Am Donnerstag hat die Aktie von Tesla zum zweiten Mal nacheinander erhebliche Gewinne verzeichnet. Auf den ersten Sprung um gut 5 Prozent am Mittwoch konnten sich Beobachter kaum einen Reim machen, am Donnerstag aber boten sich Twitter-Gerüchte über eine bereits verkaufte Tesla-Produktion für das ganze nächste Quartal als Erklärung an. Zudem könnte eine Ankündigung von CEO Elon Musk zu einem anderen seiner Unternehmen für erhöhtes Interesse gesorgt haben: In einigen Jahren soll der Internet-Dienst Starlink von SpaceX an die Börse gehen – und Musk will Tesla-Anlegern bevorzugten Zugriff auf die neue Aktie verschaffen.
Starlink soll reifer sein als Tesla
Der Starlink-Dienst mit tausenden kleinen Satelliten in einer relativ niedrigen Erdumlaufbahn befindet sich derzeit in einem frühen Beta-Test, an dem auch einige deutsche Kunden teilnehmen. Noch in diesem Jahr soll eine globale Abdeckung erreicht sein. Dass dieses Geschäft langfristig an die Börse soll, hatte Musk bereits erwähnt, ebenso wie Gwynne Shotwell, die als COO das Tagesgeschäft von SpaceX leitet. Laut einem Bericht von Barrons’s hält der Tesla-Analyst Adam Jonas von Morgan Stanley Starlink für den mit Abstand wertvollsten Teil von SpaceX.
Die neuen Aussagen von Musk dazu kamen als Reaktion auf eine Twitter-Nachfrage nach dem Starlink-Börsengang. Der werde noch einige Jahre auf sich warten lassen, wiederholte der CEO von Tesla und SpaceX zunächst. Erst müsse Starlink besser vorhersagbare Umsätze haben, denn ansonsten könne eine Notierung an der Börse „schmerzhaft“ sein. Dabei dürfte er an Tesla gedacht werden, das schon 2010 an die Börse ging, zwei Jahre vor dem Start des Model S und noch viel länger vor dem Volumen-Elektroauto Model 3.
At least a few years before Starlink revenue is reasonably predictable. Going public sooner than that would be very painful. Will do my best to give long-term Tesla shareholders preference.
— Elon Musk (@elonmusk) June 24, 2021
Im Rückblick sieht man es kaum noch, weil die Vervielfachung der Tesla-Aktie seit Ende 2019 frühere Aufs und Abs winzig aussehen lässt. Aber zum Beispiel schon ab Ende 2016 verdoppelte sie sich innerhalb eines halben Jahres, um dann ungefähr genau so schnell die Hälfte dieser Gewinne wieder aufzugeben. Später folgte zunächst eine Zwischenerholung, bis Ende 2018 aber fiel Tesla an der Börse auf das Niveau von zwei Jahren zuvor zurück.
Derlei wilde Schwankungen also will Musk bei Starlink offenbar vermeiden. Ähnlich hatte er sich schon zuvor geäußert, aber dieses Mal reagierte er zusätzlich auf einen schon länger bekannten Wunsch von privaten Tesla-Aktionären: Ob die nicht ein vorrangiges Recht auf Starlink-Aktien bekommen könnten, wurde Musk gefragt. Seine Antwort: Er werde sein Bestes dafür tun, dass langfristige Tesla-Aktionäre bevorzugt werden.
Tesla-Aktie mit Starlink-Option
Bei der Antwort ließ Musk also das „private“ vor den Anlegern in der Frage weg und nahm das „langfristige“ hinzu. Beides sind keine unwichtigen Aspekte, denn im Prinzip stellte der Tesla-CEO damit auch Profi-Investoren bevorzugten Zugriff auf Starlink in Aussicht, wenn sie lange genug dabei sind. Kurz vor dem Börsengang des Internet-Dienstes bei Tesla zuzugreifen, dürfte nicht mehr helfen. Aber weil Musk den erst in einigen Jahren kommen sieht, könnte es jetzt noch rechtzeitig sein. Ab sofort enthalten Tesla-Aktien damit so etwas wie eine Starlink-Kaufoption zu unbekannten Konditionen – aber nur für begrenzte Zeit. So gesehen ist vielleicht nachvollziehbar, dass sie am Donnerstag erneut rund 3,5 Prozent gewannen.