Für umfangreiche Papierwerke sind deutsche Behörden immer gut. So bestand die immissionsschutzrechtliche Genehmigung für die Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin aus 536 Seiten plus 66 Ordnern mit weiteren Unterlagen, und das jetzt veröffentlichte Dokument „Haushaltssatzung und Produkthaushalt“ des Landkreises Oder-Spree, in dem sie sich befindet, nimmt gut 700 Seiten in Anspruch. Immerhin enthält es aber auch interessante Informationen über die weiteren Pläne von Tesla für seine Elektroauto-Produktion in Deutschland.
Neuer Tesla-Antrag soll noch 2022 kommen
Dass es auf Dauer nicht bei der im März genehmigten Phase mit bis zu 500.000 Model Y pro Jahr bleiben würde, war insofern lange vorher klar, als erste Pläne vier der langen Produktionsgebäude zeigten, von denen später zunächst nur eines beantragt und gebaut wurde. Ende Oktober kam dazu passend die Nachricht, dass es mit der Erweiterung jetzt wohl konkret losgeht: Schwere Maschinen rückten an, um weitere 70 Hektar von Teslas deutschem Gigafactory-Grundstück zu roden.
Diese Vorbereitungen seien von einer forstrechtlichen Genehmigung gedeckt, berichtete die Märkische Oderzeitung, die als erste von der neuen Aktivität in Grünheide erfuhr. Für weitere Arbeiten brauche Tesla aber erneut eine Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz, deren Beantragung schon vorbereitet werde. Und laut dem jetzt veröffentlichten Haushaltsplan für den Kreis Oder-Spree soll der neue Gigafactory-Antrag noch in diesem Jahr gestellt werden.
According to the draft budget statutes of the county Oder-Spree #Tesla plans to submit their next application end of 2022 to build the 2nd #GigaBerlin phase. So the car output can reach one million per year.
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— Giga Berlin / Gigafactory 4 (@gigafactory_4) November 7, 2022
Das steht in dem langen Dokument der Verwaltung, auf das am Montag der lokale Beobachter @gigafactory_4 hinwies. Nach einer Beschäftigung mit den Kosten von Tierseuchen-Bekämpfung geht es unter dem Punkt „Ausblick/Risiken“ eine Seite lang um Tesla. „Das Unternehmen hat zudem angekündigt, Ende 2022 einen Antrag zur Erweiterung des Werks zu stellen“, heißt es dort. Falls es eine solche Ankündigung gab, war die aber nicht öffentlich. Das Planungsdokument enthält also die erste quasi-offizielle Bestätigung dafür, dass Tesla in Grünheide bald weiterbauen möchte. Auch dass der Antrag noch 2022 kommen soll, wurde bislang höchstens vermutet.
1 Million Elektroautos aus Gigafactory
Darüber hinaus enthält die Planung erstmals Angaben über den geplanten Umfang der Erweiterung. Bei dem angekündigten Antrag gehe es „um eine weitere Kapazitätserhöhung von fünfhunderttausend auf über eine Million Pkw pro Jahr“, heißt es darin. Das ist insofern leicht widersprüchlich, als die derzeit genehmigte Kapazität 500.000 Model Y pro Jahr beträgt und weitere 500.000 Elektroautos somit nicht „über“ eine Million bedeuten würden, sondern genau diesen Wert. Abgesehen von dieser Ungenauigkeit scheint aber jetzt klar zu sein, welche Dimension die nächste Gigafactory-Phase für Tesla haben soll.
Aktualisierung: Der lokale Beobachter @tobilindh, von dem unter anderem das Foto oben stammt, hat teslamag.de auf eine mögliche Fehlinterpretation der Zahlen in dem Text hingewiesen: Das „von“ vor der Zahl 500.000 darin könnte sich auf die derzeit genehmigte Kapazität beziehen. Die geplante Erhöhung wäre somit nicht beziffert, aber das genannte Ziel von mehr als 1 Million Elektroautos pro Jahr widerspruchsfrei damit vereinbar. Er selbst gehe derzeit von einer Kapazitätssteigerung auf 1,5 Millionen aus, schrieb @tobilindh auf Twitter.