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Autopilot-Missbrauch: Tesla-Fahrer kauft nach Festnahme neues Model 3, macht weiter (akt.)

chp tesla autopilot missbrauch abschlepper

https://twitter.com/CHPoakland

Bilder: @CHPoakland

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Selbst in seiner neuesten Beta-Version namens FSD ist der Autopilot nur ein Assistenz-System, wie Tesla vor kurzem vor einer kalifornischen Behörde klarstellte. Aber weil er trotzdem schon viel kann, überschätzten manche seine Fähigkeiten schon vorher und gingen zum Beispiel das verbotene Risiko ein, dem Computer ganz das Fahren zu überlassen. In der Anfangszeit und selbst vor zwei Jahren noch wurden Videos mit derartigem Autopilot-Missbrauch zwar kritisiert, aber gern auch als Zeichen der technischen Tesla-Überlegenheit gefeiert. Doch damit scheint es vorbei zu sein: Ein Tesla-Fahrer in Kalifornien wurde wiederholt gesehen, wie er sich auf dem Rücksitz seines Model 3 wohl vom Autopilot-System chauffieren ließ. Daraufhin wurde er sowohl von der Polizei gesucht als auch von Tesla-Twitter – und kurz darauf nach weiteren illegalen Autopilot-Fahrten festgenommen. Aktualisierung: Doch kaum war er entlassen, kaufte er sich laut einem TV-Bericht ein neues Model 3 und ließ sich auf dessen Rücksitz fahrend filmen (siehe ganz unten)

Fuß am Lenkrad als Autopilot-Trick

Die ersten Berichte über den unbekannten Mann mit dem grauen Model 3 erschienen Anfang Mai in US-Medien. Schon darin war der Ton meist empört. Denn Teslas Autopilot ist zuletzt ins Gerede gekommen – wahrscheinlich zu Unrecht. Schon zuvor hatte es bestätigte Todesfälle bei Autopilot-Fahrten gegeben. Mitte April dann kam es in Texas zu einem Unfall, bei dem zwei Männer in einem laut ersten Helfer-Aussagen führerlosen Model S verbrannten. Laut Tesla sprechen Daten und Tests dagegen, dass das Autopilot-System aktiviert war, und in einem vorläufigen Bericht bestätigte die Verkehrsbehörde NTSB die wesentlichen Angaben. Über die grundsätzliche Missbrauchbarkeit wurde trotzdem heiß diskutiert – ein Gewicht am Tesla-Lenkrad und ein eingesteckter Sicherheitsgurt reichen bislang aus, um dem System eine Person mit den Händen am Steuer vorzugaukeln.

Vor diesem heiklen Hintergrund tauchten ab Anfang des Monats Bilder und Videos des Mannes in Kalifornien auf, der von all dem offenbar nichts mitbekommen hat – oder gezielt provozieren will. Aber Sozialmedien-Likes kann man damit heute offenbar nicht mehr gewinnen: „Noch ein Ar***loch, das den Tesla-AP missbraucht“, lautet zum Beispiel der Titel einer kurzen YouTube-Sequenz mit ihm. Gefilmt aus einem rechts überholenden Auto, ist darin ein Mann mit Schirmmütze zu sehen, der allein auf dem rechten Rücksitz eines fahrenden Tesla Model 3 sitzt und entspannt dem Kamera-Blick trotzt.

Eine auf Reddit vermeldete Sichtung wohl desselben Mannes und Autos löste dem Anschein nach ebenfalls ausschließlich negative Reaktionen aus. Der Beitrag brachte die zusätzliche Information, dass der Unbekannte das Autopilot-System mit seinem ausgestreckten Fuß am Lenkrad vom Warnen und Abschalten abhält. Außerdem ließ der Ersteller wissen, dass er die California Highway Patrol (CHP) informierte habe.

CHP zeigt Bild von fahrerlosem Tesla

Die schaltete sich ein paar Tage später tatsächlich ein. Auf Facebook veröffentlichte sie zwei Standbilder aus dem YouTube-Video und erklärte, sie sei auf den Mann auf dem Tesla-Rücksitz aufmerksam gemacht worden. Er scheine ohne Person auf dem Fahrersitz das Paket „Full Self-Driving Capability“ zu verwenden – damit dürfte aber nicht die neue Beta-Software FSD gemeint sein, die abgekürzt den gleichen Namen trägt, sondern das aufpreispflichtige Autopilot-Upgrade, das man für solche Tricks nicht unbedingt braucht. So oder so ist die Nutzung ohne Mensch als Fahrer nicht zulässig. Die CHP bat deshalb darum, sie rasch zu informieren, wenn dergleichen beobachtet wird.

Dieser Aufruf ist einem Bildschirm-Foto ihrer Facebook-Seite zu entnehmen, das der zum Kreis um Tesla-CEO Elon Musk gehörende Nutzer @WholeMarsBlog auf Twitter veröffentlichte. „Wenn ihr jemanden seht, der so etwas macht, ruft sofort 911 an“, schloss er sich den Beamten zudem an. Und auch sonst schien niemand auf Twitter Freude über die gelungene Autopilot-Überlistung zu zeigen.

Das war durchaus schon einmal anders. Im Mai 2019 machte eine Darstellerin die ganze Welt auf sich aufmerksam, indem sie Sex mit einem angeblichen Tinder-Bekannten während einer Autopilot-Fahrt in einem Tesla Model S hatte und zeigte. Ohne direkt darauf Bezug zu nehmen, schrieb Tesla-Chef Elon Musk wenig später auf Twitter, dass der Autopilot auf alle möglichen Arten eingesetzt werden würde, habe man ja „kommen sehen“ müssen. Damals fanden das viele Kommentatoren lustig und griffen den schlüpfrigen Faden auf, ohne sich um die Gefahren zu kümmern.

Nach Festnahme neues Model 3

Auch für die Darstellerin war das Video ein echter Hit – während der Solo-Mann im Model 3 aktuell von fast allen nur kritisiert wird. Davon ließ er sich laut Electrek zunächst aber nicht etwa beeindrucken: Stattdessen soll der Mann, dessen Namen der Blog nennt, ein neues Video von sich auf dem Rücksitz seines Tesla veröffentlicht haben. Und in der Nacht auf Mittwoch kam dann die Nachricht, die sich wohl viele gewünscht hatten: Der 25-Jährige sei wegen gefährlichen Fahrens festgenommen worden, meldete die CHP-Einheit Oakland auf Twitter.

https://twitter.com/DriveTeslaca/status/1392703948771840000

Aktualisierung: Damit ist die Geschichte aber noch nicht zu Ende, wie sich an diesem Donnerstag herausstellte. Kaum war der Mann aus dem Polizei-Gewahrsam entlassen, kaufte er sich ein neues Tesla Model 3, dieses Mal in Rot. Das sagte er dem TV-Sender Fox, der ihn sowohl am Steuer des Fahrzeugs als auch von seinem Rücksitz aus fahrend zeigte. Er habe vor, diese Praxis zu Bewegung zu machen, erklärte der hartnäckige Autopilot-Provokateur, der sich außerdem als überaus reich bezeichnete.

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