Eine halbe Million Starlink-Kunden will Elon Musk mit SpaceX in den nächsten 12 Monaten akquirieren – fast zehnmal so viel, wie es momentan Nutzer gibt. Auf mehr als fünf Milliarden Dollar schätzt der Chef von Tesla und SpaceX die Investitionen, die erforderlich sind, bis sein Satelliten-Internetdienst echten Gewinn abwirft. Für einen späteren Vollausbau auf mehrere zehntausend Satelliten – momentan sind es gut 1700 – erwartet er sogar Kosten in Höhe von 20-30 Milliarden Dollar.
Starlink als Mobilfunk-Unterstützung
Diese Fakten verriet Musk an diesem Dienstagabend, als er sich eine halbe Stunde lang Fragen auf dem Mobile World Congress MWC 2021 stellte. Der fand in Barcelona statt, Musk schaltete sich online dazu. Der 50-jährige wurde nicht müde zu betonen, dass Starlink nur eine Ergänzung zu den klassischen erdgebundenen Netzwerken sein soll – dem Festnetz mit mittlerweile ultraschnellen Glasfasern und dem zellularen Mobilfunk mit seiner neuesten Generation 5G.
Musk lud die Telekommunikationsanbieter – die sich seit 1987 fast jährlich auf dem MWC treffen – zur Zusammenarbeit ein. Mit zwei solcher Unternehmen habe man schon Kooperationen vereinbart, mit weiteren sei man in Gesprächen, sagte er. Dabei hat er vor allem die Mobilfunk-Netzbetreiber im Sinn. Denn Starlink kann über seine Satelliten dünn besiedelte ländliche Regionen sehr effizient versorgen, während es sich für Mobilfunkbetreiber oft nicht rechnet, dort Basisstationen aufzubauen. Um Lizenzen wie für die neue 5G-Technologie zu erhalten, müssen sie aber eine gewisse Mindestabdeckung im ländlichen Raum gewährleisten. Starlink könne dort helfen, regte Musk an. Auch sei das Starlink-System in der Lage, den „Backhaul“ zu übernehmen, also die Anbindung der Basisstationen an das Kernnetz dahiner. Mobilfunker verlegen dafür bisher meist Kabel oder installieren Richtfunkverbindungen.
Solche Kooperationen könnten für den langfristigen Geschäftserfolg von SpaceX mit Starlink wichtig sein. Denn für viele mögliche Endkunden, vor allem in den Städten, ist der Satelliten-Dienst aufgrund der Kosten keine Alternative zum klassischen Internet-Zugang. So kostet die Empfangsschüssel, die jeder Nutzer benötigt, 499 Dollar, und der Dienst selbst 99 Dollar Monatsgebühr für eine allerdings hohe Datenrate. Durch eigene Entwicklungen will Musk die Kosten für das Endgerät halbieren, bei dem SpaceX bislang noch draufzahlt, zu einer möglichen niedrigeren Monatsgebühr sagte er jetzt nichts. Vor kurzem hat der CEO Bestätigt, dass Starlink an die Börse gebracht werden soll – aber erst wenn die Einnahmen besser vorhersagbar sind.
SpaceX will neues Starship einsetzen
Vorerst will Musk durch die steigende Wiederverwendungsrate der Falcon-Trägerraketen von SpaceX die Kosten für den Transport der Satelliten weiter senken. Auch das letztlich für Mond- und Mars-Flüge entwickelte Starship-System soll in Zukunft Starlink-Satelliten transportieren – viel mehr davon auf einmal als bislang mit Falcon-9.
Am Ende seiner Rede ging Musk auch kurz auf den Stand bei dem neuen Raketen-System ein: Die neue große Startplattform in Boca Chica solle binnen eines Monats fertig gestellt sein, sagte er. Ab 1. August wäre damit der lang ersehnte erste orbitale Testflug eines Starships möglich. Auf diesem Flug soll die Riesenrakete zudem selbst Kunde bei SpaceX werden und ihre Kamerabilder und Daten über Starlink-Satelliten ohne Unterbrechung zur Erde schicken.