Bild: EnBW (Symbolfoto)
Um eine Supercharger-Station von Tesla zu erreichen, muss man sich fast immer ein paar hundert Meter und manchmal auch einige Kilometer von der Autobahn entfernen, denn direkt an deren Rand befindet sich keine davon – die rund 400 Rastanlagen in Deutschland werden zumeist von der Gruppe Tank & Rast betrieben, die Verträge nur mit anderen Ladesäulen-Anbietern geschlossen hat. Vielleicht auch deshalb ist die Elektroauto-Infrastruktur an deutschen Autobahnen immer noch mäßig, wie aus einem Test des ADAC hervorgeht.
Elektroauto-„Relikte“ an der Autobahn
An rund 370 Rastanlagen und damit fast 90 Prozent der Gesamtzahl gebe es derzeit Möglichkeiten zum schnellen Aufladen von Elektroautos, heißt es in einem Beitrag des Auto-Clubs von diesem Montag – insgesamt 1900 Ladepunkte. Das bedeutet eine gute Abdeckung und immerhin durchschnittlich fünf Gleichstrom-Stecker pro Standort. Doch laut ADAC gibt Tank & Rast an, dass weniger als die Hälfte davon (770 Stück) mindestens 150 Kilowatt Leistung liefert.
Beim Rest handle es sich um „Relikte aus der Anfangszeit der E-Mobilität“, schreibt der ADAC – Säulen mit 43 Kilowatt oder 50 Kilowatt, die vor Tesla Stand der Technik waren und heute von vielen Elektroautos weit überschritten werden. Auf Anfrage soll Tank & Rast mitgeteilt haben, dass alte Anlagen sukzessive auf das heute aktuelle Niveau gebracht werden sollen und dass die Zahl der Ladepunkte mit dem wachsenden Elektroauto-Bestand in Deutschland zunehmen soll.
150 kW Leistung nicht Raststätten-Standard
„Moderne“ Säulen für schnelles Laden wollte Tank & Rast laut einer Mitteilung von März des Jahres schon ab Ende 2017 möglichst an allen rund 400 Autobahn-Raststätten im eigenen Netz anbieten. Als einer der Partner dafür wurde EnBW erwähnt, das zunächst Ladesäulen mit 50 Kilowatt Leistung baue. Die Standorte würden aber auf 150 Kilowatt und mehr ausgelegt, und 2018 werde die Aufrüstung auf solche höheren Werte beginnen.
Bundesweit abgeschlossen ist sie offenbar immer noch nicht. In einer eigenen Stichprobe des ADAC boten von 40 Autobahn-Raststätten jetzt 2 überhaupt keine Lademöglichkeit. Weitere 18 Anlagen hätten nur „langsame Schnelllader“ mit maximal 50 Kilowatt gehabt. Wirklich schnelles Laden wäre also hochgerechnet nur an jeder zweiten Rastanlage direkt an deutschen Autobahnen möglich. Zudem müssen die Säulen mit bis zu 150 Kilowatt in dieser Untergruppe laut ADAC manchmal zwei Elektroautos gleichzeitig versorgen, sodass für jedes nur die Hälfte bleibt.
Tesla und Fastned klagen gegen Monopol
Der Umweg zu einem Tesla-Supercharger kann sich also nicht nur preislich lohnen, sondern auch zeitlich – und im deutschsprachigen Raum sind nach Angaben des Unternehmens inzwischen 95 Prozent der eigenen Säulen auch für andere Elektroautos nutzbar. Wie der ADAC-Test zeigte, machten die Autobahn-Ladestellen zudem auch sonst nicht unbedingt eine gute Figur: Nur zwei davon seien überdacht gewesen, und bei jedem vierten Standort sei mindestens ein Platz durch nicht ladende Fahrzeuge belegt gewesen.
Mit dem Quasi-Monopol von Tank & Rast zur Vergabe von Ladesäulen-Plätzen auf deutschen Autobahn-Rastanlagen könnte es aber ohnehin demnächst vorbei sein. Seit vergangenem Mai gehen Tesla und Fastned juristisch dagegen vor, dass die vorherige Tankstellen-Konzession der privatisierten Gruppe ohne Ausschreibung auf Ladesäulen ausgeweitet wurde. In einer Klage vor dem OLG Düsseldorf hat das Gericht laut der Fachpublikation Juve in diesem Juni allerdings nicht darüber entschieden, sondern die Frage der Rechtmäßigkeit zur Klärung an den Europäischen Gerichtshof weitergereicht.