Bild: Tesla (Symbolbild)
Die Tesla-Geschäftszahlen für 2020 waren auf der einen Seite herausragend, auf der anderen Seite eine Enttäuschung. So konnte das Elektroauto- und Energie-Unternehmen Umsatz, Gewinn und Auslieferungen trotz Coronavirus-Pandemie erneut deutlich steigern. Demgegenüber fiel aber der Gewinn im letzten Quartal deutlich niedriger aus, als Analysten zuvor berechnet hatten. Zudem blickte Tesla bei der Vorlage der Zahlen ungewohnt vorsichtig in die Zukunft und nannte kein konkretes Ziel für die Auslieferungen, sondern stellte lediglich „durchschnittlich 50 Prozent pro Jahr auf Sicht von mehreren Jahren in Aussicht“. Für 2021 würde dieser Mittelwert 750.000 Auslieferungen bedeuten – doch ein Beobachter will jetzt erfahren haben, dass Tesla intern stattdessen mindestens 1 Million anstrebt.
Exklusiv-Info von privatem Tesla-Kenner
Die Information kommt nicht von Analysten oder Journalisten, sondern von einer Privatperson. Aber das ist bei Tesla nicht unbedingt ungewöhnlich, denn das Unternehmen hat viele überzeugte Fans und Aktionäre, die sich intensiv damit beschäftigen. CEO Elon Musk selbst hat das schon gelobt und erklärt, die Einsichten von Privatanlegern seien oft viel profunder als die von Börsen-Profis. Zudem bietet die auch von ihm viel genutzte Plattform Twitter die Möglichkeit, mit neuen Erkenntnissen direkt an die Öffentlichkeit zu treten statt über klassische Medien.
Sawyer Merritt jedenfalls, laut seinem Profil Mitgründer eines Start-up für nachhaltige Kleidung und Tesla-Anleger seit 2015, schreibt auf Twitter fast nur über Musks Unternehmen und hat sich inzwischen gut 22.000 Follower gesichert. Und am Dienstag veröffentlichte er eine Nachricht, die an der Börse Milliarden bewegen könnte, wenn sie sich als richtig erweist: Tesla strebe für das laufende Jahr mindestens 1 Million Elektroauto-Auslieferungen an, schrieb Merritt unter Berufung auf eine Quelle, die darüber informiert sei.
EXCLUSIVE: I have been told by a source of mine with knowledge of the situation that Tesla is internally aiming for 1M+ deliveries for 2021. Also, I was told that the Long Range RWD Model Y is indeed coming soon.
As always, take these kinds of things with a grain of salt.
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— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) February 16, 2021
Dem Blog Teslarati bestätigte Merritt auf Nachfrage, dass es sich bei dieser Quelle um einen Tesla-Insider handle, der mit der Verkaufsstrategie für dieses Jahr vertraut sei. Auf Twitter hatte er diese Details zuvor nicht verraten – wenn sie stimmen, machen sie seine Angaben glaubwürdiger. Natürlich könne sich die Planung bei Tesla noch ändern, ergänzte er, doch seine Nachricht gebe den aktuellen Stand wieder.
Unplausibel ist sie jedenfalls nicht. Tatsächlich trauen Börsen-Analysten Tesla im Durchschnitt bereits mehr zu als den theoretischen Zielwert von 750.000 Auslieferungen in 2021 und rechnen mit mehr als 800.000 Elektroautos. Und in einem Nebensatz in dem vorsichtigen Ausblick von Ende Januar heißt es, für 2021 werde eher mit mehr als 50 Prozent Wachstum gerechnet. In der Telefonkonferenz nach der Veröffentlichung der Zahlen für das zurückliegende Jahr ging der als besonnen geltende Finanzchef Zachary Kirkhorn noch weiter: Tesla könne die 50 Prozent in diesem Jahr sogar „deutlich“ übertreffen, sagte er.
Börse nimmt von Nachricht keine Notiz
1 Million Auslieferungen in 2021 würden sogar eine Steigerung um 100 Prozent bedeuten. Aber laut CEO Musk wurden die Tesla-Verkäufe bislang nur von der produzierbaren Menge begrenzt, nicht von der Nachfrage. Und zumindest die nötige Kapazität hatte das Unternehmen Anfang dieses Jahres schon fast zusammen, wie aus dem Jahresbericht für 2020 hervorgeht. Darin sind 100.000 Model S und Model X plus 500.000 Model 3 und Model Y aus dem Stammwerk in Fremont angegeben, hinzu kommen noch 450.000 Model 3 und Model Y aus der neuen Gigafactory in China.
Tesla weist darauf hin, dass es sich bei diesen Angaben um die Maximal-Kapazität ohne Berücksichtigung von Ausfällen, Lieferkette und Hochlauf handle. Aber im Lauf dieses Jahres dürften mit den Gigafactorys bei Berlin und bei Austin in den USA noch zwei Werke mit beginnender Produktion hinzukommen. So gesehen scheint die Tesla-Million in diesem Jahr möglich. An der Börse wurde die potenziell heiße Exklusiv-Nachricht von Merritt bis Mittwochabend dennoch nicht erkennbar zur Kenntnis genommen. In die großen Finanzdienste schaffe sie es zunächst nicht – und ihr Urheber schrieb auf Twitter, die Wall Street wisse wahrscheinlich nicht einmal, dass es ihn gibt.