Bild: Tesla (CEO Musk bei Hauptversammlung 2022)
Der juristische Konflikt um die von Elon Musk angebotene, dann fest vereinbarte und dann wieder abgesagte Übernahme von Twitter hat eine neue Wendung bekommen. Im Vorfeld einer für Mitte Oktober angesetzten Verhandlung darüber hatte der Tesla-Chef am Montag überraschend angeboten, den Dienst doch zu den ursprünglichen Konditionen zu kaufen. Twitter witterte zuerst eine Finte, ließ sich aber offensichtlich auf weitere außergerichtliche Gespräche ein. In einem Teilerfolg für Musk wurde eine für den Donnerstag angesetzte Befragung des Tesla-Chefs verschoben, doch der Prozess-Termin blieb. Aktualisierung: Das zuständige Gericht hat die Verhandlung ausgesetzt und beiden Seiten aufgetragen, die Transaktion bis zum 28. Oktober zum Abschluss zu bringen. Falls das nicht gelingt, will es das Verfahren weiterführen.
Musk wollte Twitter-Preis drücken
In diesem April hatte Musk 54,20 Dollar pro Twitter-Aktie und damit 44 Milliarden Dollar für das ganze Unternehmen geboten, und das Board und später die Aktionäre des Übernahme-Ziels stimmten zu. Im Juli trat der Tesla-Chef allerdings von seinem Angebot zurück, nachdem er zuvor öffentlich Nutzer-Zahlen in Frage gestellt hatte. Twitter klagte, und das Ergebnis ist der Prozess am Chancery Court in Delaware.
Wie dazu jetzt die Nachrichten-Agentur Bloomberg berichtete, hat Musk vor seinem neuen Angebot zu den ursprünglichen Konditionen versucht, den Preis für Twitter zu drücken. Zunächst habe er 30 Prozent weniger angestrebt, später nur noch 10 Prozent, was aber offensichtlich nicht zu einer Einigung führte. Dass der Tesla-Chef den Konflikt jetzt zum vollen Preis zu beenden bereit ist, spricht dafür, dass er die Verhandlung ab Mitte Oktober vermeiden will.
Damit hatte er am Mittwoch zumindest schon einen Teilerfolg, berichtet Bloomberg weiter: Beide Seiten einigten sich darauf, eine für Donnerstag angesetzte gerichtliche Befragung von Musk zu verschieben. Damit wollten sie laut dem Bericht Zeit gewinnen, um festzulegen, wie der laufende Prozess formal korrekt gestoppt werden kann. Aus Gesprächen mit informierten Personen nahm die Agentur den Eindruck mit, dass auch die für fünf Tage ab 17. Oktober angesetzte Verhandlung mit hoher Wahrscheinlichkeit verschoben wird.
Aktualisierung: Am Donnerstag fiel diese Entscheidung tatsächlich. Die Richterin am Chancery Court setzte das Verfahren aus, damit Musk und Twitter doch noch ohne Urteil zueinander finden können. Allerdings erhielt sie den Druck auf den Tesla-Chef aufrecht: Bis 28. Oktober um 17 Uhr erwartet sie die Meldung, dass der Kauf abgeschlossen wurde. Falls diese ausbleibt, soll im November ein neuer Verhandlungstermin angesetzt werden. Twitter erklärte laut Berichen gegenüber den Beschäftigen, dass man weiter die Übernahme zum vereinbarten Preis anstrebe. Musk kündigte schon einmal in Zukunft schnelle Produkt-Entwicklung bei dem Kurznachrichten-Dienst an.
Tesla-Aktie weiter unter Druck
An der Börse wird seit dem Bekanntwerden des neuen Musk-Angebots mit einem Zustandekommen des Geschäfts gerechnet: Am Mittwoch hielt sich Twitter mit einem Schluss-Kurs bei 51,30 Dollar nah am gebotenen Preis, während die Aktie von Tesla mit einem Minus von 3,5 Prozent erneut schwächer war als der Markt. Zwar würde CEO Musk Twitter als Privatperson kaufen, aber zur Finanzierung dürfte er weitere Tesla-Aktien verkaufen oder beleihen müssen. Am Donnerstag schienen aber wieder Zweifel an einem erfolgreichen Abschluss zu herrschen: Tesla verlor nur leicht, aber Twitter fast 4 Prozent auf Kurse unterhalb von 50 Dollar.