Die FSD-Offensive von Tesla mit Demo-Fahrten in Europa und Tests echter Robotaxis in Austin zeigt Wirkung – vorerst vor allem an der Börse, wo die Aktie am Dienstag bei 489,88 Dollar schloss, so hoch wie nie zuvor. Das gesamte Unternehmen erreichte dadurch einen Wert von rund 1,63 Billionen Dollar und CEO Elon Musk baute seinen Vorsprung als reichster Mensch der Welt weiter aus. Nach Börsenschluss kam jedoch eine weniger positive Nachricht im gleichen Zusammenhang: Wegen missverständlicher Werbung für sein Autopilot-System droht Tesla eine Verkaufssperre in Kalifornien.
Erste Tesla-Robotaxis ohne Aufpasser
Schon ihren früheren Schluss-Rekord bei 479,86 Dollar hatte die Tesla-Aktie getragen von Autonomie-Hoffnungen erreicht, vor ziemlich genau einem Jahr. Damals hatte CEO Musk Donald Trump zum Sieg bei der Präsidentschaftswahl verholfen und Beobachter erwarteten, dass im Gegenzug die Zulassung autonomer Autos in den USA erleichtert würde. Ein Streit zwischen den beiden mächtigen Männern und sinkende Tesla-Verkäufe ließen den Kurs dann bis in dieses Frühjahr einbrechen, bevor er sich bis auf den neuen Rekord-Stand erholte.
Dafür dürften vor allem Robotaxi-Fortschritte verantwortlich gewesen sein. Im Juni begann Tesla in der Stadt Austin, unter dieser Bezeichnung Fahrten in Model Y anzubieten, die von seiner Software FSD (für Full Self-Driving) gesteuert werden, wobei aber ein Mitarbeiter auf dem Beifahrersitz stets eingreifen kann. Bis Jahresende sollte diese FSD-Aufsicht laut Musk wegfallen, und am Wochenende wurden tatsächlich erste gänzlich leere Tesla Model Y auf Straßen in Austin gesehen. Fans feierten das als Durchbruch, und der CEO bestätigte, dass Tests ohne Insassen begonnen hätten.
DMV: Autopilot-Marketing irreführend
Schon das trieb die Tesla-Aktie am Montag kurz auf einen neuen Rekord, und am Dienstag war nach einem weiteren Plus von rund 3 Prozent auch der höchste Schlusskurs aller Zeiten erreicht. Zu dem weiteren Anstieg trugen positive Analysten-Kommentare bei: So blieb die Investmentbank Morgan Stanley zwar bei ihren Kursziel von 425 Dollar, also deutlich unterhalb des aktuellen Niveaus. In einer Studie sagte sie laut Yahoo jedoch voraus, dass Tesla seine (bislang überwachte) Robotaxi-Flotte im nächsten Jahr auf 1000 und bis 2035 auf 1 Million Elektroautos vergrößern könne.
Nach Börsenschluss gab es allerdings erst einmal einen Dämpfer, der mit einem Rechtsstreit mit dem Department of Motor Vehicles (DMV) in Kalifornien zu tun hat. Diese Behörde hatte im Jahr 2022 eine Prüfung begonnen, weil sie Teslas Marketing-Begriffe „Autopilot“ und „Full Self-Driving“ für irreführend hielt. Dazu veröffentlichte das DMV am Dienstagabend seine Entscheidung, bei der es nach eigenen Angaben der Einschätzung eines Verwaltungsrichters folgte.
30 Tage Sperre für Tesla-Verkauf möglich
Und die hat es in sich: Der Richter sei zu dem Schluss gekommen, dass das Tesla-Marketing für seine Assistenz-Systeme tatsächlich in die Irre führe und damit gegen kalifornische Gesetze verstoße, schreibt die Behörde. Auf dieser Grundlage hätte sie sofort eine 30-tägige Sperre für Tesla-Produktion und -Verkauf in dem Bundesstaat verhängen können. Stattdessen gab sie Tesla noch einmal 60 Tage Zeit, um insbesondere die Bezeichnung Autopilot zu verändern. Erst wenn das nicht geschieht, soll das Verkaufsverbot in Kraft treten; die Produktionssperre wurde sogar dauerhaft ausgesetzt.
You gotta love California….
The head of the California DMV says Tesla sales in the state are poised to be suspended for 30 days as a penalty for "misleading consumers about Autopilot and FSD capabilities." The agency said the suspension won’t take effect for 90 days to allow… pic.twitter.com/66EhfYmVuk
— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) December 17, 2025
Nachbörslich sorgte diese Nachricht am Dienstag für einen deutlichen Rücksetzer, der aber bis Mittwochmorgen mehr als wieder aufgeholt wurde. Wie Tesla mit der DMV-Entscheidung zu seinem Autopilot-Marketing konkret umgehen will, blieb zunächst offen. Auf X kommentierte das Unternehmen einen Hinweis darauf mit der Information, der Verkauf in Kalifornien werde ohne Unterbrechung weitergehen. In dem Verfahren sei es angeblich um Verbraucher-Schutz gegangen, jedoch habe sich zuvor kein einziger Konsument über Probleme beschwert.
