Bild: Michal Gapinski
Wegen seiner minimalistischen und konsequent digitalisierten Elektroautos, die sich per Funk auf einen neueren Software-Stand bringen lassen, wird Tesla oft mit Apple verglichen. In einer Hinsicht verzichtet das Unternehmen allerdings konsequent darauf, sich dem iPhone-Gefühl noch stärker anzunähern: Anders als inzwischen mehrere andere Hersteller bietet Tesla keine Integration nach dem Standard CarPlay, über den Inhalte vom Smartphone auf den Auto-Bildschirm übertragen werden. Der Grund dafür dürfte die Kontrolle über Kunden-Daten und -Interaktionen sein. Aber zumindest für Bastler gibt es jetzt trotzdem eine Möglichkeit, CarPlay auf den eigenen Tesla zu bekommen.
Umwege führen zu CarPlay für Tesla
Das meldete am Sonntag der polnische Entwickler Michal Gapinski, indem er die neue Version 2022.25.1 seiner Software namens Tesla Android vorstellte. Der Weg zu iPhone-Inhalten auf dem Tesla-Bildschirm führt also offensichtlich über den Umweg des freien Smartphone-Betriebssystems Android. Aber nach Angaben von Gapinski funktioniert er jetzt mit jedem Elektroauto-Modell des Unternehmens.
Wer das Apple-Gefühl im eigenen Tesla haben möchte, muss allerdings einstweilen einigen Aufwand treiben. Eine lange Anleitung erklärt, dass man dafür unter anderem zwei kleine Raspberry-Rechner braucht. Auf dem stärkeren wird Android installiert, auf dem zweiten eine Linux-Version, und mit einem zusätzlichen LTE-Modem sowie Kabeln wird alles mit dem Internet sowie dem jeweiligen Tesla verbunden. Wie ein YouTube-Video zeigt, kann man anschließend iOS-Anwendungen wie die Karten oder vor allem das von einigen Tesla-Besitzer stark vermisste Apple Music über den zentralen Touchscreen im Auto steuern.
Eingang in das sonst geschlossene Tesla-System findet Gapinski über den integrierten Browser, über den andere Hacker zum Beispiel auch schon Windows-Anwendungen zum Laufen gebracht haben. In dem Video zeigt er auf dem großen Touchscreen eines Model 3 oder Model Y zunächst die Versionshinweise seiner eigenen Android-Software und geht anschließend Anwendungen wie Apple Music, YouTube oder Karten durch. Nach einem Tippen auf das Symbol reagieren sie wie gewohnt, und das flüssig. Dabei läuft die Audio-Wiedergabe auch weiter, wenn der Entwickler andere Bilder wie zum Beispiel der Heck-Kamera in dem Tesla auf das Display holt.
Gerüchte über App-Store für Elektroautos
Die Erfordernis von zwei getrennten Raspberrys will Gapinski später noch abschaffen, aber einige Schwächen dürften gegenüber einer Integration direkt auf Ebene der Hersteller bleiben. So sieht man den Apple-Bildschirm im Tesla nicht im Vollbild, sondern immer nur in dem Bereich, der dort für den Browser vorgesehen ist. In manchen Ländern soll zudem der Browser beim Fahren gesperrt sein, sodass man auch keine iPhone-Musik oder -Karten darüber aufrufen kann. Und während Apple vor kurzem eine tiefere CarPlay-Integration in Auto-Systeme angekündigt hat, scheint Tesla weiterhin wenig geneigt, davon Gebrauch zu machen. Im Gegenteil gibt es seit einiger Zeit Gerüchte, Tesla könne nach Apple-Vorbild einen eigenen App-Store für seine Elektroautos schaffen.