Bild: Polaris
Im vergangenen September finanzierte Jared Isaacman mit „Inspiration-4“ den ersten vollständig privaten Orbitalflug in einer Dragon-Kapsel von SpaceX, aber das war offenbar nur der Anfang seiner Weltraum-Ambitionen. Denn am Montag gab der 39-jährige Milliardär mehrere weitere Projekte dieser Art zusammen mit SpaceX bekannt, zusammengefasst als „Polaris“. Unter anderem will er mit nichtstaatlichen Astronauten in der Crew weiter ins All als je zuvor und den ersten privaten Weltraum-Spaziergang möglich machen.
SpaceX-Anzüge auch als Mars-Vorbereitung
Auf der Website von Polaris wird die erste Mission mit der Bezeichnung „Dawn“ genauer beschrieben. Die meisten bisherigen Raumkapseln, inklusive der ISS-Besatzung, fliegen in maximal gut 400 km Höhe. Die „Inspiration-4“-Mission, auf die Isaacman im September 2021 kostenlos drei Privatpersonen mitnahm, ging bis in 585 km Höhe. Noch deutlich weiter reichte nur die Gemini-11-Mission im September 1966, bei der zwei US-Astronauten bis in 1374 km Höhe flogen.
Diesen Wert will Isaacman jetzt knacken. Zusammen mit einem pensionierten Luftwaffen-Offizier und zwei SpaceX-Mitarbeiterinnen soll seine Dawn-Mission in den Van-Allen-Strahlungsgürtel führen, der bei etwa 700 km beginnt. Die geladenen, durch das Erdmagnetfeld eingefangenen Teilchen dort sind für Menschen schädlich. Die Astronauten an Bord sollen deshalb durch besondere Maßnahmen an Kapsel und Raumanzug geschützt werden. Zugleich ermöglichst das feindliche Umfeld besondere Messungen und Untersuchungen – die Ergebnisse werden bei der Planung von Mars-Flügen helfen, bei denen Menschen ähnlichen Strahlungseinflüssen ausgesetzt sein werden.
Mindestens ebenso spannend wird der erste private Weltraum-Spaziergang sein, der ebenfalls für die Dawn-Mission vorgesehen ist. Auf etwa 500 km Höhe soll aus dem Inneren der Kapsel die Luft gelassen werden, sodass die Crew darin im Vakuum sitzt. Ein noch nicht bestimmtes Mitglied soll dann in den freien Weltraum aussteigen, und nach seinem Spaziergang wird die Kapsel wieder unter Druck gesetzt. Nötig ist das, weil man aus praktischen Gründen auf den Einbau einer speziellen Luftschleuse verzichtet, wie es sie zum Beispiel in der ISS gibt. SpaceX entwickelt für dieses Vorhaben neue Anzüge, die wesentlich komplexer sind als die bisherigen, mit der Dragon-Astronauten in der Kapsel-Luft saßen. Für die künftigen Mars-Besiedlungspläne wie auch für Mond-Einsätze im Auftrag NASA wird Musks Raketen-Firma irgendwann tausende solcher Schutzanzüge brauchen.
Erste bemannte Mission mit neuem Starship
Wieviel Isaacman für seine nächsten Missionen bezahlt, ist nicht bekannt – SpaceX und er scheinen sich die Kosten dafür zu teilen. Auch Dawn soll aber ohnehin nur ein Anfang sein. Im Rahmen von Polaris soll vermutlich 2023 eine weitere bemannte Dragon-Mission mit noch nicht näher spezifizierten Zielen starten. Die dritte Polaris-Mission soll dann der erste bemannte Flug des Starship-Systems von SpaceX sein. Das wird noch eine Weile dauern, denn erst sind viele unbemannte Orbitaltests von Starship nötig, die abhängig von den nötigen Genehmigungen ab diesem Frühjahr oder Sommer beginnen dürften.