Bild: Lightyear
Die Idee, Elektroautos mit Solarzellen zu pflastern, damit sie möglichst viel des benötigten Stroms selbst erzeugen, ist naheliegend. Tesla-CEO Elon Musk hat schon 2017 im Zusammenhang mit dem Model 3 von ihr gesprochen, sie dann aber nicht weiter verfolgt. Für den kommenden Tesla Cybertruck dagegen kündigte er Ende 2019 eine Photovoltaik-Option an, die Strom für bis zu 24 Kilometer Reichweite am Tag liefern könne, was trotz der größeren Fläche nicht sehr viel ist. Aber das niederländische Unternehmen Lightyear, das an einem eigenen Elektroauto mit viel Solar-Leistung arbeitet, hat jetzt erst einmal ein Tesla Model 3 mit Solardach gebaut.
Solares Tesla Model 3 im Video
Den Umbau zeigte Lightyear jetzt in einem kurzem YouTube-Video. Darin zu sehen ist ein weißes Tesla Model 3 mit der Nummer 006 an der Seite, einem orangefarbenen Rand um einen Teil seines Dachs und dem Hinweis „solar technology research area“. Zusammen mit einem weiteren Fahrzeug mit Solar-Dach, einem VW Crafter, soll damit zunächst die von Lightyear entwickelte Solar-Technologie getestet werden.
Wie das Unternehmen dazu erklärt, wurde die Stromerzeugung auf dem Tesla-Dach sogar „nahtlos“ integriert, und tatsächlich würde man sie ohne die deutlichen Hinweise auf dem Model 3 wohl gar nicht erkennen. Die Technologie sei ursprünglich für die Teilnahme an dem Solarauto-Wettbewerb Solar Challenge entwickelt worden, mit dem Ziel, möglichst viele Zellen unterzubringen und sie haltbar, sicher, unauffällig und optisch ansprechend zu machen. In einer Zusammenarbeit mit den Photovoltaik-Firmen SunPower und DSM sei es gelungen, selbst im Teil-Schatten mehr Strom-Ertrag zu erzielen, schreibt Lightyear.
Lightyear wurde von Studenten an der Universität Eindhoven gegründet, die vorher mit den Fahrzeugen Stella und Stella Lux an Wettbewerben für solargetriebene Autos teilgenommen hatten. Im Sommer 2019 stellte das Unternehmen mit dem Lightyear One einen Prototypen für ein eigenes Elektroauto vor, dessen Produktion 2021 beginnen soll. Neben niedrigem Gewicht und der extrem aerodynamischen Form sollen auch selbst entwickelte Radnaben-Motoren für hohe Effizienz sorgen. Dadurch will Lightyear eine WLTP-Reichweite von 725 Kilometern (mehr als beim bislang besten Tesla) bei „relativ kleiner Batterie“ erreichen.
Zur Leistung der 5 Quadratmeter Solar-Module auf Fronthaube und Dach des One machte Lightyear bei der Vorstellung keine Angaben, ebenso wenig wie jetzt zum Tesla Model 3. Pro Jahr könne das eigene Elektroauto Strom für bis zu 20.000 Kilometer generieren, hieß es dazu ohne Informationen zum Verbrauch. Auch das deutsche Start-up Sono Motors will ein Photovoltaik-Auto auf den Markt bringen, aber in einem viel niedrigeren Preis-Segment als die Niederländer. Mit Zellen auf fast der gesamte Karosserie soll das Van-Elektroauto eigenen Strom für bis zu 5800 Kilometer Reichweite pro Jahr erzeugen.
Strom für Tesla-Klimaanlagen?
Doch solche Angaben dürften jeweils Optimal-Werte sein, während die erzielbaren Erträge in der Praxis von vielen Faktoren abhängen – und ein Auto in einer Garage erzeugt natürlich keinerlei eigene Reichweite. Der Lightyear One wurde nach Angaben des Unternehmens trotzdem schon 100-mal für 119.000 Euro vorbestellt, kostet also mehr als aktuell ein Tesla Model X.
Doch für den Fall, dass das eigene Elektroauto keine Zukunft hat, ist Lightyear vorbereitet: Die integrierte Solar-Technologie soll auch anderen Herstellern angeboten werden, lässt das Unternehmen durchblicken. Vielleicht kommt also irgendwann ein Tesla mit Solarzellen von Lightyear ab Werk im Glasdach. Letztlich ist das eine Frage von Preis und Aufwand – zumindest zur Versorgung der Klimaanlage und des Computers für den Wächter-Modus in Model 3 und anderen Teslas dürfte mitfahrende Klein-Photovoltaik reichen.