Bild: BYD
Auf der Messe Auto Shanghai präsentierten vergangene Woche eher chinesische Unternehmen westlichen als umgekehrt, was der Stand der Technik in ihrer Branche ist – mit 65 der insgesamt 93 überwiegend elektrischen Weltpremieren boten sie dort ein regelrechtes Elektroauto-Feuerwerk auf. Mehrere Präsenzen auf der Messe, auf der Tesla gar nicht auftrat, hatte der lokale Konkurrent BYD, der sowohl die neue Luxus-Marke Yangwang als auch das bislang billigste Elektroauto unter der eigenen Marke vorstellte. In dieser Woche folgten die endgültigen Preise: Sie beginnen bei umgerechnet unter 10.000 Euro.
China-Elektroauto mit 30 kWh Akku
Im Vorverkauf, der während der Messe startete, kostete der BYD Seagull (s. Foto oben) noch mindestens 78.800 Renminbi, berichtet CnEVPost. Schon das waren kaum mehr als 10.000 Euro, und der endgültige Startpreis liegt jetzt mit 73.800 Renminbi (etwa 9650 Euro) sogar darunter. Dafür bekommt man das mit 3,78 Metern kompakte Elektroauto mit 30 Kilowattstunden Batterie-Kapazität, die für 305 Kilometer Reichweite nach der milden China-Norm CLTC genügen sollen.
Während die luxuriösen Elektroautos der Marke Yangwang mehr als 1 Million Renmimbi kosten sollen, bleiben beim BYD Seagull auch die höheren Versionen unter der 100.000-Marke. Die teuerste ist für 95.800 Renminbi zu haben, immer noch nur etwa 12.500 Euro. Die Akku-Kapazität beträgt dann 38,9 Kilowattstunden für 405 Kilometer CLTC-Reichweite. Wohl nur in dieser Klasse akzeptabel: Das „schnelle“ Nachladen der Batterie von 30 Prozent auf 80 Prozent soll laut CnEVPost 30 Minuten dauern.
Bislang besetzte BYD das Segment unterhalb von 100.000 Renminbi nur ganz knapp mit dem älteren Qin, den es als Plugin-Hybrid oder reines Elektroauto ab 99.800 Renminbi gibt. Laut dem Bericht verzeichnete dieser Teil des Marktes im vergangenen Jahr in China 3,8 Millionen Verkäufe und machte damit 19 Prozent des Gesamtvolumens aus. Im Segment 100.000-150.000 Renminbi, in dem BYD anfangs hauptsächlich aktiv war, wurden 6,7 Millionen Autos oder 33 Prozent von allen verkauft.
BYD besetzt Segment vor Tesla und VW
Darunter gibt es jedoch bislang nur relativ wenig Konkurrenz bei vollwertigen Elektroautos. Zu den bestverkauften Modellen in China zählt das winzige Wuling Hongguang Mini EV, das umgerechnet sogar weniger als 5000 Euro kostet, aber in der Basis-Version keine Airbags und nur 170 Kilometer Reichweite hat. Im BYD Seagull dagegen sind vier Airbags Standard, und die höheren Versionen sollen zusätzlich moderne Assistenz-Funktionen wie Verkehrsschild-Erkennung bieten.
Schon zu dem etwas höheren Messe-Preis gingen laut dem CnEVPost-Bericht innerhalb von 24 Stunden mehr als 10.000 Bestellungen für das neueste und billigste Elektroauto von BYD ein. Es habe Potenzial, ein weiterer Verkaufserfolg auf dem chinesischen Markt zu werden. Früher oder später dürfte der Seagull zudem auch nach Europa kommen, wo BYD mit mehreren Modellen bereits vertreten ist. Die Limousine Han zum Beispiel kostet in Deutschland etwa doppelt so viel wie in China. Doch selbst beim gleichen Aufschlag für das Top-Modell des Seagull würde es nur 25.000 Euro kosten – ein Preis-Segment, das Tesla als der Elektroauto-Platzhirsch und VW als der Europas nicht vor 2025 besetzen dürften.