Seit Anfang 2019 führt der französische Tesla-Fahrer @TeslaStars auf Twitter eine regelmäßig aktualisierte Liste der Software-Neuerungen, die sein Model 3 mittels drahtloser Updates bekommt. In dieser Woche berichtete er erfreut von der neuesten Version 2022.24.6, mit der Tesla zum Beispiel mitnehmbare Fahrer-Profile in der Cloud einführt. Von ihm zunächst unbemerkt wurde allerdings auch der Radar-Sensor in dem Model 3 deaktiviert, was einige Einschränkungen mit sich bringt.
Rückschritt in die Tesla-Zukunft
Im Frühjahr 2021 verkündete CEO Elon Musk, dass die Zukunft für autonomes Fahren bei Tesla in „vision only“ liegt, also in der Auswertung allein von Kamera-Bildern. Bei Model 3 und Model Y für die USA fiel kurz darauf der Radar-Sensor weg, der bis dahin in der Front aller Tesla-Modelle steckte, später folgten Model S und Model X sowie der Rest der Welt. Mit Software ab der Version 2020.20.9 hat jetzt zudem die Umstellung älterer Teslas auf „vision only“ wie bei @TeslaStars begonnen, die früher oder später alle Besitzer erreichen dürfte.
Einstweilen ist das aber eher ein Rückschritt. Besitzer neu produzierter Model 3 und Model Y in Deutschland ohne Radar haben zum Beispiel schon begonnen, sich über das Autopilot-System auf Vision-Basis lustig zu machen, denn ohne Kamera muss die Scheibenwischer-Automatik aktiviert sein. Die ist jedoch gelegentlich stark übereifrig, was Tesla die Verballhornung „wischen only“ einbrachte. Ebenfalls von selbst aktiviert sich der Fernlicht-Assistent, über den der norwegische YouTuber Bjorn Nyland in einem Tesla-Test vor kurzem praktisch 20 Minuten lang schimpfte. Diese Autopilot-Unterstützung lässt sich immerhin abschalten.
https://twitter.com/TeslaStars/status/1565435578929319937
Wie @TeslaStars zuerst nicht glauben mochte, dann aber erfolgreich überprüfte, bedeutet Autopilot auf reiner Vision-Basis zudem, dass das maximale Tempo für automatisches Lenken auf 140 km/h statt 150 km/h wie früher mit zusätzlichem Radar-Sensor begrenzt ist. Außerdem kann man den Abstand zum Vorderfahrzeug nicht mehr auf die niedrigste Stufe 1 stellen. Das Tesla-Tempolimit wurde seit der Vision-Einführung schon von zunächst 130 km/h angehoben. Die komplette Wiederherstellung des früheren Autopilot-Umfangs soll nach Angaben auf einer Tesla-Seite zu der Umstellung „in den kommenden Wochen“ erfolgen.
Vision-Autopilot sanfter und merkwürdig
Echte Vorteile scheint die Vision-Software auf ihren aktuellen Stand nicht zu haben. @TeslaStars berichtete von sanfterem Fahren als zuvor mit Radar, aber auch von neuen Merkwürdigkeiten wie Zögern beim Überholen auf einer zweispurigen Autobahn. Außerdem zeigte er sich erstaunt darüber, dass Tesla die Radar-Abschaltung bei ihm mehr oder weniger versteckt hat: In den Software-Hinweisen zu der Version, mit der sie umgesetzt wird, stehen keine Informationen darüber. Dass er jetzt einen Vision-Tesla fährt, konnte er nach der Installation nur den Erläuterungen zu den Vorversionen 2022.20 (s. Foto oben) und 2022.16 entnehmen.