Bild: Starlink
Gut 1700 Starlink-Satelliten für weltweite Internet-Kommunikation hat das Raumfahrt-Unternehmen SpaceX mit Elon Musk als Gründer und CEO seit 2018 gestartet. Der jüngste Raketenstart mit eigenen Satelliten an Bord liegt allerdings schon etwas zurück – er fand am 30. Juni statt. Nun verrieten Musk und seine Kollegin in der SpaceX-Chefetage, Gwynne Shotwell, den Grund für diese Pause. In Zukunft sollen verbesserte Starlink-Satelliten eingesetzt werden, erklärte Shotwell Ende August – dank Laser-Verbindungen können sie direkt im All mit ihren Nachbarn kommunizieren. Elon Musk selbst ergänzte wenig später auf Twitter, dass die Laser-Links Bodenstationen überflüssig machen.
Weltraum-Internet an Staaten vorbei
Denn bisher lief Telekommunikation über Satellit – Satelliten-Telefone gibt es schon seit Jahrzehnten – so ab: Der Endnutzer kommuniziert dank seiner Antenne und seinem Terminal direkt mit dem Satelliten. Er schickt beispielsweise die Anfrage für eine Internet-Seite an den Satelliten. Dieser kontaktiert daraufhin eine Bodenstation, die an das erdgebundene Internet angeschlossen ist, holt sich von ihr die Daten und schickt sie an den Nutzer weiter.
Die neue Generation von Starlink-Satelliten aber soll nun dank Laser untereinander kommunizieren können. Satelliten über Regionen wie den Ozeanen oder in der Nähe der Pole, wo sich Bodenstationen kaum oder gar nicht bauen lassen, können ihren Datenverkehr also einfach an einen Starlink-Nachbarn weitergeben, und dieser gegebenenfalls an weitere – bis der erste Kontakt zu einer Bodenstation hat. Das Ganze hat einen weiteren Nutzen: Der Datenverkehr läuft schneller. Um etwa 40 Prozent, schätzte Musk, verglichen mit dem Umweg über das Netz am Boden.
Processing is not an issue. Lasers links alleviate ground station constraints, so data can go from say Sydney to London through space, which is ~40% faster speed of light than fiber & shorter path.
Also, no need for ground stations everywhere. Arctic will have great bandwidth!
— Elon Musk (@elonmusk) September 2, 2021
Gleichzeitig könnten Menschen in kriegs- und krisengeschüttelten Staaten von der neuen Laser-Technik profitieren. Beispielweise in Afghanistan, wo die Taliban offenbar bereits versuchen, in Mobilfunk- und Internet-Netzwerke einzugreifen. Oder in China. Kann ein Anbieter wie Starlink dort keine Bodenstationen aufbauen oder wird der Datenverkehr kontrolliert, könnten die neuen Starlink-Satelliten Daten einfach ein paar tausend Kilometer durch das All weitergeben und beispielsweise erst in der Türkei oder Japan wieder Bodenstationen kontaktieren.
Autoritäre Regimes können dagegen im Prinzip nichts unternehmen, wie SpaceX-Chef Musk auf eine Twitter-Nachfrage hin erklärte: „Sie könnten die Faust in Richtung Himmel schütteln“. Im Prinzip müsse ein Starlink-Internet den Boden sogar gar nicht berühren, ergänzte er.
Bald neue Starlink-Starts bei SpaceX
Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Erstens ist die Starlink-Antenne mit rund 60 Zentimeter Durchmesser nicht so klein, dass man sie leicht verstecken könnte – zumal sie eine direkte Sichtverbindung Richtung Himmel braucht. Der Schuss könnte sogar nach hinten loslegen: Wenn ein Regime-Gegner heimlich über Starlink kommuniziert, könnten Regierungsagenten den Standort seiner Antenne herausfinden. Und grundsätzlich ist die Idee eines reinen Weltraum-Internet natürlich spannend. Sie wirft allerdings die Frage auf, welche neuen Risiken dadurch entstehen, dass es sich auch der Regulierung durch demokratische Regierungen entziehen könnte.
Der milliardenteure Starlink-Ausbau soll jedenfalls bald wieder Fahrt aufnehmen. Vor kurzem hat SpaceX einen durch die Corona-Krise bedingten Mangel an Sauerstoff und Lieferketten-Engpässe bei Computerchips als Grund für Verzögerungen bei Raketenstarts genannt. Doch am 12. September soll die Pause enden und eine Falcon-9-Rakete mehr neue Starlink-Satelliten – wohl die ersten mit der Laser-Technik – in ihre Orbits befördern.