Bild: Aptera
Bevor Elektroautos dank Tesla attraktiv wurden, bezeichnete CEO Elon Musk derlei Fahrzeuge gern als „punishment cars“, fahrende Bestrafungen also – effizient und umweltfreundlich, aber viel zu spartanisch und optisch nicht ansprechend. Auf den ersten Blick könnte das auch für ein Modell gelten, das jetzt im Detail vorgestellt wurde und ab 2021 geliefert werden soll: den dreirädrigen Zweisitzer Aptera, dessen Design komplett auf höchste Effizienz getrimmt ist. Aber erstens soll das in diesem Fall für bis zu 1000 Meilen Reichweite genügen – und zweitens soll das E-Dreirad beschleunigen wie ein Performance-Tesla.
Solarstrom für Pendler-Reichweite
Das Unternehmen Aptera Motors gab es schon 2005; 2011 wurde es liquidiert und 2019 von den ursprünglichen Gründern wiederbelebt, um das effizienteste Passagier-Fahrzeug der Welt zu entwickeln. Zweisitzig und dreirädrig sollte es von Anfang an werden, erst Anfang 2020 aber schwenkte Aptera auf die logische Option um – ein Elektroauto. Bei der offiziellen Vorstellung vergangene Woche wurde es sogar als „Nie-Laden-Solarfahrzeug“ bezeichnet. Denn serienmäßige Solarzellen im Dach bringen laut Atera 60 Kilometer Reichweite am Tag, mehr als die meisten Pendlerstrecken; optional sollen fast 100 Kilometer möglich sein.
Die Angabe gelte für die meisten „Regionen“, schreibt Aptera dazu, dürfte aber eher sonnige wie seine Heimat Kalifornien meinen. Zu einer Bestrafung wird das elektrische Dreirad aber auch ohne Solarenergie nicht, denn Aptera baut in die stromlinienförmige Karosserie Akkus mit bis zu 100 Kilowattstunden Kapazität ein. Beim Tesla Model S reicht ungefähr dieselbe Größe für 402 Meilen nach EPA-Norm, das Aptera-Elektrogefährt aber soll damit dank extremer Effizienz 1000 Meilen (rund 1600 Kilometer) weit kommen.
Und trotz des ultrasparsamen Umgangs mit Strom kann man das Zweisitzer-Elektroauto auch ausgesprochen schnell in Bewegung setzen. Aptera verspricht 3,5 Sekunden von 0-60 Meilen für die Version mit Antrieb aller drei Räder, was knapp auf dem Niveau eines Tesla Model 3 Performance liegt. Auch hier ist von Bestrafung also keine Spur mehr, und auch der schlichte Innenraum mit Quer-Bildschirm ist (ebenso wie die Website) deutlich im modernen Tesla-Stil gehalten. Allerdings ist die Höchstgeschwindigkeit auf 110 Meilen pro Stunde begrenzt.
Halber Tesla mit doppelter Reichweite
Angesichts der Tropfen-Form mit drei Rädern könnte sich die Frage nach der Fahr- und Crashsicherheit stellen. Aptera gibt dazu an, das gleichnamige Auto werde darauf ausgelegt, sämtliche Standards für Passagier-Fahrzeuge zu übertreffen. Ein Vormodell habe in Tests das härteste Dach aller heutigen Autos auf der Straße gehabt und bei Seiten- und Frontal-Crash überragend gut abgeschnitten. Dafür sorge eine Sicherheitszelle mit neuen Verbundwerkstoffen wie in Luftfahrt und Rennsport.
Mit der Vorstellung des Prototypen mit Solar-Karosserie wurden die Online-Reservierungen geöffnet, die offenbar auch von Deutschland aus möglich sind. Zwei Start-Modelle waren auf der Aptera-Website an diesem Freitag schon ausverkauft, eines mit den 1000 Meilen Reichweite und eines mit 400 Meilen. Laut Konfigurator kostet das Elektroauto mit dem größten Akku und Dreirad-Antrieb jetzt 47.500 Dollar, mit 250 Meilen Akku-Reichweite (dann mit 25 Kilowattstunden) ohne Extras 26.000 Dollar.
Allerdings wird das Ganze noch etwas auf sich warten lassen: Ab Ende 2021 würden frühe Bestellungen ausgeliefert, informierte der Aptera-Mitgründer Chris Anthony auf seiner Crowdfunding-Seite. Aber wenn seine Pläne aufgehen, könnte man irgendwann in 2022 je nach Konfiguration eine Art halben Tesla mit mehr als doppelter Reichweite und dem Solar-Extra bekommen.