Bild: Tesla (Archiv)
Nach seinem unerwarteten Einstieg als größter Aktionär des Kurznachrichten-Dienstes Twitter hat Tesla-CEO Elon Musk die nächste Überraschung nachgereicht: Angemeldet war sein Kauf von 9,2 Prozent der Anteile als reine Finanzinvestition, doch noch am selben Tag startete er eine Twitter-Abstimmung über eine neue Funktion dort. Aber das war nur eine relative Kleinigkeit: Wenig später gab der CEO von Twitter bekannt, dass der Tesla-Chef in das Board des Unternehmens aufgenommen werde, in das er sich Mitte März eingekauft hat.
Musk als Teil von Twitter-Führungsteam
Er freue sich, über die Berufung von Musk in das Twitter-Board informieren zu können, schrieb am Dienstagmorgen Parag Agrawal, der Ende 2021 den CEO-Posten von dem Twitter-Mitgründer Jack Dorsey übernommen hatte. Der Tesla-Chef sei sowohl ein leidenschaftlicher Anhänger des Dienstes als auch ein intensiver Kritiker, und genau deshalb werde er gebraucht. Ähnlich äußerte sich Dorsey, der seit seinem Rückzug als CEO nur noch Board-Mitglied ohne offizielle Funktion wie bald Musk ist. Allerdings hält er mit gut 2 Prozent deutlich weniger Anteile – und erwähnte wie selbstverständlich, Musk und Agrawal würden zusammen ein unglaubliches Führungsteam bilden.
Auch Musk selbst kommentierte seine Berufung und bestätigte dabei weiter, dass seine Beteiligung tatsächlich nur der Auftakt zu einer viel engeren Beschäftigung mit Twitter sein würde. Er freue sich darauf, mit Agrawal und dem Rest des Boards zusammenzuarbeiten, erklärte er brav wie in einer ganz normalen Pressemitteilung. Ziel dabei seien „bedeutende Verbesserungen an Twitter in den kommenden Monaten“, schickte er aber hinterher.
I’m excited to share that we’re appointing @elonmusk to our board! Through conversations with Elon in recent weeks, it became clear to us that he would bring great value to our Board.
— Parag Agrawal (@paraga) April 5, 2022
In welche Richtung diese Verbesserungen gehen könnten, hatte der Tesla-Chef schon im Vorfeld angedeutet. Am Montag ließ er nur über die kleine, aber hartnäckige Frage eines „edit button“ abstimmen, also die Möglichkeit, abgeschickte Twitter-Nachrichten nachträglich zu bearbeiten. Ende März aber hatte Musk wissen wollen, ob der Dienst Open-Source-Algorithmen verwenden solle und ob er das Prinzip der freien Meinungsäußerung strikt einhalte. In beiden Fällen dürfte das Ergebnis (Ja / Nein) seinen Erwartungen entsprochen haben. Musk erklärte anschließend, ernsthaft über die Einrichtung einer besseren Nachrichten-Plattform nachzudenken. Dabei hatte der Tesla-Chef zu dieser Zeit schon die rund 73,5 Millionen Twitter-Aktien gekauft, wie aus der Meldung von diesem Montag hervorgeht.
Tesla-Chef fragte bei Satire-Seite nach
Seine Reform-Pläne scheinen also vorerst nur Twitter selbst zu betreffen. Nach seinen bisherigen Äußerungen dürfte er vorhaben, dort mehr freie Meinungsäußerung zuzulassen, und wie am Dienstag bekannt wurde, könnte es einen ganz konkreten Auslöser dafür gegeben haben: Vor Musks Umfrage zu dem Thema sperrte Twitter den Account der von ihm geschätzten Satire-Website The Babylon Bee, weil sie eine Transgender-Sportlerin zum „Mann des Jahres“ gekürt hatte. Bevor der Tesla-Chef die Abstimmung startete, habe er bei ihm nachgefragt, ob die Nachricht von der Sperrung wirklich stimmt, berichtete jetzt der CEO von Babylon Bee. Außerdem habe Musk bei dem Telefonat laut darüber nachgedacht, Twitter möglicherweise kaufen zu müssen.
Aktualisierung: Dazu wird es jedenfalls vorerst wohl nicht kommen: Twitter veröffentlichte eine Meldung an die Börsenaufsicht SEC, die ohne Datum bestätigt, dass Musk in das Board berufen wird. Seine Amtszeit laufe bis zur Hauptversammlung 2024. Das sei Teil einer mit dem Tesla-Chef getroffenen Vereinbarung, laut der er außerdem bis 90 Tage nach diesem Termin weder allein noch zusammen mit anderen Personen mehr als 14,9 Prozent aller Twitter-Aktien übernehmen werde.