Bild: BMBF
Schon vor einem Jahr machte sich die österreichische Entwicklungsfirma Obrist Engineering beim harten Kern von Elektroauto- und erst recht Tesla-Fans unbeliebt: Sie präsentierte ein Model 3 mit deutlich kleinerem Akku und dafür zusätzlich einem Generator unter der Frunk-Haube, das dadurch umweltfreundlicher sein sollte als das Original. Bei der diesjährigen IAA zeigte das Unternehmen in einem Model Y dann die neueste Generation seines als HyberHybrid bezeichneten Konzepts mit einem für Methanol geeigneten Generator. Und wie sich in dieser Woche herausstellte, wird dieser Tesla-Umbau vom Bundesforschungsministerium mit mehreren Millionen Euro gefördert.
Millionen-Förderung für Tesla-Umbau
Denn am Mittwoch stellte Forschungsministerin Anja Karliaczek in Berlin den (trotz etwas dezenterer Beklebung) wohl gleichen Prototypen vor, den Obrist auf der IAA gezeigt hatte. Das Methanol-Auto sei ein „Innovationsschaufenster für eine emissionsarme, ressourcen- und energieeffiziente Mobilität von morgen“, sagte sie laut einer Pressemitteilung. Wo „auch in Zukunft nicht immer eine Ladesäule für das Elektroauto zur Verfügung stehen wird“, könne ein solches Hybrid-Auto eine „gute Lösung sein“.
Deutschland dürfte die Ministerin damit nicht gemeint haben, denn sein Strom-Netz ist eines der robustesten der Welt, und Regierung wie private Unternehmen sind mit Hochdruck dabei, für mehr Elektroauto-Ladesäulen zu sorgen. Allgemein sagte Karliczek, synthetischen Kraftstoffen komme für ein klimafreundliches Mobilitätssystem eine wichtige Rolle zu. Vor möglichen Auto-Anwendungen nannte sie Schiffs- und Flugverkehr.
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Trotzdem hat das Ministerium offenbar allein für den Tesla-Umbau 10 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Förderung erfolgt im Rahmen des 2016 gestarteten Großprojekts Carbon2Chem zur Reduzierung von CO2-Emissionen in der Stahl-Industrie, erklärt es in seiner Mitteilung. Hütten-Abgase sollten darin mit Hilfe von grünem Wasserstoff und 145 Millionen Euro Förderung zu Basis-Chemikalien umgewandelt werden. Seit 2020 läuft die zweite Projektphase, in der es um die industrielle Umsetzung geht. Dazu wurde laut dem Ministerium im August ein „Arbeitspaket zum Methanol-Auto“ ergänzt. Es soll ein Volumen von knapp 10 Millionen Euro haben, das außer an Obrist an drei deutsche Hochschulen fließt.
Spott für Ministerium auf Twitter
Auf Twitter landete Karliczek Ministerium mit dem Foto von dem blauen Tesla Model Y mit „HyperHybrid“-Aufschrift einen echten Hit. Während viele seiner Beiträge dort unkommentiert bleiben, kam dieser bis Donnerstagmittag auf mehr als 100 Weiterleitungen und rund 250 Kommentare. Allerdings waren die Äußerungen weit überwiegend negativ bis verächtlich. Denn der Tesla war ja schon vor dem Millionen-Umbau ein funktionierendes, emissionsarmes Auto, und Wissenschaftler halten grünen Wasserstoff für viel zu teuer, um ihn dort zu verwenden, wo er nicht zwingend gebraucht wird. Daran ändert auch seine Verwendung für die Produktion von Methanol nichts, auch wenn sie das Transport- und Speicher-Problem bei dem überaus flüchtigen Gas abmildert.