Die NTSB hat als erste von zwei US-Verkehrsbehörden vorläufige Ergebnisse ihrer Untersuchung eines Unfalls vorgelegt, bei dem Mitte April in Texas zwei Männer in einem Tesla Model S ums Leben kamen. Darin bestätigt sie Aussagen von Tesla-Seite aus einer Telefon-Konferenz Ende des Monats, laut denen sich die Funktion Autosteer am Ort des Unfalls nicht aktivieren lässt. Diese ist Teil des Autopilot-Systems von Tesla, das in ersten Berichten als möglicher Verursacher verdächtigt wurde, weil keiner der beiden Getöteten am Steuer des Model S vorgefunden wurde.
Tesla-Besitzer stieg als Fahrer ein
Mit dem vorläufigen NTSB-Bericht sind die meisten Aussagen aus der Tesla-Konferenz jetzt behördlich bestätigt, sodass ein unter Autopilot verursachter Unfall so gut wie auszuschließen ist. Dafür spricht auch ein weiterer Punkt in der NTSB-Veröffentlichung von diesem Montag: Aufzeichnungen von Sicherheitskameras zeigen, dass der Besitzer des Tesla vorne links in das Elektroauto eingestiegen ist und sein Begleiter als Beifahrer. Gleich darauf und nur etwa 200 Meter vom Start entfernt kam das Model S in einer Kurve von der Straße ab, rammte einen Gullydeckel und dann einen Baum und fing an zu brennen.
Also dürften vom Start vor dem Wohnhaus des Besitzers bis zum tödlichen Aufprall nur wenige Sekunden vergangen sein. Das ist fast garantiert nicht einmal genügend Zeit, um den Tesla-Autopilot vom Fahrersitz aus zu aktivieren und auf die Rückbank zu rutschen, wie es theoretisch möglich wäre, wenn er an dieser Stelle funktionieren würde. Auf einem der hinteren Sitze wurde der Besitzer und Fahrer des Model S von der Feuerwehr vorgefunden, was den Autopilot-Spekulationen zunächst Nahrung gab.
Doch für einen Positionswechsel erst nach dem Crash sprach schon die Tesla-Information aus der Telefon-Konferenz, dass die Gurte beider Insassen nicht angelegt gewesen seien. Diese Aussage bestätigte die NTSB jetzt nicht – die Gurt-Frage sei Teil der weiteren Untersuchungen, schreibt sie dazu. Aber sie erwähnt wie zuvor Tesla eine Beschädigung des Lenkrads in dem Unfall-Auto, die zusätzlich für eine Person davor spricht.
TACC nicht Autopilot und zu langsam
Ebenfalls sind sich NTSB und Tesla nach den bisherigen Tests einig in der Darstellung, dass zumindest die Funktion Traffic Aware Cruise Control (adaptiver Tempomat, TACC) auf der Unfall-Straße aktivierbar war. Ein Tesla-Vertreter hatte dazu in der Telefon-Konferenz erklärt, mit TACC ließen auf der kurzen Strecke maximal 30 Meilen pro Stunde erreichen; für einen Brand und schwere Beschädigungen, wie sie nach dem Zusammenstoß mit dem Baum entstanden, hätte das Tempo wohl höher sein müssen.
Zu der Tempo-Frage schwieg sich die NTSB jetzt aus, hielt aber fest, dass der Autopilot aus Autosteer und TACC gleichzeitig bestehe – ein indirekter Freispruch zumindest für das komplette System. Als Nächstes will die Behörde unter anderem die Unfall-Dynamik weiter analysieren, die Frage der Gurte klären und das anschließende Feuer untersuchen, teilte sie mit.
Das in dem Tesla eingesteckte Speicher-Medium könne keine Bilder mehr liefern, weil es im Feuer zerstört worden sei, informierte die NTSB außerdem. Auch das Restraint Control Module, das Daten zu Tempo, Gurten, Beschleunigung und Airbags speichert, sei beschädigt worden; aktuell versuche ein Labor der Behörde, die Daten daraus lesbar zu machen. Das steht ebenso noch aus wie Ergebnisse einer weiteren Untersuchung, die parallel von der NHTSA begonnen wurde. Von der anfänglichen Autopilot-Theorie ist aber schon jetzt fast nichts mehr übrig.