Bild: Tesla (Musk bei Eröffnung von Gigafactory Texas)
Dass nach der Übernahme durch ihn 75 Prozent des Twitter-Personals entlassen werden sollten, soll Tesla-Chef Elon Musk an einem seiner ersten Tage vor Ort dementiert haben – aber zumindest ungefähr jeder zweite Beschäftigte muss jetzt offenbar trotzdem gehen. Auf Twitter selbst wurde eine E-Mail an die Belegschaft veröffentlicht, laut der am Freitag kein Zutritt in das Gebäude des Unternehmens möglich ist und im Lauf des Tages informiert wird, wer noch gebraucht wird und wer nicht. Zudem wurde bekannt, dass der Tesla-Chef als neuer Twitter-Eigentümer auch die Ausgaben für Computer-Infrastruktur drastisch senken will.
Kein Zutritt zu Twitter-Büros am Freitag
Unter anderem die Los Angeles Times berichtete in dieser Woche, dass von den rund 7500 Beschäftigten bei Twitter etwa jeder zweite seinen Job verlieren soll. Zuvor hatte sich Musk darauf beschränkt, das komplette Board des Unternehmens zu entlassen. Die dafür vorgesehenen hohen Abfindungen will er offenbar nicht zahlen. Ähnlich scheint der Tesla- und jetzt Twitter-Chef die weiteren Entlassungen ohne Kündigungsfrist vornehmen zu wollen. Laut einem Bloomberg-Bericht wurde am Donnerstag bereits eine Sammelklage eingereicht, um das zu verhindern.
In der durchgesickerten E-Mail vom selben Tag wird angekündigt, dass bei Twitter am heutigen Freitag der „schwierige Prozess der Reduktion unserer globalen Belegschaft“ stattfindet. Das sei bedauerlich, aber erforderlich, um den zukünftigen Erfolg des Unternehmens zu sichern. Zur Sicherheit seien seine Büros an dem Tag nicht zugänglich. Informiert werden soll per E-Mail: Wer Post an seine Twitter-Adresse bekommt, ist weiter dabei, wer gehen muss, werde diese Nachricht an seine private Adresse geschickt bekommen.
Here's the first official communication from Twitter's new leadership to its staff, a week after Musk took over: a fun game where you get to find out if you're laid off or not based by 9am tomorrow, based on whether the email pops up in your Twitter account or personal account. pic.twitter.com/tpJsAkiaHp
— Will Oremus (@WillOremus) November 4, 2022
Unterschrieben ist diese Ankündigung nicht von Musk, sondern von Twitter, doch sein Stil ist darin erkennbar: Nach der Aufklärung über die Büro-Sperrung und die kommende Information per E-Mail enthält sie einen Dank dafür, dass sich die Empfänger an Twitter-Richtlinien halten, die ihnen verbieten, vertrauliche Informationen über das Unternehmen in sozialen Medien, mit Journalisten oder auf andere Weise zu teilen. Auch Tesla ist bekannt für in dieser Hinsicht strenge Regeln und Durchsetzung – bei Twitter als Kommunikationsunternehmen scheint das aber noch nicht so gut zu funktionieren.
Musk will 1 Mrd. Dollar für IT einsparen
Weitere Entlassungen könnte es dort geben, wenn bislang verschonte Mitarbeiter nicht schnell genug Ergebnisse liefern. Schon nach dem Wochenende soll laut Bloomberg das von Musk angekündigte neue Twitter-Abo für 8 Dollar im Monat einschließlich Verifizierung angeboten und die von manchen Nutzern lange verlangte Möglichkeit eingeführt werden, Nachrichten nachträglich zu verändern. Und laut einem Bericht von Reuters will der Tesla-Chef nicht nur beim Twitter-Personal kräftig sparen: In einer Nachricht an das zuständige Team habe er verlangt, die Kosten für Server und Cloud-Dienste um eine Milliarde Dollar pro Jahr zu senken. Die Agentur berichtet von einem internen Dokument, laut dem Twitter derzeit 3 Millionen Dollar Verlust pro Tag macht.