Dass das Unternehmen für die Demonstration seines Konzept ein Tesla Model 3 wählte, war wahrscheinlich eine Kombination aus Kalkulation und Wagemut: In diesem Januar stellte Obrist Powertrains aus Österreich seinen HyberHybrid genannten Antrieb vor, der den Tesla von einem reinen Elektroauto zu einem hybriden machte. Das sorgte für internationale Aufmerksamkeit sowie Aufregung bei Tesla-Fans, denn manche ihnen sind überzeugt, dass nur Autos ganz ohne Verbrennungsmotor einen Sinn haben. Obrist aber machte unbeeindruckt weiter und gab jetzt eine Vereinbarung mit dem deutschen Zulieferer ZF bekannt.
Wenig Respekt für Tesla-Original
Der Ärger von Anhängern der reinen Elektroauto-Lehre insbesondere unter Tesla-Fans ist auf gewisse Weise verständlich, denn Obrist zeigte schon für die Präsentation im Januar nicht viel Respekt vor dem Model 3. Der eingebaute Akku wurde entfernt und durch einen viel kleineren ersetzt. Die Front-Haube des Tesla wurde wieder zur Motor-Haube, weil das österreichische Unternehmen dort einen Zweizylinder unterbrachte. Und vielleicht die größte Tesla-Provokation: Das soll nicht nur viel billiger sein als beim Original, sondern auch umweltfreundlicher.
Schon in ersten Berichten zu dem Konzept hieß es, das Unternehmen werde möglicherweise den deutschen Auto-Zulieferer ZF mit ins Boot holen, der ganz in der Nähe seinen Sitz hat. Eine Zusammenarbeit wurde jetzt bestätigt, aber nicht von der Art, wie sie wohl erwartet wurde: Obrist wird Kunde von ZF und will für erhöhte Effizienz und Dynamik eDrive.Motoren von ZF in seinem Antrieb verwenden, berichtet das Portal Engine+Powertrain.
Schon für sein Tesla Model 3 ohne ZF-Motor gab Obrist an, dass es bei Benzin-Betrieb nur 2 Liter auf 100 Kilometer verbraucht – ganz anders als normale Plugin-Hybride, die mit leerem Akku eher mehr verbrauchen als reine Verbrenner-Autos, weil sie zusätzlich die schweren Batterien herumfahren. Auf der anderen Seite sind auch 2 Liter Sprit immer noch 2 Liter mehr als bei reinen Elektroautos von Tesla und anderen. Aber laut Obrist sind sie dafür schwerer als sein Model 3 als Hyperhybrid und der größere Akku bedeutet mehr CO2-Ausstoß bei der Produktion.
Dennoch gehen die Österreicher mit ihrem Konzept weiter in reine Elektroauto-Richtung als andere. Der Verbrenner ist nicht direkt mit den Rädern verbunden, sondern liefert nur Strom für die Batterie – und zwar bei höherem Tempo kontinuierlich, nicht nur wenn sie leer ist. Technische Tricks sollen ihn zudem so laufruhig machen, dass nichts das E-Gefühl stört. Und er heißt auch nicht einfach Motor wie bei normalem Plugin-Hybriden oder Range Extender wie bei anderen seriellen Konzepten, sondern Zero Vibration Generator.
Partner statt Konkurrent wie Tesla
Ein Auto selbst bauen will Obrist offenbar nicht, aber im Januar war davon die Rede, dass schon ein erster Lizenzvertrag mit einem bekannten globalen Unternehmen geschlossen wurde. Das erste Fast-Elektroauto mit Hyperhybrid sollte 2023 zu kaufen sein. Ein ähnliches Konzept verfolgt zudem Mazda mit dem Elektro-SUV MX-30, der einen relativ kleinen Akku bekommen soll und Bedarf mehr Strom von einem Wankelmotor.
Um Tesla dürfte es sich bei dem noch ungenannten Partner ebenfalls nicht handeln. Auch dort wurde in frühen Zeiten einmal ein serieller Hybrid gebaut, dann aber für zu teuer und nicht leistungsfähig genug befunden, wie der Biografie von CEO Elon Musk zu entnehmen ist. Einer der Gründe für die Entscheidung für reine Akku-Autos war demnach auch, dass Tesla mit Hybriden zumindest teilweise gegen die Kernkompetenz sämtlicher traditionellen Auto-Hersteller hätte antreten müssen. Obrist aus Österreich aber will ja ihr Partner werden.