Seit Juli 2021 ist das so genannte „N-Wort“ für Menschen afroamerikanischer Herkunft bei Tesla ebenso offiziell verboten wie einige andere Minderheiten-Ausdrücke, die sowohl liebevoll als auch bösartig verstanden werden können. Das machte die Personal-Chefin Valerie Capers Workman in einer E-Mail zur Rückkehr in Büros und Fabriken nach den Corona-Lockdowns klar. In früheren Zeiten aber war man als Tesla-Minderheit offenbar weniger gut geschützt. Nachdem schon kurz vorher ein Verfahren mit einer Zahlung von rund 1 Million Dollar für den Betroffenen ausging, soll Tesla in einem ähnlichen Fall jetzt sogar 137 Millionen Dollar bezahlen.
Aktualisierung: Wie von dem Unternehmen angestrebt, hat ein Richter in einer Berufungsverhandlung die zu zahlende Summe deutlich reduziert. Insgesamt soll Tesla jetzt 16,5 Millionen Dollar bezahlen (s. ganz unten)
„Null Verantwortung bei Tesla“
Davon berichtete am späten Montag unter anderem die Nachrichten-Agentur Bloomberg. Ein Experte sagte ihr, dass dies wohl der höchste Schadenersatz sei, der in den USA in einem einzelnen Verfahren wegen rassistischer Diskriminierung je zugesprochen worden sei. Der Kläger hatte von 2015 bis 2016 als Aufzug-Bediener in der Tesla-Fabrik in Fremont gearbeitet. Dort wurde er nach seinen Angaben regelmäßig mit Worten und Zeichnungen rassistisch beleidigt. Tesla äußerte dazu, auf seine Beschwerden sei jeweils eingegangen worden, der Anwalt des Kläger sagte laut Bloomberg, bei dem Unternehmen habe eine Politik von „null Verantwortung“ statt „null Toleranz“ geherrscht.
Wie der frühere Mitarbeiter, der im August 1 Million Dollar erhielt, war auch der Kläger in dem neuen Fall nicht direkt bei Tesla beschäftigt, sondern bei einer Art Leiharbeitsfirma. Üblicherweise werden solche Fälle nicht vor Gericht verhandelt, sondern vor Schiedsgremien, wie es in den Arbeitsverträgen vorgesehen ist. Dadurch wird weniger über sie öffentlich. Laut einem Bericht der L.A. Times hat Tesla solche Verfahren bislang fast nie verloren. Ein weiteres soll allerdings aktuell an einem anderen Gericht in Kalifornien laufen.
Personal-Chefin nimmt Stellung
Teslas Personal-Chefin Calpers Workman verschickte nach dem aktuellen Urteil und den Berichten darüber eine interne E-Mail an die Belegschaft. Später war sie auch im Blog von Tesla zu sehen. 2015 und 2016 sei Tesla nicht das gleiche Unternehmen gewesen wie heute, schrieb sie. Außerdem betonte Calpers Workman, dass der Kläger nicht direkt bei Tesla angestellt gewesen sei. Und sie räumte ein, dass das Unternehmen noch mehr tun muss, „bis jeder Beschäftigte das Gefühl hat, sein ganzes Selbst zur Arbeit bei Tesla mitbringen zu können“.
Laut einem Bericht der Washington Post setzen sich die jetzt zugesprochenen 137 Millionen Dollar aus 6,9 Millionen Dollar als Entschädigung für emotionales Leid plus 130 Millionen Dollar Schadenersatz mit Straf-Charakter zusammen. Der Anwalt des Klägers lobte, damit werde Tesla zur Verantwortung gezogen. Allerdings wurde damit gerechnet, dass das Unternehmen gegen das Urteil in Berufung geht.
Berufung: Tesla muss weniger zahlen
Aktualisierung: Die Berufung wurde wie von Tesla angekündigt eingelegt, und am 13. April hat ein Bundesrichter darüber entschieden, berichtet MarketWatch. Demnach reduzierte er die Entschädigung auf 1,5 Millionen Dollar und den Straf-Schadenersatz auf 15 Millionen Dollar. Die von der Jury zuvor zugesprochenen 137 Millionen Dollar bezeichnete der Richter als „verfassungswidrig hoch“. Der Fall sei aber auch nicht als relativ milde emotionale Not abzutun, wie es Tesla versucht habe, erklärte er laut dem Bericht. Neben früheren Mitarbeitern klagt inzwischen auch die kalifornische Behörde DEFH wegen Fällen von Diskriminierung und Belästigung gegen Tesla.