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Russland droht mit ISS-Absturz auf westliche Länder: SpaceX-Kapsel könnte das verhindern

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Bild: Dragon-Kapsel im Anflug auf die ISS (SpaceX)

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Russland zeigt keinerlei Hemmungen davor, es sich mit der gesamten Welt zu verscherzen. Kurz nach dem Beginn des Angriffs auf die Ukraine drohte der Chef seiner Weltraumbehörde, Sanktionen auch gegen die russische Raketen-Industrie könnten zu einem Absturz der Internationalen Raumstation (ISS) führen. „Wer wird die ISS vor einem unkontrollierten Deorbit und einem Sturz auf die Vereinigten Staaten und Europa retten?“, fragte er provozierend auf Twitter. Die Antwort darauf kam zwei Tage später von Elon Musk: Ansonsten wortlos stellte er ein großes SpaceX-Logo ein. Tatsächlich könnte die Weltraum-Firma des Tesla-Chefs notfalls dazu beitragen, die Station zu stabilisieren. Einstweilen droht aber weder ihr noch der Erde wirklich Gefahr.

Dragon-Kapsel für Anheben der ISS

Derzeit befinden sich sieben Astronauten in der ISS, darunter der Deutsche Matthias Maurer, der im November 2021 mit SpaceX dorthin befördert wurde. Am selben Tag, als der Chef der Behörde jetzt seine Drohung ausstieß, hatte ein angedockter Progress-Frachter aus Russland seine Triebwerke gezündet und die Umlaufbahn der Station routinemäßig um durchschnittliche 1,3 km angehoben. Ihr Orbit bewegt sich nun zwischen 415 und 424 km. Doch auch in dieser Höhe herrscht noch eine minimale Luftreibung der Erdatmosphäre. Dadurch sinkt die ISS jeden Tag ein wenig. Ausgleichen können dies Triebwerkszündungen, die früher auch vom Space Shuttle der USA und dem europäischen Raumfrachter ATV kommen konnten. Seit dem Wegfall beider Systeme kommen nur noch die Progress-Frachter dafür in Frage, gelegentlich auch die russischen Sojus-Kapseln und das russische Stationsmodul Swesda.

Mit der Dragon-Kapsel auf Falcon-9-Raketen von SpaceX haben die USA dank Musk inzwischen wieder ein eigenes System, mit dem sie Fracht oder Menschen zur ISS bringen können. Doch für das Anheben der Station ist die SpaceX-Kapsel nicht ohne Weiteres geeignet. Zwar hätten ihre zum Manövrieren gedachten Draco-Triebwerke genügend Leistung, doch ihre Anordnung ist für diesen Zweck ungünstig. Würde man sie im angedockten Zustand zünden, würden die Kräfte deshalb nicht zielgerichtet auf die Station übertragen. Kenner diskutierten deshalb gleich darüber, wie man eine Dragon auf relativ einfache Weise umbauen könnte, um ihr Tankvolumen zu erhöhen und eventuell auch zusätzliche Triebwerke mit besserer Ausrichtung anzubringen.

SpaceX als Option in der Hinterhand

Nötig wird das aber vermutlich nicht. Denn erstens ist seit dem 21. Februar der amerikanische Raumfrachter Cygnus des Herstellers Northrop Grumman an der ISS angedockt. Und in seiner neuesten Version ist auch dieser in der Lage, die ISS anzuheben. Geplant ist das für die nächsten Monate. Des weiteren würde die Station selbst ohne neues Anheben eine Weile brauchen, um in eine Höhe zu sacken, ab der sie unkontrolliert in die Erdatmosphäre und in Bruchstücken bis zur Oberfläche stürzen würde: So lange sie in mehr als 400 km Höhe fliegt, sinkt sie kaum mehr als 50 Meter pro Tag. Allerdings wird die Luftreibung umso größer, je geringer die Höhe wird – ab 320 km kann die Sinkrate bereits etwa 600 Meter pro Tag betragen. Daher wird der Orbit regulär mindestens alle zwei bis drei Monate angehoben, um immer im sicheren Bereich zu bleiben. Sofort wird SpaceX also nicht gebraucht, um die ISS zu bewegen. Aber für die USA und den Rest der Welt schadet es in der aktuellen Situation sicher nicht, diese Option in der Hinterhand zu haben.

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