Bild: Volker Wissing (Foto: bmvi.de / Laurence Chaperon)
Die deutsche Ampel-Koalition lässt ihren Worten in Energie- und Verkehrsfragen vorerst weitere Worte folgen – aber die sind deutlich. Nachdem sie sich im Koalitionsvertrag auf 80 Prozent erneuerbaren Strom in 2030 und 15 Millionen reine Elektroautos im selben Jahr geeinigt hatte, stellte Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen in dieser Woche zwar noch kein Klima-Sofortprogramm vor, kündigte aber umfangreiche Pakete ab Ostern an. Und wenig später erklärte Verkehrsminister Volker Wissing, dessen FDP sich im Wahlkampf für Technologie-Offenheit ausgesprochen hatte, die Entscheidung für Elektroautos sei längst gefallen. Den deutschen Herstellern riet er in diesem Zusammenhang, sich ein Beispiel an Tesla zu nehmen.
Elektroauto-Strom soll bezahlbar bleiben
Ein kleiner Passus im Koalitionsvertrag der Ampel war geeignet, Zweifel an ihrer Einigkeit in Sachen Auto-Politik zu wecken. Sie stellte sie sich zwar hinter das EU-Vorhaben, dass ab 2035 nur noch CO2-neutrale Pkw neu auf die Straßen kommen – will sich aber laut dem Vertrag dafür einsetzen, dass dazu auch Fahrzeuge zählen, die nur E-Fuels tanken. Das klingt nach der technologieoffenen FDP. Doch der Verkehrsminister aus dieser Partei zeigte sich gegenüber solchen synthetischen Kraftstoffen jetzt nicht mehr sehr aufgeschlossen.
Verfügbare Energieträger müssten jeweils dort eingesetzt werden, wo sie am effizientesten sind, sagte Wissing laut einem Bericht des Tagesspiegel in einem Interview mit dessen Background-Dienst und legte sich fest: „Das ist beim Pkw der E-Antrieb“. Den von seiner Partei einst gelobten E-Fuels erteilte er zwar keine Absage, sagte aber, sie würden auf absehbare Zeit nicht ausreichen, um heutige Verbrenner-Pkw zu betreiben. Im Übrigen bedeute die EU-Regulierung ohnehin, „dass die Entscheidung für die E-Mobilität längst gefallen ist“, erklärte der Minister weiter. Den Umstieg auf Elektroautos will er aber nicht nur hinnehmen, sondern „forcieren“.
Tatsächlich fing der Minister sozusagen gleich mit dem Forcieren an, indem er erklärte, er könne nur dazu raten, auf CO2-neutrale Antriebe umzusteigen. Die Nutzung fossiler Kraftstoffe werde in Zukunft teurer werden, kündigte oder drohte Wissing an. Gleichzeitig gab er ein Versprechen in die andere Richtung ab: „Wir werden dafür sorgen, dass das Laden mit regenerativem Strom bezahlbar bleibt“. Nachdem die Preise dafür bei Tesla und fast überall sonst 2021 stark gestiegen waren, war das ein Punkt, der vielen Elektroauto-Fahrern und -Interessierten Sorgen machte. Die Minister-Ansage könnte sie beruhigen, auch wenn sie nicht sehr konkret war.
Tesla laut Minister Vorbild für Branche
Anders als US-Präsident Joe Biden, der Tesla ignoriert und General-Motors-Chefin Mary Barra als Anführerin der Elektroauto-Wende bezeichnet, scheint Wissing zudem die jüngere Auto-Geschichte zu kennen. Er wiederholte das Ziel von mindestens 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2030. Es sei zu erreichen, aber dafür müsse sich noch einiges verändern, sagte der Minister. Dazu müsse auch die Branche selbst beitragen: „Tesla ist es gelungen, mit seinen Modellen viele Käuferinnen und Käufer zu begeistern, dies würde ich mir auch für die deutschen Autohersteller wünschen.“