: Der oberste russische Raumfahrt-Offizielle hat dem US-Unternehmen jetzt vorgeworfen, mit unfair niedrigen Preisen zu arbeiten. Von Musk bekam er daraufhin erklärt, wie das möglich ist.
Tesla-Chef erklärt niedrige SpaceX-Preise
SpaceX-Beobachter kennen den Grund natürlich schon: „SpaceX-Raketen sind zu 80 Prozent wiederverwendbar, ihre zu 0 Prozent. Das ist das eigentliche Problem“, kommentierte er einen Twitter-Beitrag über die Kritik von Dmitry Rogozin, Leiter des russischen Raumfahrt-Staatsunternehmens Roscosmos. Der hatte laut einem Bericht der Zeitung Tass bei einer Pressekonferenz angekündigt, die eigenen Preise für Raketen-Transporte um mehr als 30 Prozent zu senken.
Dies sei eine Reaktion auf „Dumping“ durch US-Unternehmen, wird Rogozin weiter zitiert. Der Marktpreis für einen Start mit SpaceX betrage etwa 60 Millionen Dollar, die Nasa aber bezahle der Raketen-Firma des Tesla-Chefs eineinhalb- bis viermal so viel dafür. Die USA versuchten schon lange, Russland aus dem Markt für Transporte ins All zu verdrängen. Damit widersprach der russische Raumfahrt-Leiter aber der eigenen Aussage zu angeblichen Dumping-Preisen: Von diesen wird üblicherweise gesprochen, wenn ein Anbieter versucht, mit unter den eigenen Kosten liegenden Preisen Marktanteile zu gewinnen (um dann als Monopolist die Preise erhöhen zu können).
Revolutionär mit Tesla wie SpaceX
Und wie Musk selbst dann in einer Twitter-Nachricht erklärte, sind die offenbar tatsächlich niedrigen Preise bei SpaceX keineswegs ein Verlustgeschäft, sondern schlicht das Ergebnis niedrigerer Kosten. So wie vor Tesla kein großer Autohersteller ernsthaft daran dachte, Batterie-Antriebe einzubauen, kam es vor SpaceX für staatliche Raumfahrt-Agenturen und -Unternehmen nicht in Frage, Raketen mehrfach zu verwenden – wie in der Autobranche wohl auch aus schlichter Gewohnheit.
SpaceX rockets are 80% reusable, theirs are 0%. This is the actual problem.
— Elon Musk (@elonmusk) April 11, 2020
Doch dass mehrfache Flüge ins All und zurück möglich sind, hat SpaceX inzwischen längst beweisen – und natürlich werden Starts deutlicher billiger, wenn die Raketen dafür nicht jedes Mal zerstört werden. Musk hat das in der Vergangenheit anschaulich am Beispiel einer Airline erklärt, die nach jedem Transatlantik-Flug neue Maschinen bestellen muss oder eben nicht.
Auch Europäer klagten über SpaceX
Ohnehin ist Rogozin nicht der erste Raumfahrt-Konkurrent, der sich über das forsche Vorgehen des Tesla-CEO auch bei Raketen beschwert. Schon 2018 klagte der Chef der europäischen Ariane Group über angebliche Subventionen für SpaceX von der US-Regierung (die Tatsache ignorierend, dass die gesamte Weltraum-Branche zu großen Teilen von öffentlichen Aufträgen getragen wird). Dass SpaceX wegen der Wiederverwendbarkeit seiner Raketen niedrigere Kosten habe, bestritt er in einem Spiegel-Interview geradeheraus. Außerdem eigne sich dieses Modell für Europa grundsätzlich nicht: Nur eine Rakete pro Jahr zu bauen, die dann zehnmal verwendet werde, habe keinen Sinn: „Ich kann meinen Teams nicht sagen, Tschüs, dann bis nächstes Jahr.“