Bild: Tesla
Wir hatten heute schon darüber berichtet, dass Tesla vorgeworfen wird, Probleme an den eigenen Fahrzeugen vertuschen zu wollen. Der Daily Kanban berichtete von einigen Vorfällen, bei denen Kunden nach der Garantiezeit auf Kulanz eine Reparatur angeboten bekamen, zuvor jedoch eine Vereinbarung unterzeichnen mussten, dass sie keine Informationen darüber weitergeben. Dadurch sollte den Kunden das Recht abgesprochen werden, die Probleme der US-Verkehrsaufsicht zu melden, schreibt Daily Kanban.
Nun meldete sich Tesla in einem Blog-Beitrag zu Wort und stellte klar, dass sich die Geschehnisse nicht so abgespielt haben, wie im Bericht behauptet.
„Zuerst: Es gibt keinen Defekt mit Sicherheitsbedenken bei der Aufhängung, weder beim Model S noch beim Model X“, schreibt Tesla im Blog-Beitrag. Da der Autobauer jedes Service Center selbst führt, ist ihm jeder einzelne Vorfall bekannt. Laut Tesla seien in diesem besonderen Fall Teile des Achsgelenks „sehr ungewöhnlich verrostet“. Man habe eine so starke Bildung von Rost an keinem anderen Fahrzeug beobachten können, wodurch man von einem besonderen Fall ausging. Das Auto sei bereits 70.000 Meilen gefahren (ca. 113.000 km) und der Besitzer wohnt am Ende einer „langen Schotterpiste“, wo es nötig war, zwei Abschlepper einzusetzen, um das Auto zu befördern. Einen, um das Auto auf die Landstraße zu bringen, und einen weiteren, um das Auto von der Landstraße in das nächste Service Center zu fahren. Zudem sei das Fahrzeug von Erde übersät gewesen, als man es erhielt.
Weiter merkt Tesla an, dass die US-Verkehrsaufsicht weder eine Ermittlung eröffnet noch überhaupt eine „vorläufige Einschätzung“ begonnen hat, welche immerhin die niedrigste Stufe einer Untersuchung darstellt. Am 20. April habe lediglich eine routinemäßige Überprüfung stattgefunden, bei der Tesla gebeten wurde, weitere Informationen über die Aufhängung zur Verfügung zu stellen. Am 30. April habe Tesla alle nötigen Unterlagen dazu eingereicht. Die US-Verkehrsaufsicht habe bestätigt, dass man vollständig kooperiert hat und dass keine weiteren Unterlagen benötigt werden. „Weder davor noch nach den eingereichten Informationen hat das NHTSA irgendwelche Sicherheitsbedenken über die Aufhängungen von Tesla erkannt. Das kann von der NHTSA bestätigt werden“, schreibt Tesla.
Der Autobauer habe keinesfalls vor, die eigenen Kunden dazu zu bewegen, eine Vereinbarung zu unterschreiben, die sie davon abhält, mit der NHTSA oder einer anderen staatlichen Organisation zu sprechen. „Das ist absurd“, heißt es im Blog-Beitrag.
Wenn unsere Kunden uns erzählen, dass etwas mit dem Auto nicht stimmt, decken wir trotzdem (die Reparatur, Anm. d. Red.) ab, selbst wenn wir herausfinden, dass das Problem nicht vom Fahrzeug verursacht wurde und wir dementsprechend keine Verpflichtungen unter der Garantie hätten. In solchen Fällen, vergünstigen wir oder führen die Reparatur kostenlos durch, da wir daran glauben, die Zufriedenheit unserer Kunden vor unserem Profit zu stellen. Wenn das passiert, bitten wir gelegentlich unsere Kunden eine „Kulanz-Vereinbarung“ zu unterzeichnen. Der Hauptgrund dafür ist sicherzustellen, dass Tesla nicht eine gute Tat vollbringt, nur damit diese vor Gericht für weitere Bereicherungen gegen uns verwendet wird. Solche Situationen sind sehr selten, haben sich in der Vergangenheit aber bereits zugetragen. Wir werden uns diese Situation genauer anschauen und in Absprache mit der NHTSA erwägen, es anders zu handhaben. Eines ist jedoch klar: Diese Vereinbarung hat niemals auch nur annähernd das NHTSA oder eine andere staatliche Organisation erwähnt und hat keinerlei Absicht, jemanden davon abzuhalten, mit der NHTSA oder einer anderen staatlichen Organisation über unsere Fahrzeuge zu sprechen. Wir haben absolut kein Verlangen so etwas zu tun. Es ist ziemlich ironisch, dass der einzige Kunde, der glaubt, dass diese Vereinbarung ihn davon abhalten soll mit der NHTSA zu sprechen, auch der einzige Kunde war, der mit der NHTSA gesprochen hat. Wenn unsere Vereinbarung dafür vorgesehen war, dann war es anscheinend keine gute Vereinbarung.
Tesla geht im Blog-Beitrag anschließend darauf ein, dass es keinen anderen Autohersteller gibt, der Sicherheit so ernst nehme wie sie selbst. Unter anderem erwähnt man Rückrufaktionen oder freiwillige Nachbesserungen, die ohne eine vorherige Meldung durchgeführt wurden. Zuletzt beispielsweise beim Model X, als der Rastbeschlag der 3. Sitzreihe bei 2.700 Fahrzeugen ausgewechselt wurde.
Die letzten Abschnitte widmet Tesla dann dem Autor des Berichts von Daily Kanban. Edward Niedermayer, so der Name des Autor, habe schon mehrmals unzutreffende und negative Schlagzeilen in Bezug zu Tesla veröffentlicht. Er führte einen Blog unter dem Titel „Tesla Death Watch“, welcher am 19. Mai 2008 startete und die Tage zählte, bis Tesla „gestorben“ wäre. „Es sind nun 2.944 Tage. Wir haben gerade unseren Puls geprüft und sind – womöglich zu seiner Enttäuschung – anscheinend weiterhin am Leben.“
Tesla macht natürlich auch Fehler. „Wir sind nicht und haben nie behauptet perfekt zu sein“, schreibt der Autobauer im Blog-Beitrag. „Dennoch glauben wir fest daran, immer zu versuchen das Richtige zu tun, und wenn es einmal nicht klappt, die Sache möglichst schnell zu korrigieren.“
Update: Elon Musk hat heute via Twitter verkündet, dass die NHTSA bestätigte, keine Probleme mit der Aufhängung der Fahrzeuge festgestellt zu haben und dementsprechend keine weiteren Daten von Tesla eingereicht werden müssen. Außerdem hat Tesla gegenüber dem Nachrichtendienst Reuters bekannt gegeben, dass man die Vereinbarung noch einmal überarbeiten werden, damit keine weiteren Missverständnisse entstehen.
NHTSA confirmed today that they found no safety concern with the Model S suspension and have no further need for data from us on this matter
— Elon Musk (@elonmusk) 10. Juni 2016