Elektroautos, Batterien dafür und Rohstoffe für diese werden immer gefragter – und am Beginn dieser Wertschöpfungskette wirkt sich das derzeit besonders drastisch aus, weil zu chronischer Knappheit akute Marktwirren hinzukommen, die zum Beispiel den Preis von Lithium auf das Zehnfache des Niveaus von 2020 steigen ließen. Vor diesem Hintergrund erinnerte CEO Elon Musk soeben an die Tesla-Pläne für eigene Rohstoff-Gewinnung und -Verarbeitung. Am Dienstag wurde sogar gemeldet, Tesla habe eine kleine Explorationsfirma gekauft – doch das war eine Fälschung.
Kurs kleiner Rohstoff-Firma vervierfacht
Nachdem er dieses Jahr über trotz der zunehmenden Rohstoff-Preisanstiege nicht viel Bewegung gezeigt hatte und auch am Mittwoch zunächst dabei blieb, kam gegen 11.30 Uhr New Yorker Ortszeit massiv Bewegung in den Kurs von Lithium Corporation. Das Unternehmen hat ein Kürzel mit vier Buchstaben wie Tesla an der Nasdaq, scheint aber nur außerbörslich gehandelt zu werden. In den ersten Stunden kostete die Aktie bei winzigen Umsätzen durchgängig knapp unter 30 US-Cents. Bis kurz vor 12 Uhr sprang sie dann mit hohem Volumen auf bis zu 1,09 Dollar, vervierfachte sich also fast. Anschließend ging es allerdings ziemlich genau so schnell wieder abwärts unter 40 Cent.
Solche heftigen Bewegungen kommen bei Unternehmen mit geringem Börsenwert schon einmal vor – gerade im Rohstoff-Bereich, wo ein großer Fund oder Kunde die Aussichten grundlegend verändern kann. Ein noch größeres Los sollte am Mittwoch Lithium Corporation gezogen haben: Tesla habe die Übernahme des Unternehmens bestätigt, hieß es in einer Meldung bei mindestens einem Börsendienst. Sie war noch am deutschen Mittwochabend abrufbar (s. Bildschirm-Foto oben), und nach der darin angegebenen Zeit erschien sie vor dem US-Börsenstart. Die Aktie kam allerdings erst in Gang, nachdem ein bekannter Tesla-Beobachter diese Meldung auf Twitter eingestellt hatte. Und kaum hatte eine Finanzagentur nachgefragt, fiel der Kurs wieder.
ATTENTION: Despite the news that Tesla had "confirmed" that it acquired Nevada-based lithium mining company $LTUM popping up in various news wires/webistes, 5WPR, the agency cited in the release says the press release is NOT real/authentic. Thx for checking @EdLudlow!
1/2 pic.twitter.com/o1QSqCAKeg
— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) April 13, 2022
Dabei scheint @SawyerMerritt selbst auf einen raffinierten Trick hereingefallen zu sein. Um 11.24 Uhr veröffentlichte er nach eigenen späteren Angaben die Twitter-Nachricht, in der er auf die Tesla-Meldung bei dem Dienst MarketScreener verwies. Als der Kurs-Spuk vorbei war, hatte er sie schon wieder gelöscht. Denn ein Bloomberg-Journalist wies ihn darauf hin, dass die in der Börsen-Nachricht als Kontakt angegebene PR-Agentur bestreite, sie verfasst oder verbreitet zu haben. Später dementierte auch der CEO von Lithium Corporation einen Verkauf des Unternehmens an Tesla.
Gezielter Betrug an Tesla-Anlegern?
Also wurde hier offensichtlich gezielt eine Falschmeldung verbreitet, um eine Aktie mit wenig Kapitalisierung in Schwung zu bringen. Besonders interessant dabei ist, dass erst die Erwähnung durch @SawyerMerritt – mit immerhin gut 200.000 Followern – die kurze Explosion ausgelöst hat. Nach seinen mit Bildschirm-Fotos belegten Angaben war die Nachricht bei mindestens vier Internet-Medien zu lesen, darunter der recht bedeutenden Website MarketWatch (dort allerdings klein als nicht redaktionell bezeichnet). Der Sprung der Aktie über 1 Dollar begann aber erst, kurz nachdem er die Meldung auf Twitter aufgegriffen hatte.
Offenbar hat hier also eine Person oder Gruppe gezielt an Tesla interessierte Anleger in die Irre geführt – bei MarketScreener ist die Meldung nur unter Tesla zu finden, nicht zum Kürzel von Lithium Corporation. Die Twitter-Unterstützung durch @SawyerMerritt erfolgte nach dessen Beteuerung in gutem Glauben. Aber wenn die mutmaßlichen Börsen-Betrüger diesen Faktor eingerechnet haben, dann kennen sie sich mit Tesla und dem Internet-Geschehen darum herum sehr gut aus.