Bild: Tesla (Darstellung von Autopilot-Sensoren nur mit Kameras)
Mit der Entscheidung, nach dem Radar auch noch die Ultraschall-Sensoren an seinen Elektroautos wegzulassen, hat Tesla für Verunsicherung gesorgt. Schon der Verzicht auf Radar im Sinne des neuen Prinzips „vision only“ ab dem vergangenen Frühjahr sorgte dafür, dass einige Autopilot-Funktionen wegfielen und bis heute eingeschränkt sind. Mit der Ultraschall-Abschaffung fallen jetzt auch mehrere Parkhilfen weg. Laut Tesla ist das aber nur vorübergehend der Fall – und tatsächlich hat ein Experte in neuer Software schon Vorkehrungen für Abstandsmessungen nur mit Kamera entdeckt.
Sensor-Simulation in Tesla-Software
Anfang Oktober informierte Tesla auf einer Seite, die mit der Radar-Entscheidung im Frühjahr 2021 eingerichtet wurde, dass zunächst bei Model 3 und Model Y und ab 2023 in Model S und Model X auch die Ultraschall-Sensoren wegfallen. Deren Daten sollen durch Berechnungen auf Grundlage von Kamera-Bildern ersetzt werden, die derzeit im Beta-Test mit der Autopilot-Software FSD in Nordamerika erprobt werden. Bis dahin fällt für alle Käufer neuer Model 3 und Model Y die Angabe von Abständen zu Objekten in der Umgebung bei langsamer Fahrt weg. Drei weitere Funktionen, die Teil der bezahlten Autopilot-Optionen FSD und EAP wurden ebenfalls ausgesetzt.
„In naher Zukunft“ soll sich das nach Angaben auf der Vision-Seite wieder ändern. Das kann bei Tesla vieles heißen, doch am Mittwoch entdeckte der als Tesla-Hacker bekannte IT-Experte @greentheonly in neuer Software bereits konkrete Anzeichen dafür: Die Version 2022.40.4 beziehe bei Fahrzeugen ohne Ultraschall-Sensor Daten zu Abständen beim Parken vom Autopilot-System, schrieb er nach seiner ersten Analyse.
2022.40.4 merges no-ultrasonics code into "mainline", now receives parking distances from autopilot (where not equipped with proper ultrasonics)
new restraint type for model Y in NA: FSAB (w/e that is)
new wiper motor with firmware update capability
All season GoodYear 21" tires— green (@greentheonly) November 2, 2022
Laut @greentheonly scheint das neue System so angelegt zu sein, dass es das Vorhandensein von Ultraschall-Sensoren an den bisherigen Positionen simuliert und dem Fahrer wie zuvor Abstände zu jedem davon anzeigt. Wie das in der Praxis aussieht, konnte er noch nicht sagen. Die Verteilung der neuen Tesla-Software 2022.40.4 hat nach Angaben von Tracker-Diensten erst in dieser Woche begonnen. Die Versionshinweise dazu wurden schon bekannt, doch die Verwendung von Kamera-Daten zur Abschätzung von Abständen im Nahbereich wird darin nicht erwähnt.
FSD-Teilaspekt für Europa möglich
Nach Angaben von Tesla auf der Vision-Seite liefert die Beta-Software FSD bereits eine hoch aufgelöste Positionierung im Raum und soll sich im Lauf der Zeit noch schnell verbessern. Getestet wird sie derzeit von etwa 160.000 Personen in Nordamerika, und laut CEO Musk sollen vor Ende des Jahres auch alle anderen Kunden dort die FSD-Software erhalten, wenn sie für die gleichnamige Option bezahlt haben. Europäische Kunden dagegen haben davon noch nichts gesehen und klagen zunehmend, dass Tesla das reguläre Autopilot-System für sie kaum noch weiterentwickle. Mit der Ultraschall-Simulation könnte aber zumindest ein Aspekt der FSD-Version bald auch zu ihnen kommen.