Vier Privatpersonen dürfen, frühestens in diesem Oktober, bei „Inspiration4“ mitfliegen, der ersten rein kommerziellen bemannten Weltraum-Mission in der Geschichte. Der Pilot und Finanzier bei dem Ausflug ins All mit Rakete und Kapsel von SpaceX ist Jared Isaacman, Gründer und CEO des Zahlungsdienstleisters Shift4 Payments. Die drei weiteren Plätze verschenkt er. Der erste davon geht an Hayley Arceneaux, Arztassistentin im Kinderkrankenhaus St. Jude in Tennessee, wie jetzt bekannt wurde. Und um einen weiteren bewarb sich Simone Giertz, bekannt als Königin der sinnlosen (eigentlich sogar“shitty“) Roboter und für ihren Umbau eines Tesla Model 3 zum Pickup.
Erste Astronautin mit Prothese
Die bereits ausgewählte Passagierin aus dem Krankenhaus ist 29 Jahre alt und hat als Jugendliche ihren Knochenkrebs besiegt; seitdem trägt sie eine Knie- und Oberschenkelprothese. Arceneaux wird zugleich der jüngste jemals ins All gestartete Mensch sein, und der erste mit einer Prothese.
Der Milliardär Isaacman hatte Anfang Februar bekannt gegeben, mit SpaceX selbst ins All zu fliegen und drei Menschen kostenlos mitzunehmen. Als Hayley Arceneaux jetzt gefragt wurde, ob sie in den Weltraum fliegen möchte, soll sie gerufen haben: „Ja! Ja! Und wie, schreibt meinen Namen drunter.“ CNN Business erzählte sie: „Bis zu dieser Mission mussten Astronauten körperlich perfekt sein, und jetzt ändert sich das. Es ist einfach unglaublich, Krebspatienten nun zeigen zu können, was möglich ist.“ Mit ihrer Prothese konnte Hayley Arceneaux nicht skifahren, auf keinem Trampolin springen – doch im All wird sie kaum Beschränkungen erleben.
Thrilled to share aboard 1st all-civilian space flight on @Inspiration4x will be Hayley Arceneaux, @StJude physician assistant whose story goes much deeper. She’s also a former St. Jude patient — a cancer survivor, who represents hope for kids everywhere. https://t.co/b30SM6LTkx
— Richard Shadyac (@RickShadyac) February 22, 2021
Neben Arceneaux und Isaacman wird ein weiterer Sitzplatz im Rahmen einer Spendenkampagne für das Kinderkrankenhaus St. Jude verlost. Bis Ende Februar können US-Bürger, die mindestens zehn Dollar spenden, bei der Ziehung dabei sein. Isaacman, der selbst 100 Millionen Dollar spendet, will weitere 100 Millionen aus dieser Spendenkampagne für das Krankenhaus auftreiben.
Die Limitierung auf US-Bürger war zu seinem Bedauern nötig geworden, da er in der kurzen Zeit nicht die Genehmigung der US-Regierung für einen ausländischen Astronauten erhalten könne. Eine solche ist nötig, weil Weltraumflüge von der „International Traffic in Arms Regulations“ ITAR betroffen sind, einem amerikanischen Regelwerk zum Handel mit Rüstungs- und Verteidigungsgütern.
Der insgesamt vierte und letzte Platz in der Raumkapsel wird an einen Unternehmer oder eine Unternehmerin vergeben, die Isaacmans neuen Zahlungsservice „Shift4Shop eCommerce“ nutzen. Zahlreiche Weltraumfans haben sich wohl eigens dafür einen Store zugelegt und twittern unter dem Hashtag #inspiration4contest. Darunter ist auch Simone Giertz, schwedische YouTuberin, Erfinderin und Bastlerin von kreativ-nutzlosen Robotern. Sie wurde unter anderem bekannt, als sie 2019 ein Tesla Model 3 zum Pickup umbaute.
https://twitter.com/SimoneGiertz/status/1364288653804068873
Giertz versucht auf Twitter, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem sie zu vielen Retweets ihres Weltraum-Bewerbungsvideos aufruft. Tatsächlich könnte bei der Auswahl am Ende auch die Popularität zählen. Kandidaten für den vierten Sitzplatz werden von einer vierköpfigen Jury ausgewählt, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht.
SpaceX-Chef Musk großzügig
Kommende Woche dürfte klar sein, ob es die Tesla-Königin Giertz oder wer sonst in das erste private Weltraum-Team der Geschichte schafft. Die Passagiere sollen Leadership (in der Person von Jared Isaacman), Hope (verkörpert durch Hayley Arceneaux) sowie Generosity und Prosperity repräsentieren. SpaceX-CEO Elon Musk versprach Isaacman Anfang Februar schon einmal eine flexible Flugplanung: „Wir nehmen mal zwei bis vier Tage an, aber wenn ihr länger fliegen wollt, auch okay.“