Bild: Tesla (Archiv)
Eine Mitarbeiterin in der Nachtschicht für das Model 3 im Tesla-Werk Fremont hat das Unternehmen verklagt. Nach ihrer Darstellung unternahm es nichts gegen mehrfache sexuelle Belästigung, der sie fast drei Jahre lang ausgesetzt war, berichtete Ende vergangener Woche die Washington Post. Die Übergriffe sollen sowohl verbaler als auch physischer Natur gewesen sein. Üblicherweise werden solche Fälle diskreter in Schlichtungsverfahren verhandelt, aber der Anwalt der Betroffenen bezeichnet die Klausel dafür in ihrem Vertrag mit Tesla als nicht durchsetzbar.
Belästigung in Tesla-Nachtschicht
In der Klage ist laut dem Bericht von „alptraumhaften Bedingungen“ und „zügelloser sexueller Belästigung bei Tesla“ die Rede. Die Frau gibt an, bei der Arbeit in Fremont nahezu täglich Kommentare über ihren Körper gehört zu haben und vielfach unerwünscht berührt worden zu sein. Zum Teil wurden ihre Aussagen von Kollegen bestätigt, berichtet die Washington Post, unter anderem der letzte Fall, der letztlich den Ausschlag für die Klage gegeben habe: Als sie sich nach der Mittagspause wieder einstempelte, habe ein männlicher Kollege ein Bein zwischen ihre Schenkel geschoben und das dann als Versehen dargestellt.
Die Mitarbeiterin habe solche Vorfälle mehrfach ihren Vorgesetzten und deren Vorgesetzten gemeldet, sagte ihr Anwalt in einem Interview mit Yahoo Finance. Die Reaktion von Tesla habe aber jedes Mal lediglich darin bestanden, sie in andere Bereiche der Fabrik zu versetzen. Im September und Oktober habe sie sich bei der Personal-Abteilung beschwert, heißt es im Bericht der Washington Post weiter; Tesla habe aber nichts unternommen. Derzeit soll die 38 Jahre alte Klägerin wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung krankgeschrieben sein.
In einem anderen Prozess sprach eine Jury einem externen Mitarbeiter in der Fabrik Fremont Anfang Oktober wegen rassistischer Beleidigungen die spektakuläre Summe von 137 Millionen Dollar zu. Tesla hat nach Berichten mittlerweile beantragt, die Zahlung auf 600.000 Dollar zu reduzieren. Der Anwalt der Frau, die jetzt wegen Belästigung klagt, sieht hinter beiden Fällen eine ähnliche Dynamik, wie er der Washington Post sagte. Es gehe jeweils um Dominanz, Herabsetzung und Entmenschlichung, einmal in rassistischer und einmal in frauenfeindlicher Form.
Klage erwähnt TITS-Scherz von CEO Musk
Nach dem Rassismus-Urteil hatte Teslas Personal-Chefin intern und dann öffentlich erklärt, das Unternehmen sei zu der Zeit dieser Vorfälle 2015 und 2016 nicht das gleiche wie heute gewesen. Tesla sei immer noch nicht perfekt, habe sich aber verbessert und arbeite weiter daran. Für die jetzt klagende Nachschicht-Mitarbeiterin trägt mit Blick auf sexuelle Belästigung allerdings CEO Elon Musk selbst zu der schwierigen Kultur bei. Ende Oktober scherzte er auf Twitter über die Gründung einer Universität mit der Abkürzung TITS. Laut der Klägerin vermittelt er der Belegschaft damit das Gefühl, dass derlei Verhalten bei Tesla in Ordnung sei.