Bild: Tesla (Symbolfoto)
„Tesla ruft fast 12.000 seit 2017 in den USA verkaufte Fahrzeuge zurück“, meldete am Dienstag die Nachrichten-Agentur Reuters – was formal gesehen richtig ist, aber inhaltlich eher nicht. Denn tatsächlich veröffentlichte die Verkehrsbehörde NHTSA mit Datum von Montag einen Tesla-Rückruf, aber da war der schon seit fast einer Woche erledigt. Immerhin kann man den offiziellen Informationen jetzt genauer entnehmen, was bei einem Software-Update in der letzten Oktober-Woche schiefgegangen ist, mit dem Tesla den Teilnehmer-Kreis beim Beta-Test seiner Autonomie-Software FSD erweiterte.
Tesla-Update versursachte Chaos
Die Autopilot-Software namens FSD wird seit vergangenem Herbst in den USA als stetig weiterentwickelte Beta-Version getestet. Voraussetzung dafür ist der Kauf der Option mit der gleichen Abkürzung, die in diesem Fall für „Full Self-Driving Capability“ steht. In diesem Oktober begann Tesla, den Beta-Test anhand eines vorher eingeführten Safety Score auszuweiten. Die erste Welle in der zweiten Woche mit FSD-Version 10.2 und nur für Fahrer, die volle 100 Safety-Punkte erreicht hatten, ging noch glatt. Die zweite Erweiterung mit dem Update auf V10.3 und Tesla-Fahrer mit 99 Punkten Ende des Monats aber führte bei manchen Beta-Testern zu Problemen mit anderen Autopilot-Funktionen.
Die bestätigte Tesla-Chef Elon Musk kurz darauf auf Twitter. Es gebe „ein paar Themen mit 10.3“, also kehre man temporär zu 10.2 zurück, schrieb er. Brav installierten Beta-Tester die dafür rasch bereitgestellte Fahrzeug-Software, um dann festzustellen, dass die FSD-Funktion im Menü nicht mehr aktivierbar war. Das war am Samstag vor einer Woche, aber schon einen Tag später lieferte Tesla ein weiteres Update nach, jetzt mit der FSD-Version 10.3.1, die offenbar tut, was sie soll, und keine anderen Funktionen stört. Musk bedankte sich auf Twitter beim Autopilot-Team für den Wochenend-Einsatz über Nacht.
Das alles ist gut eine Woche her, erst jetzt aber wurde bekannt, dass Tesla einen Rückruf wegen der Probleme angemeldet hat – wenn auch ebenfalls erst, nachdem seine Beta-Tester schon die Software mit der Korrektur hatten. Das geht aus Dokumenten hervor, die jetzt auf der Website der NHTSA zu finden sind. Demnach beschloss das Unternehmen am 26. Oktober einen Rückruf per Funk-Update. Nach den Tesla-Angaben darin stand das Update schon einen Tag vorher zur Verfügung, und Reuters berichtete, laut dem Unternehmen hätten es am 29. Oktober schon 99,8 Prozent der betroffenen Fahrzeuge aufgespielt gehabt.
FSD-Test jetzt mit 11.704 Teilnehmern
Ansonsten wird in einem NHTSA-Dokument bestätigt, dass FSD 10.3 Probleme mit den Sicherheitshelfern automatische Notfall-Bremsung und Front-Kollisionswarnung verursacht hatte. Bis Tesla sie abschaltete, konnten sie grundlos anschlagen, weil ein Chip nicht richtig aus einem Schlaf-Zustand erwachte und deshalb falsche Ergebnisse lieferte.
Darüber hinaus enthält der offizielle Rückruf eine interessante Information über die Zahl der Beta-Tester: Vor der ersten Erweiterung Anfang Oktober hatte sie laut Musk bei rund 2000 gelegen, jetzt dürfte ihre Zahl insgesamt ziemlich exakt 11.704 erreicht haben. Denn so viele Tesla Model 3, Model Y, Model S und Model X aus der Produktion ab August 2017 sind (oder waren) laut NHTSA betroffen, und nur Beta-Tester bekamen die Version 2021.36.5.2 der Fahrzeug-Software, in der FSD V10.3 steckte. Dass Tesla jetzt praktisch im Nachhinein einen Rückruf für sie einreichte, könnte auch damit zusammenhängen, dass die NHTSA Mitte Oktober darauf hingewiesen hatte, dass dies bei erkannten Sicherheitsmängeln Pflicht sei.