Bild: Gigafactory in China (Foto: Tesla)
In China muss sich selbst Tesla anpassen. Denn nicht nur ist der Elektroauto-Markt umkämpfter als anderswo, was Teil der Erklärung für die dortige intensivere Öffentlichkeitsarbeit von Tesla sein dürfte. Darüber hinaus ist der chinesische Staat trotz wirtschaftlicher Liberalisierung noch immer viel strenger als westliche Regierungen. Und genau das bekommt Tesla jetzt offenbar zu spüren: Wegen Beschwerden von Kunden wurden Vertreter des Unternehmens zur Stellungnahme vor fünf Behörden zitiert und erklärten anschließend, tief über Schwächen in eigenen Geschäftsprozessen nachzudenken.
2020 Ermahnung wegen FSD-Computer
China ist ein zunehmend wichtiger Markt für Tesla. Im vergangenen Jahr machten die Verkäufe in dem Land mit rund 147.000 knapp 30 Prozent des weltweiten Tesla-Volumens an Elektroautos aus. Der Großteil davon wurde in der lokalen Gigafactory in Shanghai produziert, die zeitweise auch Model 3 mit LFP-Akku für Europa lieferte.
Schon im März 2020 hatte Tesla in China etwas bekommen, das man mindestens als Klapps auf die Finger verstehen kann: Lokale Model 3 waren statt mit dem ein Jahr zuvor für alle neuen Teslas versprochenen neuen FSD-Computer für das Autopilot-System und später autonomes Fahren teils mit dem Vorgänger-Modell ausgestattet. Nach Berichten bestätigte Tesla das und kündigte einen Austausch an. Dennoch veröffentlichte die Regierung eine Stellungnahme, in der sie Tesla aufforderte, Konsistenz, Qualität und Sicherheit seiner Produkte zu gewährleisten.
Kunden in Europa kennen das Problem mit der älteren Autopilot-Hardware – auch ihre Model 3 kamen teils mit der als HW2.5 bezeichneten Vorgänger-Version. Für diese Elektroautos sowie ältere, die vor der Einführung des FSD-Computers, aber schon mit der bezahlten Autonomie-Option gleichen Namens ausgeliefert wurden, hat Tesla ebenfalls einen Austausch zugesagt, der aber in Europa auf sich warten lässt. Staatliche Ermahnungen dazu wurden bislang nicht bekannt.
Tesla-Vertreter vor fünf Behörden
In China aber wurden Tesla-Vertreter jetzt sogar von fünf staatlichen Stellen vorgeladen, berichtete die staatsnahe Publikation Global Times am Montag. Der US-Autohersteller sei vom Markt-Regulierer und vier Ministerien gedrängt worden, chinesische Gesetze und Vorschriften strikt zu beachten und die legitimen Rechte und Interessen von Kunden zu schützen. Man akzeptiere „aufrichtig die Richtlinien von Behörden“, zitiert Global Times aus einer Tesla-Stellungnahme dazu, die auf Englisch auch auf Twitter veröffentlicht wurde.
Tesla China responded with this statement translated into English.#Tesla #TeslaChina #China #特斯拉 #中国 $TSLA https://t.co/2KEfYPg3I0 pic.twitter.com/fXXOiFP9Hx
— Jay in Shanghai 电动 Jay (@JayinShanghai) February 8, 2021
Worum es bei der Vorladung ging, ist dem Bericht nur ansatzweise zu entnehmen. Darin ist von „mehreren Beschwerden bezüglich Qualitätskontrolle“ aus den vergangenen Monaten die Rede. Zu diesen würden ungewolltes Beschleunigen, Batterie-Brände und „abnormale“ Funk-Updates zählen. Laut Global Times gab es in China mehrere Unfälle mit „außer Kontrolle geratenen“ Teslas, wobei das Unternehmen jeweils darauf bestanden habe, dass kein Fahrzeug-Fehler vorlag. Außerdem erwähnt die Publikation ein Model 3, das Ende Januar in Shanghai in Flammen aufging.
Staatliche „Orientierung“ für Tesla
Zu diesem Fall hatte Tesla informiert, dass das Akku-Paket durch eine vorherige Kollision mit einer Metall-Platte am Boden beschädigt gewesen sei. Über Fälle unerwünschter Beschleunigung wurde auch in den USA mehrfach berichtet, aber Tesla gibt dazu an, dass ausweislich der protokollierten Daten stets die Personen am Steuer selbst verantwortlich waren. Die Verkehrsbehörde NHTSA bestätigte das nach einer Untersuchung.
In China musste Tesla jetzt trotzdem Besserung geloben oder tat es freiwillig. Man befinde sich derzeit „unter Orientierung durch Abteilungen der Regierung“, heißt es in der allerdings teils holprig übersetzten Erklärung sogar. Tesla werde die internen Arbeitsmechanismen und -prozesse sowie das interne Management in alle Richtungen stärken, erklärt das Unternehmen weiter, und den Schutz der Rechte und Interessen von Verbrauchern untersuchen und effektiv umsetzen.