Bild: @elonmusk
Seit Freitag ist Schluss. Schon an diesem Mittwoch ließ Tesla-CEO Elon Musk mit einem Besuch als lebendiges Meme im Hauptquartier (s. Foto) erkennen, dass er Twitter jetzt als sein Eigentum betrachtet, am Donnerstag soll er CEO und CFO entlassen haben, und am Tag darauf meldete das Unternehmen an die SEC, dass seine Aktien nicht mehr an der Börse notiert sind. Die Transaktion ist also offensichtlich abgeschlossen. Damit hat der Musk für 44 Milliarden Dollar bekommen, was er wohl gar nicht mehr wollte. Doch trotz seiner Erfolge mit Tesla und SpaceX schlug ihm als neuem Twitter-Besitzer und -Chef viel Skepsis entgegen.
Andere Herausforderung als Tesla und SpaceX
Eine große Frage lautet unter anderem, wo der Multi-Unternehmer die zusätzliche Zeit hernehmen will. In seinem Twitter-Profil beschreibt er sich neuerdings als „Chief Twit“, hat aber noch nicht offiziell den CEO-Posten übernommen, wie es von ihm zumindest vorübergehend erwartet wird. Allerdings ist das nicht sicher, denn als neuerdings rein privates Unternehmen muss Twitter auch nicht mehr öffentlich über solche Veränderungen informieren.
Das gilt auch für Entlassungen. Kurz vor Abschluss der Übernahme war von geplanten 75 Prozent Stellen-Streichungen die Rede, was Musk aber bei seinem Twitter-Besuch am Mittwoch dementiert haben soll. Am Freitag herrschte zu diesem Thema kurz Verwirrung: Journalisten befragten vor dem Hauptquartier in San Francisco zwei Personen, die mit Kartons davor standen und behaupteten, als Teil einer ganzen Abteilung entlassen worden zu sein. Das schien aber nur eine Spaß-Aktion gewesen sein – Musk selbst amüsierte sich auf Twitter darüber.
https://twitter.com/elonmusk/status/1586108809772089345
Am Donnerstag hatte er den Twitter-Vogel für „frei“ erklärt – eine Anspielung auf seine vorherigen Beschwerden, bei dem Dienst werde zu restriktiv moderiert und gesperrt. Das könnte Musk jetzt ändern lassen, doch der Binnenmarkt-Kommissar der EU erinnerte daran, dass auch für freie Vögel Inhalte-Regeln gelten, nach denen sie sich in Europa richten müssen. Musk selbst veröffentlichte ein Schreiben an Anzeigen-Kunden, in dem er erklärte, Twitter solle zumindest keine „Hölle“ werden, in der ohne Konsequenzen alles gesagt werden könne.
Mit der Übernahme des sozialen Mediums hat sich der Tesla-Chef aber selbst in eine Hölle begeben, findet jedenfalls die große Technologie-Publikation The Verge, die ihn am Freitag in diesem neuen Umfeld begrüßte. Das grundlegende Problem sei, dass Twitter anders als Tesla und SpaceX keine technische Herausforderung sei, sondern eine politische. Der größte Wert für den Dienst liege in davon abhängigen Prominenten wie Musk selbst, doch Menschen seien nun einmal kompliziert und ihr Verhalten schwierig zu regulieren. Freundliche Briefe an Werbekunden würden zudem nichts daran ändern, dass Marken nur dann Anzeigen schalten, wenn ihnen ein sicheres Umfeld garantiert wird – ein weiterer direkter Widerspruch zu dem Musk-Vorhaben, Twitter möglichst „frei“ zu machen.
Musk will Twitter-Rat für Moderation
Tatsächlich soll General Motors Werbung auf Twitter schon ausgesetzt haben, um zunächst zu beobachten, wie sich der Dienst unter neuer Führung entwickelt. Auch dem Account von Citroen entging nicht, dass er jetzt in einem Umfeld aktiv ist, das dem Chef eines Konkurrenten gehört. Er begnügte sich aber vorerst damit, der Plattform in Händen des Tesla-CEO noch einmal Hallo zu sagen. Musk kündigte unterdessen an, einen Rat für Moderation einzurichten. Erst wenn der existiere, würden bedeutende Entscheidungen über Inhalte oder die Wiederzulassung gesperrter Mitglieder gefällt. So dürfte sich auch erklären, dass am Samstag die Account-Sperre für Ex-Präsident Donald Trump anhielt, zu dem Musk vorher angekündigt hatte, ihn auf Twitter wieder mitmachen zu lassen.