Bild: Tesla (Symbolfoto)
Über die Bewertung der am Sonntag gemeldeten Tesla-Auslieferungen im ersten Quartal dieses Jahres herrschte zunächst eine gewisse Uneinigkeit. Unumstritten ist, dass ihre Zahl nach Angaben des Unternehmens auf 422.875 Elektroautos stieg und damit höher war als je zuvor. Doch während viele Medien einschließlich teslamag.de nach der Veröffentlichung berichteten, dass damit die Erwartungen der Börse leicht übertroffen wurden, meldete eine Agentur, die Tesla-Auslieferungen hätten den Markt-Konsens verfehlt – was von ebenfalls vielen Publikationen übernommen wurde.
Meldung zu Tesla-Auslieferungen ergänzt
„Tesla stellt neuen Auslieferungsrekord auf – und enttäuscht dennoch“, konnte man im deutschen Sprachraum zum Beispiel noch am Montagmorgen beim Spiegel lesen. Die Angabe am Ende des Beitrags lässt erkennen, dass er zum Teil auf einer Meldung der Nachrichten-Agentur Reuters beruht. Diese war es auch gewesen, die kurz nach der Veröffentlichung der Zahlen für Q1 auf Englisch gemeldet hatte, die Tesla-Auslieferungen hätten die Erwartungen der Börse verfehlt, die sich auf gut 430.000 ausgelieferte Elektroautos belaufen hätten.
Als Quelle für diese vorherige Konsens-Prognose nannte Reuters den Dienst Refinitiv. Allerdings ließ die Agentur die Meldung mit der Überschrift von den verfehlten Erwartungen nicht lange so stehen. Noch am Sonntag folgten mehrere Aktualisierungen, und der Titel wurde in eine neutralere Formulierung geändert, in der nur noch der neue Tesla-Rekord erwähnt wird. Auch auf Twitter korrigierte sich Reuters. Nachdem die erste Meldung dort über die Funktion Community Notes in Zweifel gezogen worden war, löschte die Agentur eine Nachricht dazu.
CORRECTION: Tesla posts record quarterly deliveries after price cuts, up 4% from Q4. An earlier tweet about Tesla's deliveries contained incorrect information. We are deleting that tweet https://t.co/0SdQvwud7K pic.twitter.com/784iU9bRRd
— Reuters (@Reuters) April 2, 2023
In dem aktualisierten Reuters-Beitrag kann man indirekt erfahren, wie es zu den widersprüchlichen Überschriften und Meldungen kam. Darin wird nicht mehr nur der auf Refinitiv-Daten basierende Wert von gut erwarteten 430.000 Tesla-Auslieferungen genannt, der vorher als einzige Referenz diente. So hatte Tesla nach Angaben eines Fondsmanagers im Vorfeld eine eigene Zusammenstellung der Q1-Prognosen von 24 großen Banken verschickt. Daraus ergab sich ein Mittelwert von 421.519 ausgelieferten Elektroautos, der mit der tatsächlichen Zahl leicht übertroffen wurde. Auch die konkurrierende Agentur Bloomberg hatte laut dem aktualisierten Reuters-Bericht im Vorfeld Analysten befragt und war so zu einer Konsens-Prognose von 421.164 Tesla-Auslieferungen gekommen.
IR-Chef rät zu langfristigen Prognosen
Diese wurde somit ebenfalls leicht übertroffen. In die Twitter-Diskussion um die damit aufgelöste Verwirrung schaltete sich auch Teslas oberster Anleger-Betreuer Martin Viecha ein. Zunächst riet er, bei gemeldeten Konsens-Schätzungen darauf zu achten, wie viele einzelne Analysten darin berücksichtigt sind; bei Refinitiv soll diese Zahl niedrig sein. Analysten-Ausblicke auf das nächste Quartal sind laut Viecha allerdings ohnehin praktisch irrelevant – interessanter seien die Einschätzungen für die fernere Zukunft wie die Jahre 2025 und 2026. Laut der zuvor wohl von ihm verschickten Übersicht erwarten die 24 Banken 2,94 Millionen Tesla-Auslieferungen in 2025 und gut 3,5 Millionen in 2026.
Aktualisierung: Bei der Aktie überwog am Montag zunächst eine negative Reaktion auf die Tesla-Zahlen. Im vorbörslichen US-Handel verlor sie bis nachmittags in Deutschland rund 3 Prozent auf knapp über 200 Dollar. In Erwartung des am Sonntag gemeldeten Rekords und möglicherweise insgeheim etwas mehr hatte die Aktie am Freitag noch gut 6 Prozent zugelegt.