Freunde des Weltraum-Unternehmens SpaceX von Tesla-CEO Elon Musk hatten am Wochenende Anlass zum Feiern: Am Freitag gab die NASA bekannt, dass SpaceX den Zuschlag für den nächsten bemannten amerikanischen Mondlander erhalten hat. Damit stach Elon Musks Unternehmen die beiden Mitbewerber Dynetics und Blue Origin (von Amazon-Gründer Jeff Bezos) aus. Ein Jahr lang hatten die drei Anbieter, gefördert durch die NASA, ihre Vorschläge erarbeitet. Am Ende überzeugten vor allem Management-Qualität, Schnelligkeit und Innovationskraft von SpaceX – und vor allem der Preis.
3 Mrd. Dollar für Lunar Starship von SpaceX
Für knapp drei Milliarden Dollar, weitaus weniger als die Mitbewerber, soll SpaceX nun einen Lunar-Ableger seines Starships bauen und bis 2023 eine unbemannte Landung auf dem Mond und den anschließenden Wiederaufstieg demonstrieren. 2024 sollen dann im Rahmen der Mission Artemis-3 erstmals wieder zwei Menschen auf dem Mond landen, mehr als 50 Jahre nach der letzten Apollo-Mission. Erstmals soll eine Frau dabei sein und eine „person of color“, ließ die NASA dazu wissen.
Dies rasche amerikanische Rückkehr auf den Mond war schon von der Regierung Trump ausgerufen worden, doch bislang bekam die NASA wenig Geld dafür. Nur 850 Millionen Dollar Mondlander-Budget fließen im Finanzjahr 2021 an die US-Raumfahrtbehörde, die das Vierfache beantragt hatte. Vor diesem Hintergrund schien bereits fraglich, ob sich eine Landung in absehbarer Zeit überhaupt finanzieren lässt. Durch den niedrigen Preis von SpaceX könnte es nun aber wieder etwas realistischer werden – wenn auch das Datum 2024 noch rutschen könnte.
Start von der Erde mit SLS und Orion
Der Start der Mond-Astronauten von der Erde soll nicht mit SpaceX, sondern in der Orion-Raumkapsel auf der neuen NASA-Schwerlastrakete SLS erfolgen. Die bereits zehn Jahre währende Entwicklung dieser Systeme verzögerte sich stark. Kürzlich fand aber der erfolgreiche Static Fire Test des SLS statt und spätestens Anfang nächsten Jahres soll das SLS erstmals starten. Die Orion-Kapsel soll im Rahmen dieses Flugs zunächst unbemannt den Mond umkreisen. 2023 sollen dann SLS und Orion erstmals bemannt um den Mond fliegen.
Parallel soll das neue Lunar Starship von SpaceX getestet werden. Im Idealfall könnten dann 2024 vier Astronauten mit SLS von der Erde abheben und in der Orion in eine Mondumlaufbahn fliegen. Dort würden zwei Bestatzungsmitglieder in das Lunar Starship umsteigen und damit auf dem Mond landen. Das Starship würde sie nach einer Woche Aufenthalt wieder in den Mond-Orbit zurückbringen. Alle vier Astronauten wären dann wieder vereint und würden mit der Orion-Kapsel zurück zur Erde fliegen.
Natürlich stellt sich die Frage, ob man nicht gleich nur das Starship für die ganze Mission verwenden könnte. Immerhin möchte Elon Musk ja noch in diesem Jahr – er sprach gar vom Sommer – das Starship-System in die Lage versetzen, in eine Erdumlaufbahn zu fliegen. Der nächste Schritt, der Einschuss in eine Flugbahn zum Mond und das dortige Abbremsen in eine Umlaufbahn, wäre technisch wenig komplex. Zudem muss dieser Schritt ohnehin erfolgen, denn Musks Hauptziel für Starship ist der Mars.
Mond als Starship-Übung für Mars-Mission
Doch erstens ist die NASA weiter der SLS- und Orion-Entwicklung verpflichtet (nicht zuletzt weil viele US-Politiker weiter alte Raumfahrt-Firmen wie Boeing unterstützen wollen), und zweitens ist die Starship-Entwicklung von SpaceX noch vielen Risiken unterworfen. Die bisherigen Prototypen vollführten 10 Kilometer hohe Testflüge mit nur teilweise erfolgreichen Landungen. Die nächste, stark verbesserte Baureihe könnte mit einem Flug von Starship SN15 frühestens am 20. April deutliche Fortschritte bringen. Auch der erste Super Heavy Booster soll bald einen Testflug absolvieren.
Wann das komplette Starship-System zuverlässig und auch für eine menschliche Besatzung sicher genug ist, um in eine Erdumlaufbahn und darüber hinaus zu fliegen, ist derzeit jedoch kaum abzusehen. Ein modifiziertes Starship mit eigenem Budget zu entwickeln, das lediglich zum Mond absteigen und von dort wieder aufsteigen muss, ist wesentlich verlässlicher planbar, zumal dort nur ein Sechstel der Erdschwerkraft herrscht.