Bild: Tesla (Symbolfoto)
In diesen Tagen hat bei Tesla nach Berichten die Produktion des Sattelschleppers Semi begonnen – noch nicht im großen Volumen, sondern eher in einer Art Vorserie, deren Fahrzeuge Kunden für Tests in der Praxis zur Verfügung gestellt werden. So hat PepsiCo wiederholt erklärt, noch in diesem Jahr mit der Auslieferung von 15 Tesla Semi zu rechnen, und begonnen, eine schnelle Ladestation dafür zu bauen. Insofern könnten bald Realdaten über den Elektro-Laster bekannt werden, wenn Pepsi nicht zum Schweigen verpflichtet wurde. Rein theoretisch und mit einigen Annahmen aber hat ein Technik-YouTuber schon jetzt berechnet, wie er sich auf der Straße machen dürfte.
YouTuber: Tesla-Werte sind erreichbar
Die von Tesla bei der Vorstellung des Semi Ende 2017 genannte Reichweite von bis zu 500 Meilen (gut 800 Kilometer) stieß zum Teil auf Unglauben. So ließ der für Lastwagen zuständige Daimler-Vorstand erkennen, dass er sie für physikalisch unmöglich hält. Tatsächlich ist der Serien-Produktionsstart des Semi inzwischen zwei Jahre überfällig und soll laut CEO Elon Musk jetzt nicht mehr vor 2023 erfolgen. Doch der Moderator des YouTube-Kanals kommt zu dem Ergebnis, dass der von Tesla genannte Wert durchaus zu erreichen wäre.
Dazu verwendet er die Tesla-Angabe zum Luftwiderstandsbeiwert, der mit 0,36 für einen Lastwagen ungewöhnlich niedrig ist. Die Front-Fläche dazu schätzt er anhand der Dimensionen normaler Auflieger auf etwa 9,6 Quadratmeter. So ergibt sich der Luftwiderstand, der überwunden werden muss, um den Semi in Bewegung zu setzen und zu halten. Das Gleiche gilt für den Rollwiderstand, für den der YouTuber Daten aus Tests mit einem beladenen Lastwagen verwendet. Das Zwischenergebnis daraus lautet: Der von Tesla angegebene Energie-Bedarf von unter 2 Kilowattstunden pro Meile lässt sich mit einem Wert von 1,99 realisieren.
Damit kann man auch berechnen, wie viel Energie der gesamte Semi-Akku enthalten muss, um bei 60 Meilen pro Stunde die von Tesla genannten Reichweiten zu schaffen. Für die Variante mit 300 Meilen ergeben sich knapp 600 Kilowattstunden. Das liegt in der Nähe einer Angabe von CEO Elon Musk von diesem Februar, laut der ungefähr 500 Kilowattstunden gebraucht würden. Für 500 Meilen Reichweite kommen in dem Video entsprechend knapp 1000 Kilowattstunden Akku-Bedarf heraus.
Das bedeutet, dass der Semi eine Menge zusätzliches Gewicht herumfahren wird. Anhand von Daten zum neuen Model S kommt der YouTuber auf eine Energie-Dichte von 186 Wattstunden pro Kilogramm, woraus sich bei 600 Kilowattstunden ein Gewicht von 3,2 Tonnen ergibt und bei 1000 Kilowattstunden von knapp 5,4 Tonnen. Etwas leichter könnte der Semi-Akku mit den von Tesla selbst entwickelten 4680-Zellen werden, die nach Angaben des Unternehmens im fertigen Paket eine Energie-Dichte von mindestens 215 Wattstunden pro Kilogramm ermöglichen. Damit würde der Akku für 300 Meilen noch 2,8 Tonnen und der für 500 Meilen 4,65 Tonnen wiegen.
Musk: Semi wegen Chip-Mangel später
Dem stehen jeweils Einsparungen durch wegfallenden Diesel-Motor und Getriebe gegenüber, die nicht das gesamte Extra-Gewicht ausgleichen dürften. Mehrere Länder sind allerdings dabei, einen Zuschlag von 2 Tonnen für lokal emissionsfreie Lastwagen zu erlauben, oder haben das schon umgesetzt. Zumindest heute ließe sich, wenn Tesla in seiner Pilotanlage in Fremont inzwischen genügend 4680-Zellen produziert, ein Semi sogar mit 500 Meilen Reichweite ohne große Praxis-Einschränkungen also wohl realisieren. Nach Aussagen von CEO Musk von diesem Juli sorgt jedoch die anhaltende Chip-Knappheit dafür, dass sich Semi und auch der Cybertruck weiter verzögern.